Lernen, was in Zukunft gebraucht wird
Editorial 5/2015
Was sollen unsere Kinder lernen, um fit für die Zukunft zu sein? Wo sollen sie lernen? Und vor allem: Wer soll sie lehren? Brennende Fragen, die immer wieder kontrovers und meist emotional aufgeladen diskutiert werden. Auf der Suche nach Antworten mischen sich Erinnerungen aus der eigenen Schulzeit mit den Erfahrungen des Nachwuchses. Mal wird die Verantwortung für die – angebliche – Bildungsmisere den Lehrern zugeschrieben, die mit einer Vielfalt an Sprachen und einem Mangel an Disziplin überfordert seien, mal dem System, das mit seiner frühen Trennung der Schüler den Bildungsweg vorzeichne. Derweilen lernen die Kinder weiterhin den Stoff von gestern für die Welt von morgen.
Im Film „Kick Out Your Boss“ hat Ricardo Semler sein brasilianisches Stahlunternehmen SEMCO vorgestellt, das er mit 3.000 Mitarbeitern demokratisch führt. Er kritisiert an neuen Mitarbeitern, dass sie durch die bestehenden Schulsysteme „völlig untertänig und genormt“ seien. Man müsse viel tun, bis sie selbständig arbeitsfähig werden. Gängige Bildungssysteme seien nicht in der Lage, Menschen dazu zu verhelfen, ihre Rolle im Beruf und in der Gesellschaft kompetent, autonom und verantwortlich auszufüllen. Deshalb entwickelte er die erste demokratische Schule Brasiliens, um freie, kreative Denker heranzubilden.
Brauchen wir also vor allem Mut, Kreativität und soziale Fähigkeiten? Wir haben nachgefragt, wie es in den Schulen tatsächlich aussieht, und stellen Schulleiterinnen vor, die gemeinsam mit ihrem Lehrerteam engagiert und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe erzählen sie von innovativen Ideen und Freude am Lernen, von Chancengerechtigkeit und Sprachenvielfalt. Dass sie dazu mehr Ressourcen brauchen, versteht sich von selbst. Aber das sollten uns unsere Kinder – als wertvollste Ressource – einfach wert sein.
Einen guten Schulstart wünscht Ihnen
Annemarie Herzog