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Das WurmHotel

Gemeinsam Biomüll in Erde verwandeln!

Jemand hält mit beiden Händen reichhaltige Komposterde, in der sich Würmer kringeln.
Foto: wurmkiste.at / Ingo Kapelari
Illustration eines rosa Comic-Regenwurms mit Gesicht und einer grünen Schirmkappe.
Illustration: Designer Things / iStock

Hallo! Ich bin Toni, der Regenwurm. Genauer bin ich ein Kompostwurm: ein Regenwurm, der ein bisschen kleiner ist, als der, den du in Wiesen und auf Wegen meistens siehst, und der sich besonders gern um Sachen annimmt, die kompostiert gehören. Nachdem ich in Andorf (OÖ) in einer großen, mit Erde gefüllten Kiste aus meinem Ei geschlüpft bin, habe ich gleich nach einem neuen Zuhause gesucht – in Wien eine Unterkunft zu finden, ist heutzutage nicht ja so leicht, dort soll es aber (wohl ob der Kaffeehausdichte) besonders viel lauwarmem Kaffeesatz geben – eine meiner Leibspeisen! Seit August bin ich stolzer Bewohner eines WurmHotels im 22. Bezirk. Vielleicht fragt ihr euch, was ein WurmHotel ist – für mich war es auch etwas ganz Neues. Lasst es mich euch zeigen!

Mein Zuhause bietet eine einfache und effektive Lösung für ein ganz übliches Problem: Stellt euch vor, ihr habt gerade ein köstliches Abendessen mit viel frischem Gemüse genossen. Was passiert mit den Schalen und Gemüseresten? Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, doch oft landen die Köstlichkeiten einfach im Restmüll – an vielen Orten fehlen die geeigneten Entsorgungsmöglichkeiten. In Wien bestehen etwa 40 Prozent des Restmülls aus Biomüll, das ist eine riesige Menge, die stattdessen sinnvoll genutzt werden könnte. Zum Beispiel durch mich! Wir Kompostwürmer verwandeln den Biomüll nur zu gerne in nährstoffreichen Humus und das WurmHotel gibt uns die Möglichkeit, das direkt vor Ort zu tun.

Eine junge Frau ist gerade dabei, Obst- und Gemüseabfälle in die geöffnete Klappe der Wurmkiste zu werfen. Auf dem hölzernen Container ist mit rosa Farbe ein Comic-Kompostwurm aufgemalt, auch ein Infoplakat ist an einer Wand befestigt.
Foto: wurmkiste.at
Unsere Menschen wissen ganz genau, was wir mögen und was nicht. Sie werden eingeschult, damit sie uns gut betreuen können, und nur sie können zu uns herein. So landet nur Biomüll bei uns und kein unverdauliches Zeug wie Plastik oder Dosen – denn selbst dort, wo Biotonnen vorhanden sind, werden oftmals auch andere Abfälle hineingeworfen. Unsere kleine Gemeinschaft schafft es hingegen wunderbar, den Müll richtig zu trennen.

„Es ist ein tolles Erlebnis, quasi selber mitten in der Stadt Erde produzieren zu können. Naja, eigentlich füttern wir ja nur. Die Arbeit erledigen die Würmer.“

HANNA, ESSENSLIEFERANTIN FÜR EIN WurmHotel

Wie funktioniert ein WurmHotel?

Grafik zur Funktion des WurmHotels: Biomüll ins Wurmhotel -> Würmer machen sich an die Arbeit -> Nach 6 Monaten kann Humus geerntet werden -> Pflanzen freuen sich über die Nährstoffe
Fotos: Ingo Kapelari; wurmkiste.at; Wormsystems; Eddy Boom; iStock/Designer things; Grafik: Sarah Wehinger

Unser Hotel ist ein schmuckes Häuschen aus Holz – für mich und meine 20.000 Artgenossen ist es riesig, für euch Menschen mit seinen 1,6 Quadratmetern aber wohl ganz überschaubar. 20 Haushalte bringen uns ihre Küchenabfälle, zum Beispiel Obst- und Gemüsereste, Kaffee- und Teesatz sowie Karton und Papier. Nur altes Brot, Milchprodukte, Fleisch, Zitrusfrüchte und Gekochtes müssen sie mit ihrem restlichen Müll entsorgen.


Unsere Arbeit ist dann ziemlich einfach: Wir fressen den Biomüll. Zwei Mal im Jahr feiern wir ein Erntefest, bei dem sich unsere Menschen die Erde abholen dürfen – sie entnehmen die fertige Erde unten aus dem Hotel, während wir in den oberen Stöcken mit dem frischen Futter beschäftigt sind. Ein tolles Ereignis für alle! Fragen beantwortet der WurmHotelier der Gemeinschaft, der Neulingen zum Beispiel erklärt, dass wir ganz geruchlos arbeiten und keineswegs stinken.

Begutachtung des WurmHotels: Ein aus Holzlatten gebauter Sammelcontainer für Bioabfälle. Ein blondes Kleinkind steht davor auf einem Stuhl und hält den linken Arm in die Öffnung. Ein Mann steht lächelnd daneben und sichert den Klappstuhl mit beiden Händen
Foto: wurmkiste.at / Ingo Kapelari
Inzwischen gibt es schon mehrere WurmHotels und auch viele Kinder zählen zu den Nutzer*innen – ich finde es toll, täglich etwas Kinderbesuch zu bekommen und ihnen dabei auch gleich ein wenig Natur(wissen) schenken zu können.

Warum sollte der Biomüll eigentlich nicht im Restmüll landen?

Oft wird dieser verbrannt, was CO₂ freisetzt. Biomüll im Restmüll verursacht etwa drei Prozent des gesamten europäischen CO₂-Ausstoßes – genauso viel wie der europäische Flugverkehr! Weniger Biomüll im Restmüll bedeutet für euch Menschen auch geringere Entsorgungskosten und eine effizientere Müllverwertung. Außerdem fördert das WurmHotel die Gemeinschaftsbildung – nicht nur unter uns Würmern, sondern auch bei euch. Und das könnt ihr, neben etwas Umweltschutz und der Möglichkeit, nachhaltiger zu leben, gut brauchen.

Barbara Mayer

Illustration eines rosa Comic-Regenwurms mit Augen und lachendem, bezahntem Mund.
Illustration: Designer Things / iStock
NEUGIERIG AUF MEHR?

Willst du MITMACHEN und deinen Biomüll den Würmern füttern und wertvollen Humus ernten?
Es gibt frisch eröffnete WurmHotels im 10., 11. und 22. Bezirk in Wien.

Melde dich für den Newsletter an unter www.wurmhotel.com

oder wende dich per Mail an: info@wurmhotel.com.

ÜBER DAS PROJEKT

Um die 20 Menschen (Erwachsene und Kinder), haben sich um ein WurmHotel versammelt und posieren für das Foto. Die meisten winken und lachen fröhlich.
Foto: wurmkiste.at / Ingo Kapelari

Ein WurmHotel ist ein Gemeinschaftskomposter, der Biomüll in Erde umwandelt. Im Rahmen des „Action for Sustainable Future (ASF) hub“ wurden die ersten WurmHotels aufgestellt und getestet. Die Resonanz war überwältigend: Die Menschen waren begeistert, sogar eine Masterarbeit bestätigt, dass das WurmHotel sehr gut angenommen wird.

Derzeit erweitern wir unsere Initiative – gemeinsam Biomüll sinnvoll verwerten und einen Teil zum Klimaschutz beitragen!

Kreislaufwirtschaft: Biomüll wird zu Wurmfutter und hochwertigem Dünger umgewandelt. Die beste Erde für Pflanzen!
Gemeinschaft: Stärkung der Nachbarschaft und Förderung des Umweltbewusstseins durch die Beteiligung an der Wurmkompostierung.
Klimaschutz: Das WurmHotel als Symbol für die Beteiligung der Bevölkerung am Klimaschutz und zur aktiven CO2-Einsparung.