zum Inhalt springen

Aquaponic: Fisch und Gemüse ernten

Fische und Gemüse innerhalb eines in sich geschlossenen Systems züchten - das klingt vielversprechend, ist ökologisch und regional. Aquaponic nennt sich das System und erste Anlagen gibt es bereits in Wien.

bluen___aquaponic_fisch
Foto: BLÜN BLÜN

Die weltweit erste Aquaponic-Farm entstand 2011 in Basel. Die Urban Farmers realisierten auf dem Dach eines Lokdepots eine 250 Quadratmeter große Anlage, in der das Abwasser der Fischzucht gleich als natürlicher Dünger für den Gemüseanbau verwendet wurde. Das klang vielversprechend und die Urban Farmers ernteten großes Aufsehen. Bei Errichtungskosten von rund 1 Million Franken (ca. 915.000 Euro) warf die Basler Pilotanlage jedoch keinen Gewinn ab. Das mag auch mit ein Grund sein, warum sich die  Urban Farmers einem einträglicheren Geschäft zugewandt haben: Statt Gemüse pflanzten sie Hanf. Die Geldgeber haben daraufhin die Finanzierung beendet und die Anlage wurde eingestellt.

Aquaponic ist aber nicht vergessen und weltweit enstehen weitere Anlagen.

So funktioniert Aquaponic

Aquaponik bezeichnet ein Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbindet. Bei einer Aquaponik Anlage handelt es sich immer um die Kombination einer geschlossenen Kreislaufanlage zur Fischproduktion und einer Hydroponikanlage zur Pflanzenzucht, zum Beispiel für Gemüse und Kräuter. D.h. bei dieser Form der Aquakultur wird das Abwasser gleich zur Düngung des Gemüses verwendet. Die Fisch- und die Gemüseproduktion werden quasi zusammengeschlossen.

pressebild1_bluen_aquaponik_start_up_ev
Die BLÜN-Gründer im Bild v.li.n.re.: Bernhard Zehetbauer, Michael Berlin und Stefan Bauer (Gregor Hoffmann nicht im Bild) . Foto: Robert Herbst pov.at Die BLÜN-Gründer im Bild v.li.n.re.: Bernhard Zehetbauer, Michael Berlin und Stefan Bauer (Gregor Hoffmann nicht im Bild) . Foto: Robert Herbst pov.at

BLÜN in Wien

Der erste heimische Aquaponik-Betrieb wurde im Jänner 2017 von vier jungen Land- und Forstwirten aus Wien gegründet. Bernhard Zehetbauer, Michael Berlin, Stefan Bauer und Gregor Hoffmann produzieren darin Barsche, Wels und Fruchtgemüse. Die Mengen sind beträchtlich: So können pro Jahr 12 Tonnen Fisch und 10 Tonnen Fruchtgemüse (Tomaten, Gurken, Paprika, Melanzani, Chili) verkauft werden. Mittlerweile beliefern BLÜN auch namhafte Gastronomen der Bundeshauptstadt. So stehen im Restaurant Heuer am Karlsplatz der Wiener Wels und der Wiener Barsch in unterschiedlichen Zubereitungen auf der Karte, ebenso im Palais Coburg. 

bluen_wels_filet_1024x1024
Die Welsfilets aus Wien sind in der Spitzengastronomie beliebt. Foto: BLÜN Die Welsfilets aus Wien sind in der Spitzengastronomie beliebt. Foto: BLÜN

Die Wiener Barsche und die Wiener Welse werden in getrennten Becken gehalten. „Die Welse brauchen mehr Ruhe als die Barsche und auch Dunkelheit“, erklärt Stefan Bauer. Derzeit werden zwei Fischarten gehalten, „aber wir können uns auch vorstellen, noch andere Arten, die für eine derartige Form der Haltung geeignet sind, aufzunehmen“, ergänzt er. Die Fische leben sechs bzw. neun Monate in einem separaten Raum in der Gärtnerei, bis sie geschlachtet werden können. „Das Wasser läuft ständig im Kreislauf über einen Biofilter, der das Herzstück unserer Anlage ist. Jeden Tag geben wir rund zehn Prozent Frischwasser dazu und genauso viel Wasser pumpen wir ab. Dieses wird dann zum Bewässern und Düngen unseres Gemüses verwendet“, erklärt Stefan Bauer.

Gemüse-Produktion

Im 400 m2 großen vegetarischen Teil der Anlage kultiviert Stefan Bauer Melanzani, Gurken, San Marzano Tomaten, Paprika und Chili. Diese Kulturen brauchen ähnliche Temperaturen und können in einem geschlossenen System sehr gut parallel angebaut werden. An 35 Wochen im Jahr kann geerntet werden. Die Erntemenge pro Jahr beträgt etwa zehn Tonnen Gemüse. „Wir nutzen das gefilterte Wasser aus den Fischbecken zum Gießen und die aufbereiteten Exkremente der Fische als natürlichen Dünger. Deshalb können wir auf Herbizide und Fungizide komplett verzichten“, beschreibt Stefan Bauer die Anlage.
 

bluen___melanzani_gestreift_1024x1024
Melanzani und anderes Gemüse werden mit dem gefilterten Wasser aus dem Fischbecken gegossen. Foto: BLÜN Melanzani und anderes Gemüse werden mit dem gefilterten Wasser aus dem Fischbecken gegossen. Foto: BLÜN

Warum ist Aquaponic nicht bio?

Aufgrund einer Verordnung dürfen Lebensmittel, die nicht auf Ackerboden oder in Naturbecken gezogen werden nicht „BIO“ zertifiziert werden. Die Indoor Fischzucht als auch die biologische Produktion auf Substraten (also grundsätzlich Bio taugliche Komposterden, Torfarten, Kokostorfe und dgl.) ist nicht als BIO vorgesehen. Die traditionelle Produktion in BIO ist mit dem gewachsenen Boden verbunden.

Infos:

Erhältlich sind Fisch und Gemüse  ab Hof in der Schafflerhofstraße 156, 1220 Wien (DO 9-17 Uhr, FR 9-19 Uhr, SA 9-13 Uhr), im Onineshop und bei ausgewählten Handelspartnern wie „Meinl am Graben“.

Interessierte sind willkommen und werden gerne durch die Anlage geführt. https://bluen.at/