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Kein Schiefergas aus dem Weinviertel

Die OMV wird keine Schiefergas-Probebohrungen im Weinviertel durchführen. Das Unternehmen gab bekannt, „bis auf weiteres“ keinen Projektantrag einzubringen.

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Damit reagiert der Energiekonzern auf Proteste der betroffenen Gemeinden, der österreichischen Öko-Energieverbände und Umweltorganisationen. Landeshauptmann Erwin Pröll und Umweltminister Niki Berlakovich forderten eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Umweltbundesamt und TÜV Austria sollen nun laut OMV eine umfassende Umwelt- und Sozialstudie erstellen.

Die Ökoenergie-Verbände Austria Solar, Biomasse-Verband, Kleinwasserkraft Österreich, Photovoltaik Austria, Umweltdachverband und IG Windkraft hatten erst kürzlich zu einer Tagung "Schiefergas - Methoden und Risiken" geladen. Das Ergebnis: Eine Schiefergasförderung im Weinviertel sei mit zahlreichen Fragezeichen und Risiken behaftet: umstrittene "saubere" Fördermöglichkeit sowie Wirtschaftlichkeit, überschätzte Schiefergasvorkommen inklusive Gefahr für Mensch und Umwelt.

"Was der Öffentlichkeit als technischer Fortschritt verkauft wird, belegt genauer betrachtet die Verzweiflung der Unternehmen, noch möglichst lange das 'alte' Geschäft der Gasförderung aufrechtzuerhalten", referierte Werner Zittel vom deutschen Ludwig-Bölkow-Institut. Dass man mit den geschätzten Schiefergasmengen im Weinviertel Österreich für etwa 30 Jahre von Erdgasimporten unabhängig machen könne, hält Zittel für deutlich übertrieben. „Anhand einer Modellrechnung mit typischen Förderprofilen kann man abschätzen, dass der Beitrag zur Erdgasversorgung Österreichs im günstigsten Fall für einige Jahre etwa 10 % betragen könnte." Der Förderaufwand für Schiefergas sei wesentlich größer und der Ertrag pro Kubikmeter Gestein geringer als bei konventionellen Bohrungen, wodurch an der Wirtschaftlichkeit gezweifelt werden müsse. Die Investitionen wären sinnvoller angelegt, würden sie in den Umbau der Energieversorgung in Richtung erneuerbarer Energien gelenkt.

Für die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 sei ein Abbau von Schiefergas im Weinviertel auch aus Klimaschutzgründen nicht vertretbar. Eine aktuelle Studie der Cornell University in den USA zeige, dass beim Schiefergasabbau gewaltige Mengen Methan frei werden, die die Klimabilanz beträchtlich verschlechtern. „Berücksichtigt man die Emissionen beim Abbau, dann ist Schiefergas ähnlich klimaschädlich wie Kohle und um 50 Prozent schädlicher als Öl“, sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energieexperte von GLOBAL 2000.

Auch wenn die OMV jetzt vorerst keine Probebohrungen durchführen wird fordern die Öko-Energieverbände und Umweltorganisationen von der Bundesregierung ein generelles Förderverbot für Schiefergas und den weiteren Ausbau der Nutzung von erneuerbaren Energien.