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Diakonie Buddy Projekt

Das Buddy-Programm des Diakonie Flüchtlingsdienstes bringt Österreicherinnen und Österreicher sowie Menschen mit Fluchthintergrund zusammen.

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Asya, Katharina Wagner (Beraterin), Safaa Kwman, Marianne Fiebiger Foto: Lukas

Österreicherinnen und Österreicher als Repräsentantinnen und Repräsentanten für ihr Land und die österreichische Kultur, die helfen können die neue Heimat besser kennen zu lernen und sich dort wohl zu fühlen.. Eine Verbindung, von der beide Seiten profitieren!

Und genau um dieses Gemeinsame soll es gehen: Freiwillige Buddies treffen sich regelmäßig mit anerkannten Flüchtlingen. Sie unterstützen die Flüchtlinge dadurch, sich in Österreich ein neues Leben aufzubauen, die neue Sprache zu üben, Kontakte zu knüpfen, sich "zuhause" zu fühlen. Die Buddies selbst können dabei ihren eigenen Horizont erweitern, neue Kulturen und interessante Menschen kennenlernen.

Liebe Marianne wie bist du auf das Buddy Projekt aufmerksam geworden?

Marianne: Ich habe beim Diakonie Flüchtlingsdienst ein Praktikum für die FH gemacht und Lernhilfe  für die jüngste Tochter der Familie Kwman  gegeben. So habe ich Familie Kwman kennengelernt,   dann hat mir Petra, die Leiterin des Buddy-Projekts vorgeschlagen Buddy für die Familie zu werden möchte und so bin ich seit drei Jahren  bei der Familie Kwman.

Was hat dich letztendlich dazu bewogen, als Buddy aktiv zu werden?

Die Sympathie! Ich arbeite und spreche  gern mit Menschen.

Frau Kwman, woher kommen Sie, seit wann sind Sie in Österreich?

Wir kommen aus Syrien und sind schon dreieinhalb Jahre in Österreich, alle unsere Kinder gehen schon in die Schule und sind sehr brav :)

Was  war besonders schwierig für euch?

Marianne: Eigentlich gab es gar keine Schwierigkeiten, die Familie Kwman hat sehr schnell Deutsch gelernt. Manchmal haben wir mit Händen und Füssen  gesprochen,  aber es hat gut funktioniert (lacht). Und ich liebe Fremdsprachen, ich habe auch  ein paar Wörter Arabisch gelernt.

Frau Kwman:  Wir haben ganz am Anfang natürlich Schwierigkeiten bzw. Probleme gehabt mit der neuen Sprache, der neuen Kultur. Wir kamen in ein fremdes Land mit vielen Kindern und hatten Angst. Es war nicht unsere freiwillige  Entscheidung, wir waren gezwungen zu fliehen und konnten uns gar nicht vorbereiten.  Leider verstehen das manche Menschen nicht und versuchen  auch nicht  das zu verstehen. 

Das Buddy Projekt finde ich deshalb toll als Unterstützung am Anfang. Unsere Buddy, Marianna hat uns sehr geholfen, die Sprache zu lernen, beim Schulbesuch, beim Arztbesuch etc. Marianne war und ist immer sehr geduldig. Am Anfang konnten wir gar kein Deutsch, und natürlich es war bisschen schwierig für uns beide, aber sie hat immer versucht mit uns Kontakt zu halten.  Jeden Tag haben wir neue Wörter gelernt, sie ist manchmal nur für einen Kaffee zu uns gekommen, manchmal sie hat uns eingeladen und wir sind wie eine Familie geworden. Sie hat uns das Gefühl gegeben,  das wir uns besser und ein wenig  zuhause fühlen, das war eine große Unterstützung.

Asya, Safaa Kwman, Marianne Fiebiger beim Interview
Asya, Safaa Kwman, Marianne Fiebiger beim Interview Foto: Lukas

Liebe Marianne, was ist deine Aufgabe, wie viel Zeit verbringst du für die Patenschaft auf?

Zu  Beginn bin ich einmal in der Woche gekommen, ca.  zwei Stunden. Wir haben regelmäßig einen Plan ausgemacht, solange ich beim Flüchtlingsdienst der Diakonie gearbeitet habe, habe ich das versucht zu kombinieren damit ich keinen extra Fahrweg habe.

Momentan leider nicht mehr so viel, weil ich durch persönliche Veränderungen weniger Zeit habe. Wir besuchen uns immer noch gegenseitig, trinken Kaffee oder gehen einfach einkaufen.  Ich wollte der Familie helfen, schneller in Österreich zu Hause zu sein, dass sie ganz einfach zuhause fühlen, dass sie Konversation haben, dass sie Hilfe haben bei verschiedenen Problemen die auftreten, wenn man Post bekommt, wo man nicht genau weiß, was das bedeuten soll. Gerne  habe ich auch mit der Lehrerin gesprochen, bin in die Schule gegangen, ich habe versucht, dass die Kinder der Familie Kwman die Schulausbildung bekommen, die sie gerne möchten.

Ich wollte von Anfang an Vermittlerin und Unterstützerin sein bis die Familie die Sprache kann. Diese Phase hat ca. ein Jahr gedauert. Heute macht die Familie Kwman alles selbst.

Marianne, wo ist das Buddy-System besonders hilfreich?

Ich habe bereits am Anfang die Erfahrung gemacht, dass es für Lehrer und ander österreichische Personen, die Kontakt mit meiner Buddy Familie hatten, leichter war. Sie hatten weniger Berührungsängste, weil da jemand war, der das zuhause noch einmal erklären kann.

Frau Kwman, arbeiten Sie schon? was macht Ihr Mann?

Derzeit arbeite ich leider nicht. Ich habe bis jetzt deutsch gelernt also bis B1 Niveau und mache gerade meinen Führerschein. Letzte Woche habe ich die theoretische  Prüfung mit 98 Prozent geschafft :).  Meine jetzige Arbeit  sind eigentlich meine Kinder. Später aber möchte ich eine Ausbildung machen und arbeiten. Mein Mann arbeitet aber schon in einer Firma.

Marinna: Das ist auch für die Schule wichtig,  dass die Kinder durch die Mama beim lernen unterstützt werden.

Liebe Marianne, was ist deine „Entlohnung“ für deine Tätigkeit als ehrenamtliche Familienpatin?

Eine neue Freundschaft. Es gibt keine Entlohnung im finanziellen Sinen aber eine neue Freundschaft ist sehr viel Wert. Ich finde das ganz toll, man lernt viel von eine anderen Kultur, ich habe viel über Syrien gelernt, man entdeckt vieles was gleich ist, wir sprechen auch manchmal über Religion oder über verschiedene Religionen und es sind viele Sachen die bei uns auch gleich oder ähnlich sind. Die Werte sind ähnlich in vielen Dingen und das verbindet, das finde ich toll.

Wie funktioniert praktische Integration von Flüchtlingen in der Gesellschaft?

Ich glaube am besten funktioniert es, wenn einzelne Beziehungen zustande kommen, wenn man sich gegenseitig kennenlernt, denn eine große Masse ist anonym. Aber jede einzelne Person ist eben eine Persönlichkeit und einzelne Personen können sich kennenlernen wenn wir offen aufeinander zu gehen.

Wie siehst du jetzige Situation in Österreich?

Sehr gemischt. ich glaube, statt Hilfsbereitschaft gibt es jetzt mehr Angst und Sorge. Am Anfang wollten alle helfen und jetzt wird medial sehr viel darüber gesprochen, dass Arbeitsplätze weggenommen werden, dass die Leute Sozialleistungen in Anspruch nehmen, die dann für Österreicher zu wenig sind, oder wo Österreicher dadurch weniger bekommen. Das ist, so wie es gebracht wird, nicht richtig. Ich denke jeder Mensch hat eine Chance, egal wohin er möchte und verdient es dort sein Leben gestalten zu können. Ich denke man sollte zwischen den Nationalitäten keine Wertungen machen und deswegen finde ich die persönlichen Beziehungen ganz wichtig.

Interview: Asya Khalef

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