Die Magie der Metamorphose
Essay über die Kunst der Verwandlung unserer Welt von Alfred W. Strigl
Die Welt wird von einer Schockwelle nach der anderen heimgesucht: Wirtschaftskrisen, Umweltkrisen, Hungerkrisen. Es scheint, als solle das, was auf Erden nicht mehr sein darf, ein letzte Mal zur vollen Blüte schwellen, bevor es gehen muss. Gleichzeitig spüren viele, dass das, was kommen will, sich seinen Weg bahnt. Das Alte stemmt sich ächzend dagegen. Wie lange noch?
Ein Spannungsfeld zwischen dem Nicht-mehr und dem Noch-nicht tut sich auf, dem alle ausgesetzt sind. Die Mutigen wagen das Neue zu beginnen. Die Ängstlichen klammern, versuchen zu retten, was nicht zu retten ist - und vergessen auf das Wesentliche, das zu behalten sich einzig lohnt. Doch alle - Mutige wie Ängstliche - tragen im Herzen die Sehnsucht nach dem Geborgensein im Morgen.
Was bietet in solchen Zeiten Halt? Was macht Mut? Die großen Werte sind es, für die wir aufgebrochen sind: Achtsamkeit, Vertrauen, Liebe. Das Schicksal stellt uns täglich Kleinigkeiten in den Weg. Diese können wir nicht bestimmen - sollen es auch nicht. Wir verlören uns im Alltagskram und verlören uns dabei selbst. Es geht um wertvolles Ganzes.
Lasst uns in Form, Inhalt und Rhythmus wieder auf die Natur besinnen. Wir lernen von ihr, wie wir die Dinge wahrhaft ästhetisch gestalten können. Natur ist natürlich Vorbild. Doch ohne innere Werte droht alles zur ausgehöhlten Fassade zu verkommen. Die Angst vor dieser Aushöhlung oder die Sehnsucht nach dem Wiederfinden der Mitte hat die dynamische Spirale der Nachhaltigkeit in Gang gesetzt. Einfach, wahr und gut wollen die Dinge werden. Ich sehe sie schon kommen, die Produkte und Dienstleistungen, Begegnungen und Berührungen - das Künftige entsteht aus dem Sprechenhören der Dinge. Nun heißt es zuhören lernen.
In Zukunft wollen wir wieder leben. Tatsächlich leben, die Wunder kosten. Im sinnlichen, sinnerfüllten Hören, Tasten, Schmecken, Sehen und Riechen. Dazu braucht es jetzt Nachhaltiges Führen. Die Gutmenschen in ihrer Harmlosigkeit waren lang Zeit unverstanden. Denn sie führten den Wandel nicht mit der letzten Konsequenz des Scheitern, des Sterbens. Führen in die Zukunft heißt: Tabus wie Macht, Sexualität, Geld und Kapital hinein zu führen in den kultivierten Dialog. Sonst bleiben sie blinde Flecken und lähmen das Kommende. Verdrängter Tod, erkaufter Eros, ohnmächtiges Wachstum, bittere Konkurrenz, verschleierte Macht – es gibt vieles, das ausgeladen wurde aus unserem bewussten Sein und Wollen und Tun. Wir müssen es im dialogischen Wagnis angehen, wenn wir erfahren, begreifen und lernen wollen.
Wie sieht der Weg aus ins Wesentliche? Wir dürfen es nicht zwingen. Das Wesentliche im Menschen will nicht gezwungen - es will gefunden werden, in dem es uns erscheint, wenn wir uns selbst dazu einladen. Das bedeutet wissen um die Ungewissheit des Ausgangs. Wir stehen am Beginn. Immer. Der erste Schritt ist getan. Immer.