Fairtrade-Gold aus Peru
In Peru haben sich Kleinbergleute zusammengeschlossen. Sie produzieren unter humanen Arbeitsbedingungen und unter Einhaltung strenger Umweltauflagen Fairtrade-gesiegeltes Gold.
Wegen der Schuldenkrise in Europa kaufen die Investoren wie verrückt Gold. Der Goldpreis steigt in schwindelerregende Höhen und heizt rund um den Globus die Suche nach dem Edelmetall an. Dass die Goldproduktion häufig illegal erfolgt, Kinder beschäftigt, Landschaften verschandelt und Böden verseucht, ist kein Thema im Bankengeschäft. Die internationale Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT hat bislang vier Goldproduzenten das Fairtrade-Siegel verliehen. Einer der Produzenten ist der Kleinbergleute-Zusammenschluss SOTRAMI im peruanischen Santa Filomena.
„Ich habe vor 30 Jahren mein Heimatdorf verlassen, weil es dort keine Arbeit gab. In der Hoffnung auf etwas Wohlstand bin ich hierher gekommen und habe in der aufgelassenen Mine mit Pickel und Hammer nach Gold gegraben.“, erzählt Don Adrian. Er war einer von 163 informellen Goldsuchern, die 1991 die Sociedad de Trabajadores Mineros (SOTRAMI) gründeten. Das war der erste Schritt einer Erfolgsgeschichte, die im Mai 2011 in der Verleihung des Fairtrade-Siegels gipfelte.
„Für einen Bergbau mit menschlichem Antlitz“ steht in großen Lettern über dem Mineneingang. Ausgestattet mit Helmen, Atem- und Ohrenschutz steigen von hier allmorgendlich die Bergmänner SOTRAMIs in die Grube hinab. „Die Arbeit in Goldminen ist hart und gefährlich. Deshalb wird bei uns auf Arbeitssicherheit größten Wert gelegt“, erklärt Sicherheitschef Cesar. Neben den 163 Gesellschaftern arbeiten 900 Kleinbergleute bei SOTRAMI. Alle haben eine Krankenversicherung und sind verpflichtet, Schutzkleidung zu tragen. Für den Notfall wurden in der Mine Fluchtwege ausgeschildert und Erste-Hilfe-Kästen aufgehängt. Das Nein zur Kinderarbeit, staatliche Anerkennung und Arbeitssicherheit sind drei von 200 Kriterien, die SOTRAMI erfüllen muss, um das Fairtrade-Siegel tragen zu dürfen.
Das abgebaute Erz wird in der Verarbeitungsanlage zu Sand gemahlen. Aus diesem wird dann das begehrte Edelmetall mittels Zyanidlaugung herausgelöst. SOTRAMI hat den Gebrauch von Zyanid auf ein Minimum reduziert. Die Kleinbergleute setzen die hochgiftige Substanz ein, deshalb wird ihr Gold zwar fair aber nicht umweltverträglich produziert. Um die Schäden möglichst gering zu halten, befolgen wir sehr strenge Umweltauflagen“, doziert Cesar.
Die Barren verkauft SOTRAMI direkt an Goldhändler in Europa. Der Preis für Fairtrade-Gold liegt fünf Prozent über dem Weltmarktpreis. Der Gewinn aus der Mine bleibt bei den Kleinbergleuten in Santa. Dennoch sind die Bergmänner SOTRAMIs nicht wohlhabend. Sie leben in Bretterhäusern ohne Luxusgüter wie Computer oder Autos. „Unsere Mine ist alt und wenig effizient. Wir müssen sie modernisieren und neue Goldvorkommen erschließen“ berichtet SOTRAMI-Geschäftsführer Don Eugenio. Dafür möchten er und die anderen Gesellschafter die Prämie verwenden, die der Faire Handel für Gemeinschaftsprojekte bezahlt. Der Zusatzgewinn darf nicht nur in den Bergbau investiert werden. Ein Teil davon muss der kommunalen Entwicklung zugute kommen.
Fragt man die Frauen Santa Filomenas, was sie gerne hätten, dann ist die Antwort eindeutig: Sie wünschen sich sehnlich eine Wasserleitung. Das 5000-Seelen-Dorf liegt inmitten einer Steinwüste. Blumen, Bäume und Flüsse gibt es nicht. Alles ist trocken und braun. Wasser muss mit Lastwagen aus dem Tal hergebracht werden. In Santa Filomena haben sich 180 Frauen zur Asociación de Mujeres Mineras Nueva Esperanza zusammengeschlossen. Sie suchen außerhalb der Mine nach goldhaltigem Gestein und verdienen so ein Zubrot. Untertage dürfen die Frauen nicht nach Gold graben. Das würde Unglück bringen, weil Pachamama, die Mutter Erde, dagegen sei. Das behaupten zumindest die Männer.
Autorin: JUTTA ULMER
Info:
Weitere faire Goldabbauprojekte gibt es in Bolivien, Kolumbien und Argentinien.
Buchtipp:
Schwarzbuch Gold - Gewinner und Verlierer im neuen Goldrausch, Brigitte Reisenberger, Thomas Seifert, Deuticke