Mit der Sonne fliegen und Kaffee rösten
Auf Hausdächern sind Solarzellen kein ungewöhnlicher Anblick mehr. Auf Flugzeugflügeln hingegen schon. Pioniere setzen die Energie der Sonne gar zum Würstchengrillen und Kaffeerösten ein.
Ob Josef Warmuths Wohnort durch seinen Wohnort Himmelberg quasi prädestiniert ist für ein Naheverhältnis zur Sonne, sei augenzwinkernd dahingestellt. Tatsache ist, dass der passionierte Bastler und Hobbykoch aus Kärnten den Feuerball am Firmament seit sieben Jahren zu kulinarischen Zwecken nutzt: Warmuth baut multifunktionelle Solargriller, die sowohl beim Würstchenbrutzeln als auch beim Brotbacken Einsatz finden. Die notwendige Hitze wird dabei ganz ohne Rauchschwaden und Anzündhilfen durch die raffinierte und gezielte Bündelung von Sonnenlicht entfacht.
Genuss ohne Kohle
40, auf kippbaren Holzrahmen montierte Spiegel lenken das Sonnenlicht zentriert auf die Unterseite eines Ceranfelds. Dieses erhitzt sich innerhalb nur einer Minute auf 200 Grad. Bei geschlossener Abdeckhaube können sogar Temperaturen von bis zu 400 Grad entstehen.
Allerdings strahlt die Sonne nicht immer ungetrübt hernieder, auch nicht in Himmelberg. „An wechselhaften Tagen hilft die Abdeckhaube. Auch wenn die Sonne einmal für eine halbe Stunde hinter den Wolken verschwinden sollte, hält sich innerhalb der geschlossenen Haube eine Temperatur von mindestens 100 Grad. Und für ganz bedeckte Tage oder spätere Abendstunden gibt es auf Wunsch einen Halogenlicht-Einsatz mit Stromversorgung, der das Sonnenlicht provisorisch ersetzt“, erläutert der Bastler.
Backe, backe Sonnekuchen
„Das Getreide für unser Mehl wächst und gedeiht durch die Kraft der Sonne. Was spricht dagegen, auf diese Kraft auch für weitere Zwecke zurückzugreifen?“ Eine Frage, die man sich vor einiger Zeit in der Farina-Mühle in Raaba bei Graz stellte. Die erfolgreich gefundene Antwort darauf schmückt seit einigen Monaten das mächtige Gebäude auf ganzen 400 Quadratmetern Fassadenfläche. Es ist die aktuell größte Photovoltaikanlage der Steiermark, mit deren Hilfe genügend Energie gewonnen werden kann, um die Paketierung der jährlich 15.000 Tonnen Mehl in 15 Millionen Papierpackungen gänzlich aus regenerativen Quellen abzudecken.
Mit der Sonne im Tank der Sonne entgegen
Bertrand Piccard, der Mutter Erde bereits 1999 als Erster per Heißluftballon umkreiste, will es diesmal gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Luftfahrtprofi André Borschberg, mit einem Solarflugzeug angehen. „Solar Impulse“ hat der Schweizer Abenteurer sein Pilotprojekt getauft, in dessen Rahmen er mit einem ausschließlich solarbetriebenen Flugzeug, vom Erdboden abheben und in geplanten fünf mehrtägigen und -nächtlichen Etappen einmal den Globus kreisen will.
Autorin: Jessica Maier
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