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Nachhaltig in den Konkurs? Ein Aufruf zu einer sachlichen Debatte

Gastkommentar von Roman Mesicek

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Alarmierende Schlagzeilen konnte man in den vergangenen Monaten in den Zeitungen lesen: „Konkurs über Backhausen eröffnet“, „Fair-Trade-Großhändler Eine Welt Handel insolvent“, „Griffnerhaus meldet Insolvenz an“. An sich nichts Besonderes: Die Wirtschaft ist ein Kreislauf. Neue Unternehmen und Geschäftsmodelle entstehen, andere hören auf zu existieren. Sei es, weil „die Krise“ die Rahmenbedingungen so weit erschwert hat, dass – oft nicht selbst verschuldet - einfach kein ertragreiches Wirtschaften mehr möglich ist. Oder weil die Unternehmen bei den massiven Veränderungen durch globalere Märkte und schnellere Informationstechnologien den Anschluss verloren haben. Aber in all dem wirtschaftlichen Auf und Ab der vergangenen Jahre gab es immer einen Hoffnungsschimmer: Nachhaltiges Wirtschaften garantiert den langfristigen Unternehmensbestand. Will heißen, jene Unternehmen die soziale und ökologische Themen in Ihre strategische Entwicklung integrieren, werden am Ende besser dastehen.

Doch jetzt das böse Erwachen: Drei Vorzeigeunternehmen im Bereich Nachhaltigkeit haben es scheinbar nicht geschafft. Backhausen hat im Bereich cradle-to-cradle Zeichen gesetzt und erheblich dazu beigetragen, dieses Thema in Österreich bekannt zu machen. Griffnerhaus dachte Fertighäuser neu und entwarf diese im Green Design im Einklang mit Mensch und Natur. Und Eine Welt Handel war in den letzten Jahren mit dem Schaffen fairer Handelsbeziehungen auf globaler Ebene einer der starken Promotoren von Fair Trade.

Es ist spannend, die jetzt stattfindenden Diskussionen rund um den erwarteten oder schon eingetretenen Konkurs dieser Unternehmen zu verfolgen. Die einen - „old school“ – haben es ja immer schon gewusst, dass sich rund um gesellschaftlich verantwortliches Wirtschaften kein „business case“ zimmern lässt. Die anderen – großteils in der Nachhaltigkeitsszene angesiedelt – schwanken zwischen Verzweiflung, Schönreden und Ignoranz.

Die Frage, warum diese Unternehmen gescheitert sind, lässt sich aufgrund des Studiums von Medienberichten nicht beantworten. Vielleicht wurde zu viel und zu risikoreich investiert, der Markt falsch eingeschätzt, oder der Wunsch, etwas in unserer Gesellschaft zum Positiven zu verändern, hat dazu geführt, dass wirtschaftlichen Kennzahlen weniger Bedeutung zugemessen wurde. Möglicherweise in der Überzeugung, dass es „die Nachhaltigkeit“ schon richten wird. Antworten werden wir sicherlich noch erhalten. Denn es ist diesen und anderen Unternehmen zu wünschen, dass aus einer Aufarbeitung neue Erkenntnisse gewonnen werden, die dann allen Wirtschaftstreibenden zu Gute kommen.

Wir leben in einem Veränderungsprozess der Zeit braucht. Eine neue, ressourcenschonende Wirtschaft mit politischen Rahmenbedingungen und Anreizsystemen, die diese unterstützt, existiert noch nicht. Und die alte, etablierte ist im Umbruch. Das zeigt auch die Zunahme der Intensität, mit der globale Großunternehmen in den letzten Jahren versuchen, sich einen Reim auf die Vision der Nachhaltigen Entwicklung und den wirtschaftlichen Beitrag dazu zu machen. Wir sind also alle aufgefordert, aus diesen - und natürlich auch aus positiven - Erfahrungen zu lernen und damit das sich verändernde System und seine Wechselbeziehungen besser zu verstehen. Mit dem Ziel, dass sich langfristig wirtschaftliche, ökologische und soziale Ziele in Unternehmen nicht kanibalisieren sondern in einer Gesamtstrategie zu langfristigem wirtschaftlichem Erfolg führen. Eben zu Nachhaltigem Wirtschaften.

DI Roman H. Mesicek ist Studiengangsleiter für Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement an der IMC Fachhochschule Krems. Der Master-Studiengang bildet „innovative DenkerInnen“ für wirtschaftlich herausfordernde Zeiten aus, die neue Innovation und Konzepte für nachhaltiges Wirtschaften entwickeln.