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Mach mehr aus deinem Geld

Mit dem eigenen Ersparten etwas Gutes bewirken und trotzdem Rendite erzielen - wie kann man Geld nachhaltig anlegen?

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Foto: Thinkstock/Mkos83 Foto: Thinkstock/Mkos83

Nachhaltigen Geldanlagen verfolgen zwei Ziele:  das Kapital soll rentabel und sicher eingesetzt werden, und dies unter Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ethischer Kriterien. Derzeit wird  das Angebot in Österreich von breit angelegten Fonds dominiert, die nach dem „Best in Class“- Prinzip unter Berücksichtigung von Ausschlusskriterien zusammengestellt werden. Das bedeutet, dass besonders umstrittene Bereiche von der Veranlagung ausgeschlossen werden, wie zum Beispiel Atomkraft, geächtete Waffen (Antipersonenminen, Atomwaffen, biologische und chemische Waffen, Streumunition), Kinderarbeit oder Korruption. Von den verbleibenden Unternehmen werden die besten ins Portfolio genommen.

Staatsanleihen werden ebenfalls nach bestimmten Kriterien beurteilt, wie zum Beispiel die BAWAG PSK zeigt: Staaten müssen unter anderem das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben und Rüstungsausgaben von weniger als 4 Prozent des BIP aufweisen, sie dürfen keine Atomwaffen besitzen, keine Todesstrafe verhängen und keine Kinderarbeit erlauben.

Neben den breit angelegten Fonds gibt es auch die sogenannten Themenfonds, die bestimmte Entwicklungen unterstützen, wie z.B. die beiden WWF-Fonds der Erste Asset Management. Sie investieren in Unternehmen mit klima- bzw. umweltrelevanten Produkten.

ÖsterreicherInnen sind sicherheitsorientiert: Für 83% spielt Sicherheit bei der Veranlagung ihres Geldes die größte Rolle (Studie von IMAS International 2013). Unglaubliche 60 Milliarden Euro liegen auf Sparbüchern oder (minimal verzinsten) Konten. Überraschend ist daher das überschaubare Angebot von Sparbüchern, die ökologische oder soziale Kriterien berücksichtigen. Interessierte SparerInnen können ihr Geld gerade einmal bei fünf Banken – drei  regionalen Volksbanken, dem Bankhaus Schelhammer & Schattera und der Bank für Kärnten und Steiermark (BKS) – anlegen.

Warum finden sich noch immer Öl- und Gasunternehmen in nachhaltigen Fonds?

Der Blowout der Plattform Deepwater Horizon von BP 2010 – bis dahin war BP Stammgast in vielen Nachhaltigkeitsfonds - hat dazu geführt, dass die Ratingagenturen Daten sorgfältiger erheben. BP ist – vor allem durch seine Reaktion auf den Vorfall – in den nachhaltigen Fonds nicht mehr gelistet. An der prinzipiellen Gewichtung von Öl und Gas oder anderer konventioneller Branchen hat dieser Vorfall nichts geändert, weil zwei wichtige Interessen der FondsmanagerInnen durch das eingeschränkte ‚Anlageuniversum‘ gefährdet wären: Das Erzielen einer vernünftigen Rendite und die Balance des Risikos.

Wie sind die nachhaltigen Geldanlagen entstanden?

Den Anfang machten die Betriebsräte Österreichs 2002. Sie setzen sich für die Einhaltung arbeitsrechtlicher Bestimmungen oder den Ausschluss von Spekulationen ein. Konsequenterweise forderten sie bei der Gründung der Vorsorgekassen, dass nur in Unternehmen investiert werden dürfe, die diese Kriterien berücksichtigen. Auch heute sind die institutionellen Anleger Treiber der Entwicklung, allen voran Vorsorgekassen und betriebliche Pensionsfonds (77%), kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen (13%).

Wie haben sich die nachhaltigen Geldanlagen entwickelt?

Nachhaltige Geldanlagen haben in den letzten Jahren in Österreich stark zugelegt. 2013 hat sich das Volumen um 27 Prozent erhöht; der Marktanteil ist gewachsen und beträgt nun 4,5 Prozent. Österreich nimmt damit im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz eine Vorreiterrolle ein. Für die kommenden drei Jahre gehen die Marktakteure von einem Wachstum von 44 Prozent aus.

Stark unterstützt wird das Wachstum durch gesetzliche Regelungen, die aufgrund der Bankenkrise erlassen wurden. Die Hersteller der Finanzprodukte müssen heute transparent agieren und die Zusammensetzung ihrer Produkte aufschlüsseln. Das wird durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) überprüft. Die Aufschlüsselung der Produkte ist zwar nicht öffentlich – man will ja die Konkurrenz nicht über die konkreten Details informieren – wohl aber Ratingagenturen zugänglich, die dem Kunden gegenüber für die Einhaltung der gewünschten Kriterien geradestehen („vertrauliches Dreieck“).

Eine Sonderform nachhaltiger Anlagen stellt das Angebot von Oikocredit dar. Das Geld der AnlegerInnen wird in Mikrokredite in Lateinamerika, Afrika, Asien und Osteuropa investiert. 2009 hatte Oikocredit Austria 1.659 Mitglieder und investierte Euro 15.182.000. 2013 waren es 4.186 Mitglieder und Euro 57.542.000.

Sind nachhaltige Anlagen auch wirtschaftlich erfolgreich?

Studien über die Performance nachhaltiger Investments bringen kein eindeutiges Ergebnis. Gerold Permoser, Leiter nachhaltige Investmentfonds der ERSTE-SPARINVEST: „Ein Nachhaltiges Investment ist weder ein Nach- noch ein Vorteil. Wie erfolgreich eine Anlage ist, hängt – wie im konventionellen Bereich – vom Management ab. Tendenziell sind nachhaltige Anlagen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erfolgreicher als konventionelle und umgekehrt.“

Was motiviert AnlegerInnen in nachhaltige Anlagen zu investieren?

Neben einem langfristig konstanten Ertrag wollen Investoren mit ihrem Engagement zu einer faireren Welt beitragen. „Unsere Freunde suchen wir uns nach dem Charakter aus. Ähnliches sollte auch für nachhaltige Geldanlagen gelten“, meint Peter Deutsch, Vorstand der BONUS Vorsorgekasse AG und der BONUS Pensionskassen AG.

Privatpersonen investieren vor allem in nachhaltige Themenfonds, zum Beispiel in erneuerbare Energie oder Umweltschutz, weil sie zukunftsfähige Entwicklungen unterstützen wollen. FondsmanagerInnen engagieren sich darüber hinaus im sogenannten Investorendialog, um Einfluss auf Unternehmen auszuüben. Der Erfolg gibt ihnen Recht, Fonds reagieren auf konkrete Kritik. Sie setzen sich mit nachhaltigen Themen intensiver auseinander, entwickeln andere Blickwinkel und das bringt Bewegung in die Märkte: Siemens ist beispielsweise aus der Herstellung von Atomkraftwerken ausgestiegen, Daimler hat einen speziellen Bereich seiner Rüstungsindustrie verkauft und in Österreich nimmt die Anwendung bestimmter Ausschlusskriterien zu: Zwei Finanzakteure schließen für insgesamt 23,5 Milliarden Euro die Spekulation mit Nahrungsmitteln beziehungsweise den Handel mit Agrarrohstoffen aus.

Wie komme ich zu einer Entscheidung?

Bis vor drei Jahren war es für Privatkunden unmöglich, die Zusammensetzung von Anlagen zu erfahren. Das hat sich durch die neuen Transparenzrichtlinien radikal geändert. Viele Informationen sind online jederzeit verfügbar, z.B. über die kostenlose Fondssuchmaschine www.software-systems.at. Das braucht es auch. Richard Lernbass, Geschäftsführer der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Ratingagentur aus Kärnten erklärt: „Der Ansatz von nachhaltigen Investments kann nicht mit dem Unterschied zwischen Bio- und konventionellen Lebensmitteln verglichen werden. Nachhaltige Anlageprodukte sind unterschiedlich zusammengesetzt. Als Kunde sollte ich mich zuerst entscheiden, welche Bereiche ich nicht unterstützen will. Ausgehend davon kann ich Anlageprodukte auswählen, vergleichen und das Richtige für mich aussuchen.“ Gütesiegel bieten dazu einerseits eine einfache und rasche Orientierung und andererseits auch die notwendige Sicherheit, weil die Produkte durch unabhängige Stellen überprüft werden.

Gütesiegel im Überblick

Die beiden wichtigsten Siegel für den österreichischen Markt sind das Österreichische Umweltzeichen und das europäische Transparenzsiegel Eurosif. Vereinzelt weisen einige Produkte auch das französische Label Novethic auf, um am französischen Markt agieren zu können. Ende 2014 soll ein deutsches Label auf den Markt kommen.

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Autorin: Roswitha M. Reisinger

Den gesamten Artikel lesen Sie in der LEBENSART September 2014.

Links:

www.gruenesgeld.at:  Das Infoportal der ÖGUT und des BMLFUW bietet Entscheidungshilfen, einen Überblick über Investmentprodukte und unabhängige BeraterInnen.

www.software-systems.at: Der Finanzdatenanbieter bewertet Unternehmen, Länder und Fonds nach nachhaltigen Kriterien.

www.forum-ng.org: Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ist der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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