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Interview-Sediqa Hosseini aus Afghanistan

"Ich hatte immer dieses Gefühl, dass ich keine Heimat habe, aber seit ich in Österreich bin, denke ich, dass Österreich meine Heimat ist."

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Brandstätter

"Es war nicht einfach, aber es war auch nicht unmöglich"

Liebe Sediqa - wer  bist du?

Ich bin seit einer Woche 18 Jahre alt  und lebe seit fünf Jahre in Österreich. Ich spreche Persisch,  Deutsch und Englisch. Geboren bin ich in Afghanistan aufgewachsen im Iran und dort habe ich Volksschule und Hauptschule abgeschlossen.

In den Iran mussten wir wegen des Krieges in Afghanistan fliehen. Mein Vater wäre von den Taliban in Gefängnis gesteckt worden, die ganze Familie wir,  waren  nicht mehr sicher.

Ich war damals ein paar Monate alt. Aber auch im Iran gab es Probleme, wir mussten laufend für die Aufenthaltsgenehmigung viel bezahlen, mein Vater durfte nicht arbeiten, ich durfte nicht in die Schule gehen. Deshalb sind wir nach Österreich geflohen.

Wie viele Geschwister hast du?

Ich hab zwei ältere Schwestern und zwei ältere Brüder.

Wie war der Anfang in der Schule? Was hat dich unterstützt?

Am Anfang war sehr schwer für mich, ich konnte nicht gut Deutsch, meine MitschülerInnen haben mich ausgelacht,  wenn ich beim Sprechen Fehler gemacht habe. Aber das war mir eigentlich egal,  ich wollte nur lernen. Ich konnte Englisch - das hat ein bisschen  einfacher gemacht. 

Zuerst habe ich Neue Mittelschule (NMS)  besucht. Ich war  zwei Jahre außerordentliche Schülerin und habe keine Noten bekommen. Die vierte Klasse habe ich dann als ordentliche Schülerin wiederholt und habe ganz gut  abgeschlossen.

Ich wusste nicht, was ich dann  weiter machen kann bzw.  wie das Schulsystem funktioniert. Vieles habe ich von meinen LehrerInnen und MitschülerInnen  gelernt, und auch immer wieder gefragt.

Auch meine Eltern unterstützen mich sehr.  Das gibt mir Kraft.

Wie hast du Deutsch gelernt?

Ich hab Deutsch in der Schule gelernt. Dort lernt  man die Sprache viel besser als in einem Deutschkurs. Am besten ist natürlich viel Kontakt mit ÖsterreicherInnen, man muss wirklich viel reden und die Sprache einfach benutzen.

Was studierst du jetzt?

Ich besuche die HTL (Höhere Technische Lehranstalt), Bautechnik,  und komme in die dritte Klasse. Die HTL dauert fünf Jahre und schließt mit Matura ab.

Wieso hast du dich  für die HTL entschieden?

Mein Vater wollte immer, dass ich Medizin studiere aber ich wollte das überhaupt nicht. Meine ältere Schwester will schon Medizin studieren, und mein Bruder macht auf der Universität Wien das Doktorat in Psychologie. Irgendwie es ist das nicht meins, ich mag den technischen Bereich, weil ich Architektin werden will. Daher habe ich mich für diese Ausbildung entschieden.

Jetzt im Sommer mache ich gerade ein Pflicht-Praktikum bei Architekt Pfoser im Rathausplatz in St. Pölten. Das brauche ich für die Schule, sonst darf man nicht in die vierte Klasse aufsteigen. Es ist mein erstes Praktikum. . Es ist ja anstrengend aber ich habe wirklich sehr gute Erfahrungen gesammelt. Ich weiß  jetzt aber auch, dass es nicht meins ist,  jeden Tag acht Stunden am PC zu sitzen, nichts zu reden, nichts zu machen, außer am Computer zu arbeiten. Ich will gerne  mit Leuten reden, ich muss mich bewegen. Wenn ich mit der HTL fertig bin dann weiß ich sicher schon besser, was ich genau machen will.

Hast du selbst die Praktikum stelle gefunden?

Ein Praktikum zu bekommen ist nicht so einfach. Ich hab viel versucht  und mich  beworben aber habe keine Antwort bekommen. Ich dachte manchmal vielleicht wegen meines Kopftuchs. Denn nicht alle Menschen sind offen für andere Religionen oder sie sind skeptisch wegen des Kopftuchs. Das habe ich oft erlebt und finde es wirklich sehr schade.

Alle anderen Mitschüler haben einfach eine Stelle bekommen. Aber bei mir war es leider nicht leicht. Trotzdem habe ich nicht aufgehört zu suchen. Es war nicht einfach, aber auch nicht unmöglich.

Warum seid ihr nach Österreich gekommen?

Meine Schwestern waren hier und die Familie wollte zusammen sein. Ich hab immer Gutes über Österreich gehört  und jetzt  bin ich wirklich zufrieden, weil ich alles machen darf. Ich bin genau wie alle andere Schüler  und fühle ich mich nicht fremd.  Ich kann studieren, ich kann arbeiten, ich kann alles was ich will, das finde ich sehr wichtig.

Im Iran haben sie uns einfach nicht akzeptiert, ich hatte immer dieses Gefühl, dass ich keine Heimat habe, aber seit ich in Österreich bin, denke ich, dass Österreich meine Heimat ist.

Ich habe viele Chancen in Österreich bekommen und möchte damit gerne meinen Beitrag leisten, mit dem ich der österreichischen Gesellschaft auch etwas zurückgeben kann.

Was möchtest du anderen jungen MigrantInnen mitteilen?

Sie sollen vor allem die Sprache gut lernen, dann kommen die Ziele. Jeder Mensch soll sich Ziele setzen und sich bemühen die Ziele erreichen. Für mich ist  auch sehr wichtig selbstbewusst, offen und neugierig zu sein. Das macht ein neues Leben leichter und schöner.

Interview: Asya Khalef