Der Wald und Wir
Editorial 3/2019
Was gibt Ihnen der Wald? Frische Luft und Erholung? Platz zum Wandern und Sporteln?
Für mich ist der Wald seit Kindertagen ein Refugium voller Überraschungen. Fast täglich lief ich durch das Gehölz, im Wald konnte meine Entdeckerseele, die so gar nichts mit engen Klassenzimmern und elterlichen Verhaltensregeln anfangen konnte, den Begrenzungen entkommen. Unter den Bäumen fühlte ich mich gleichzeitig beschützt und frei. Alle paar Meter gab es Neues zu entdecken. Da ein kleiner Tümpel, der tags zuvor noch nicht dagewesen war, hier ein Ameisenhaufen, in dem die Tierchen emsig ihrem Tun nachgingen, ein Specht, der unermüdlich Löcher in das Holz klopfte, um an eine Larve zu gelangen. Und das Schönste waren die dicken Moospolster auf den modrigen Stümpfen gefällter Bäume, deren weiche, schmeichelnde Struktur man so wunderschön mit den Fingerspitzen ertasten konnte.
Inzwischen hat sich der Wald verändert. Er hat schon einige Krisen überstanden, wie die Auswirkungen des sauren Regens. Heute steht er vor einer neuen Herausforderung: Hitze und Trockenheit gehen ihm an die Substanz. Waldbesitzer erzählen von plötzlich umstürzenden Bäumen, von kahlen und toten Gerippen. Vor allem die Fichte leidet unter der Trockenheit. Weil ökonomisch lohnend, überziehen Fichten-Monokulturen das Land und der Borkenkäfer hat seine Freude daran. Regen mag er weniger, denn eine gesunde Fichte bildet genug Harz und würde den Eindringling einfach ertränken.
Für den Schwerpunkt dieser Sommerausgabe haben wir mit beeindruckenden Menschen gesprochen, denen der Wald am Herzen liegt. Sie erzählen spannende Geschichten von den Veränderungen in der Natur, von rücksichtslosen Sportlern und davon, wie der Wald zukunftsfit werden kann. Und sie zeigen, wie wertvoll der Wald für das Klima und uns alle ist.
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen herzlichst
Annemarie Herzog, Chefredakteurin LEBENSART