zum Inhalt springen

Gemeinsam Zukunft gestalten

Action for Sustainable Future

Foto: eSeL.at / Lorenz Seidler

Es war ein viel zu milder und regnerischer Dezembertag 2021, als sich die Vertreter*innen der sechs Projekte des Action for Sustainable Future (ASF) hub zum ersten Mal trafen. Selbst durch die Bildschirme – coronabedingt fand dieses erste Treffen online statt – war die Aufregung und der Enthusiasmus der Teilnehmer*innen spürbar: In den kommenden zwei Jahren würden sie Teil des ASF hub sein und ihre Nachhaltigkeitsprojekte an der Schnittstelle von Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft umsetzen. Erste Ideen zur Zusammenarbeit wurden geknüpft: Der Humus aus den "WurmHotels" wäre doch der ideale Dünger für die Löcher, die die "Wiener Sukzession" in den Beton reißen wollte. Könnten die gehörlosen Aktivist*innen aus „MACH’S AUF“ dabei helfen, den interaktiven „Human Rights Space“ noch inklusiver zu machen? Und könnten die erfahrenen Crowdfunder*innen aus dem Projekt „Zukunftsrat Verkehr“ dem „Re:fiction Radio“ zu mehr finanziellen Mitteln verhelfen? Nicht alles davon wurde umgesetzt, aber für die nächsten zwei Jahre bildeten die Projekte des ASF hub eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützte, Erfahrungen teilte, gemeinsam Aktionen durchführte und den hub so zu mehr als der Summe seiner Teile machte.

Auf einem FlipChart gezeichnete Skizze eines Baumes, rundherum sind Begriffe rund um das Thema
Foto: eSeL.at / Lorenz Seidler

Einbindung einmal anders

Das Ziel des Action for Sustainable Future hub war kein geringes. Er wollte Handlungsmöglichkeiten für Bürger*innen schaffen, um die nachhaltige Transformation der Gesellschaft voranzutreiben und dafür auf das Wissen und die Methoden von Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft zurückgreifen. Die Nachhaltigkeitsforschung zeigt, dass gesellschaftliche Veränderungen nur möglich sind, wenn unterschiedliche wissenschaftliche Richtungen sowie die Gesellschaft selbst eingebunden sind. Das stellt sicher, dass sich Maßnahmen am Leben der Menschen orientieren und dass diese sie auch umsetzen. Viele partizipative Projekte arbeiten so – die Forschungsfragen stellen dabei aber zumeist immer noch die Forscher*innen. Der ASF hub drehte dies um: Nicht Forscher*innen sollten Bürger*innen miteinbeziehen, sondern die Bürger*innen selbst sollten ihre Ideen umsetzen können und dafür auf wissenschaftliche und künstlerische Expertise zurückgreifen. Wissenschaft und Kunst gingen dabei Hand in Hand, da gerade künstlerische Ansätze in partizipativen Projekten ganz neue Ideen hervorbringen können.

Aufgrund dieser Herangehensweise folgte die Suche nach Projekten nicht einer klassisch wissenschaftlichen Logik – schließlich wissen nicht alle, wie man Anträge schreibt, und der hub sollte für alle offen sein. Zunächst wurden deshalb Ideenskizzen eingereicht und die Antragsteller*innen miteinander vernetzt. In Folge wurde der eigentliche Antrag durch Workshops, wie eine Schreibwerkstatt, und individuelles Feedback begleitet.

Maßgeblich beteiligt an diesem unkonventionellen Ausschreibungsprozess war das „Sustainability Board“ – ein Beirat, der mit Wissenschaftler*innen im Bereich Nachhaltigkeit, Künstler*innen sowie Aktivist*innen unterschiedliche Expertisen und Erfahrungen versammelte. Gerade letztere setzten sich für einen inklusiven Zugang im Ausschreibungsprozess, etwa Unterstützung beim Antragschreiben, ein. Ebenso erarbeiteten die Mitglieder des Beirats die Kriterien für Projekte: Sie mussten Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen, Bürger*innen miteinbeziehen, divers und inklusiv sein und eine gesellschaftliche Wirkung haben. Der Beirat wählte schließlich aus den 42 Einreichungen jene sechs Schlüsselprojekte aus, die in den letzten zwei Jahren den ASF hub formten und prägten.

Unterstützung und Reflexion durch Wissenschaft und Kunst

Die ausgewählten Projekte hätten unterschiedlicher nicht sein können: Inhaltlich spannten sie den Bogen von Menschenrechten bis Bodenversiegelung, Biomüll bis Verkehr, aber auch in ihrer Umsetzung finden sich viele spannende Ideen – von Workshops und interaktiven Ausstellungen über Asphalt-Kekse und Bürger*innenräte bis zu Radiosendungen. Deshalb ist auf den kommenden Seiten jedem Projekt eine Doppelseite gewidmet. Was die Projekte in ihrer Vielfalt eint, ist nicht nur der ASF hub, sondern auch, dass sie alle von Bürger*innen ins Leben gerufen und umgesetzt wurden. Dabei begleitete sie der ASF hub mit einem Unterstützungsprogramm aus Netzwerktreffen, inhaltlichen Workshops und Hilfe bei der Planung der gesellschaftlichen Wirkung.

Aber nicht nur die Projekte bekamen Unterstützung. Auch das Steuerungsteam des ASF hub – die Vertreter*innen der beiden Institutionen sowie eine Koordinationsperson – holte sich Beratung von außen. Etwa, wenn es darum ging, zu reflektieren, wie gut das Unterstützungsprogramm die Bedürfnisse der Projekte traf. Oder wenn in einem Workshop zum Thema „Taumel“ die Höhen und Tiefen der Zusammenarbeit mit künstlerischen Methoden bearbeitet wurden – etwa indem dem eigenen Taumeln mit geschlossenen Augen nachgespürt oder eine Skulptur aus Sesseln, Pölstern und einer Leiter gebaut wurde.

Dieser Workshop basierte auf dem Konzept der künstlerischen Forschung von Ruth Anderwald, Leonhard Grond und Leo Hosp.

Nicht Forscher*innen sollten Bürger*innen miteinbeziehen, sondern die Bürger*innen selbst sollten ihre Ideen umsetzen können und dafür auf wissenschaftliche und künstlerische Expertise zurückgreifen.

Der ASF hub wurde auch von wissenschaftlicher Seite beforscht: Sarah Davies und Ariadne Avkiran untersuchten insbesondere die institutionellen Rahmenbedingungen des ASF hub und zeigten beispielsweise, dass die unterschiedlichen Logiken der beteiligten Institutionen die Zusammenarbeit erschwerten. Aus dem regen Austausch zu beiden Forschungsteams entstand eine gemeinsame Publikation und weitere Zusammenarbeit. Gleichzeitig konnten Erkenntnisse aus der Begleitforschung direkt für die Umsetzung des hubs aufgegriffen werden.

Sechs Menschen, Erwachsene und Kinder, sitzen zusammen mit Polstern auf dem Boden, eine der Frauen spricht gerade in ein Mikrofon und hält einen Polster in die Höhe.
Foto: Paul Pibernig

Gemeinsam durch Höhen und Tiefen

Diese gestaltete sich nicht immer ganz einfach – während dem Steuerungsteam beispielsweise die Vernetzung und Zusammenarbeit der Projekte und die Teilnahme am Begleitprogramm wichtig war, stellte dieses für die Projektteams einen zusätzlichen Aufwand dar. Deshalb wurden im zweiten Jahr des Begleitprogramms weniger Workshops und mehr individuelle Unterstützung für die einzelnen Projekte angeboten. Insgesamt war die Arbeit am und im hub aber mit viel Freude verbunden und von gemeinsamen Erfolgen gekrönt. Immer wenn die Projektteams zusammenkamen – bei Netzwerktreffen oder der Straßenaktion beim urbanize! Festival –, waren der Zusammenhalt und die gemeinsamen Ziele und Visionen spürbar. Und auch bei der Abschlussveranstaltung, die dank der künstlerischen Begleitforschung zu einer Polsterschlacht wurde, standen das gemeinsame Schaffen und das Feiern des Erreichten im Vordergrund. Denn auch wenn nicht immer alles wie geplant lief, hatten doch alle Projekte viele Erfolge und haben gemeinsam viel erreicht – wie du auf den nächsten Seiten nachlesen kannst!

Dorothea Born

Über den Action for Sustainable Future hub

Eine kleine Gruppe Frauen sitzen zusammen auf einem Holzdeck am Ufer der Donau in Wien, es wirkt sommerlich warm, sie haben Getränkeflaschen bei sich und wirken fröhlich und entspannt.
Foto: eSeL.at / Lorenz Seidler

Wir leben in Zeiten vielfältiger Krisen: Wirtschaftskrisen, Klima- und Biodiversitätskrisen, Verteilungskrisen. Zur Bewältigung dieser Krisen brauchen wir innovative und kreative Ideen. Das „Open Innovation in Science Center“ der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und die Universität für angewandte Kunst Wien haben deshalb 2021 den „Action for Sustainable Future (ASF) hub“ ins Leben gerufen. Er suchte neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst, um Lösungen und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Dafür wurden sechs Projekte ausgewählt und zwei Jahre lang begleitet.

ASF HUB

IN ZAHLEN


200 junge Ausstellungskurator*innen (Kinder und Jugendliche)

1 Austellung für Kinder- und Menschenrechte

Ausstellungs-Besucher*innen:

1186 Kinder und Jugendliche (ab 10 Jahren)

532 Erwachsene

1 interaktives Poster zum Thema Menschenrechte

18 bezahlte + 7 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen

... Human Rights Space
 


146.453 Nutzer*innen des Gebärden-Archivs

ca. 700.000 Gebärden-Videos

über 300 3D-gedruckte Otter

über 260 Veranstaltungen

12 3D-Druck-Workshops

... Mach´s auf!


2 Frequenzen

70 Radiosendungen

1 etabliertes Radio auf Lesbos

1 Redaktion in Graz

... Re:fiction Radio


1 Hub
6 Projekte
24 Monate
4 Publikationen
30 Miro-Boards
10 Netzwerktreffen
17 Impact-Workshops

... Begleitforschung


20 Quadratmeter Asphalt und

5 Quadratmeter Zuckerguss entsiegelt

1 vertikale Straße

10 Bohrmaschinen-Akkuladungen für Asphalt-Tattoos

1 Musikstück mit Musikvideo

1 Asphaltophon

genug Stunden in Behördenhotlines, um alle Melodien der Warteschlangen mitsummen zu können...

... Wiener Sukzession


100.134 Regenwürmer

2.500 Kilogramm Biomüll

1 interaktives Brett- und Rollenspiel

5 verschiedene Standorte

53 interessierte Menschen

... WurmHotels
 


30 zufällig ausgewählte Bürger*innen

10 Maßnahmen für den Verkehr

... Zukunftsrat Verkehr