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Getränke im Zucker- und Süßstoff-Check

Die gute Nachricht: Ein aktueller Test zeigt, dass der durchschnittliche Zuckergehalt in Getränken 2019 im Vergleich zu 2010 um 18,3 Prozent gesunken ist.

zuckergehalt2010-2019

Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN setzen sich seit Jahren für eine Zuckerreduktion in Lebensmitteln ein. "Generell wird zu viel Zucker konsumiert und dies gilt auch für Getränke.“, erklärt die Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Univ.Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer. „Speziell für die Volkskrankheit Diabetes spielt aber die Wahl des richtigen Getränks eine ganz entscheidende Rolle, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder Folgeschäden zu vermeiden. Mit Zucker gesüßte Getränke tragen durch den raschen Anstieg des Blutzuckers und ihrem gleichzeitig geringen Sättigungspotenzial zu Übergewicht und Insulinresistenz (einer Vorstufe des Typ 2 Diabetes) bei. Das wurde in den letzten Jahren eingehend untersucht und weltweite Vergleichsstudien beweisen den starken Zusammenhang zwischen dem Konsum von sogenannten Softdrinks und der Entstehung von Übergewicht, Adipositas, Fettleber und Diabetes. Ideale Durstlöscher sind vorrangig Wasser und ungesüßte Tees. Vom Handel und der Gastronomie wird aber ständig eine Fülle von gesüßten Getränken angeboten. Konsumentinnen und Konsumenten brauchen Orientierung, um zu wissen, welches Getränk für sie gesund beziehungsweise zumindest vertretbar verträglich ist. Ein genereller Rückgang des Zuckergehalts bei Getränken ist erfreulich, aber der Gehalt ist immer noch viel zu hoch.“

Ergebnisse der SIPCAN-Getränkeliste

SIPCAN hat 696 Getränkeprodukte analysiert. Die klaren sowie keine Süßstoffe enthalten. Der Anteil an Getränken, die den Orientierungskriterien Orientierungskriterien von max. 7,4 g Zucker pro 100 ml entsprechen, hat weiter zugenommen und liegt derzeit bei 64,5 Prozent. Im Vergleich zur ersten Untersuchung aus dem Jahr 2010 entspricht dies einer Reduktion von 18,3 Prozent Zucker. Pro 100 ml Getränk sind derzeit 6,15 g Zucker im Durchschnitt enthalten. 2010 waren es noch 7,53 g.

Neue Orientierungswerte ab September 2019

Um die Einhaltung der Orientierungskriterien für die Wirtschaft attraktiver zu machen, wurde den Getränkeproduzenten die Nutzung des SIPCAN-Getränkelisten-Logos zugänglich gemacht. Immer mehr Unternehmen nutzen diese Möglichkeit.

Um den Druck auf die Industrie weiter aufrecht zu halten gilt ab September 2019 ein neuer Orientierungswert für den Zuckergehalt: 6,7 g statt 7,4 g Zucker pro 100 ml. Die Getränkeindustrie hat sich bereits auf den neuen Grenzwert vorbereitet, um ab September mithalten zu können. Der Wert stellt sowohl für  KonsumentInnen als auch für die Getränkeproduzenten ein erreichbares Ziel dar.

Süßstoffe auch weiterhin kein guter Ersatz

Das zweite Kriterium für Getränke bleibt unterdessen unverändert. Dieses lautet: keine Süßstoffe. Bei süßstoffhaltigen Getränken ist bis heute nicht ersichtlich, wie süß diese tatsächlich sind. Somit gibt es keinerlei Orientierung für den Verbraucher und die Verbraucher gewöhnen sich langfristig immer mehr an zu süßen Geschmack. Kautzky-Willer: „Gleichzeitig zeigen aktuelle Ergebnisse aus klinischen Studien, dass Süßstoffe keinen positiven Effekt auf den Body Mass Index haben. Dies wird durch Ergebnisse gestützt, wonach sogar mit einer Gewichtszunahme zu rechnen ist. Zusätzlich stehen Süßstoffe in Verbindung mit mehr Neuerkrankungen an Bluthochdruck, Diabetes Mellitus und am metabolischen Syndrom. Letzteres steht für ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Aktuelle Auswertungen großer Datensätze zeigen, dass der Konsum von zuckersüßen Getränken mit einem höheren Sterberisiko, v.a. durch kardiovaskuläre Erkrankungen bedingt, bei beiden Geschlechtern einhergeht. Darüber hinaus wurde speziell für Frauen aber auch ein Zusammenhang von mit Süßstoff gesüßten Getränken und einer kürzeren Lebenserwartung gezeigt, der ab vier Portionen pro Tag signifikant war“.

Die Ergebnisse der Langzeitstudie von SIPCAN zeigen, dass im Jahr 2010 noch jedes sechste Getränk Süßstoffe enthielt (16,6 Prozent). 2019 trifft dies nur mehr auf jedes achte Produkt (11,8 Prozent) zu. Der Anteil an süßstoffhaltigen Getränken ist also ebenfalls stark gesunken.

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Univ. Prof.in Dr.in Alexandra Kautzky-Willer, Österr. Diabetes Gesellschaft (ÖDG). MedUniWien Mattern

Zuckersteuer auf Getränke?

Von einer Zuckersteuer, wie sie in Großbritannien geplant ist, hält Kautzky-Willer jedoch nichts: „Die ÖDG erachtet einen Weg mit positiven Incentives prinzipiell als besser, weil er nachhaltiger wirkt, in dem er gesunde Produkte fördert statt andere zu bestrafen. Wenn eine Zuckersteuer aber so rasch, bereits durch die Ankündigung, den Zuckergehalt real senkt, kann auch dieses gesundheitspolitische Steuerungselement gerne angewendet werden.“

In Großbritannien führe jedoch die Politik über Steuern zu einem vermehrten Einsatz von Süßstoffen und nicht zu einer Reduktion der generellen Süße. In Österreich setze der breite Einsatz der Getränkeliste vor allem im schulischen Bereich einen positiven Anreiz für die Getränkeproduzenten, Zucker zu reduzieren.

Kinder sollten so wenig Zucker wie möglich zu sich nehmen

Säuglinge haben eine angeborene Präferenz für die Geschmacksrichtung Süß. Jedes Mal wenn wir Süßes zu uns nehmen, aktivieren wir unser Belohnungszentrum. "Aus diesen Gründen ist die Vermeidung von Zucker und süßem Geschmack schon möglichst früh im Kindesalter der beste Schutz vor Übergewicht“, erklärt Kautzky-Willer, „da Süßstoffe außerdem auch die Darmhormone und -flora beeinflussen können und Langzeitdaten zu Gewichtsentwicklung fehlen, kann ich derzeit keine wissenschaftlich fundierte Empfehlung für Süßstoffe abgeben“.Vielmehr geht es um eine schrittweise Reduktion der Zuckeraufnahme, um Übergewicht und den damit einhergehenden Folgeerkrankungen wie Diabetes Mellitus vorzubeugen. Eine Studie habe gezeigt, dass der Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken in 93 Prozent mit einem erhöhten Körpergewicht bzw. BMI (Body Mass Index) in Zusammenhang stand.

Getränkeliste zum Download und praktische Getränke-APP (zu finden im App-Store für Apple bzw. Play-Store für Android mit dem Suchbegriff „SIPCAN“).
Quelle: SIPCAN. Das vorsorgemedizinische Institut setzt sich gemeinsam mit der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und der Österreichischen Adipositas Gesellschaft (ÖAG) für eine Zuckerreduktion in Lebensmitteln ein.