zum Inhalt springen

Mit Kneipp gut durch den Wechsel

Hitzewallungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Depressionen machen vielen Frauen in ihren Wechseljahren zu schaffen. Linderung für diese Beschwerden verspricht die Traditionelle Europäische Medizin (TEM). Sie betrachtet den ganzen Menschen, eingebettet in seine Lebensumgebung.

erber_marienschwestern_kneipp
Erber / Marienschwestern Kneipp

„Je mehr es uns gelingt, das ganze Wesen einer Frau zu erfassen, desto eher wird eine Therapie nach Kneipp langfristig erfolgreich sein“, ist Dr. Martin Spinka, Kurärztlicher Leiter der Kneipp Traditionshäuser der Marienschwestern vom Karmel, überzeugt. Hier im oberösterreichischen Bad Kreuzen ist vor kurzem das erste Zentrum für TEM in Europa entstanden.
In der TEM unterscheidet man die Elemente Wasser, Erde, Feuer, Luft und Äther, wobei Wasser unserer energetischen Grundlage entspricht. Das Erdelement drückt unsere Strukturen und Ordnungen aus. Feuer steht für die Grundlagen der Wahrnehmung, den Selbstausdruck, während mit Luft das Begreifen und Erfassen bezeichnet wird. Äther wiederum steht für die geistig-emotionalen Anteile.

„Ab dem 45. Lebensjahr gehen wir in das Luftelement über. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Mensch sich selbst reflektiert, um sein wahres Wesen zu erkennen“, erklärt der TEM-Mediziner. „In dieser Phase kommt es bei vielen Frauen zu wechselhaften Betrachtungen. Sie hinterfragen Althergebrachtes, wie Beziehung oder Beruf.“ Frauen, die bis dahin die verlässlichen, anpassungsfähigen Familienmenschen waren, bekommen dann manchmal recht männliche und feurige Wesenszüge, die sich oft in Schweißausbrüchen, hohem Blutdruck, Ruhe- und Schlaflosigkeit äußern.


Wechsel der Lebensordnung
Der Wechsel stellt also oft die Lebensordnung auf den Kopf. Neben Ernährung, Heilpflanzen, Bewegung, Wasser und Wickel zählt die Lebensgestaltung zu den fünf Lebenssäulen nach Kneipp. „Deshalb müssen wir den Menschen ganzheitlich betrachten, und alle Faktoren, wie Beziehung, Arbeit, Lebensumgebung, aber auch die spirituelle Ebene und die Werte mitberücksichtigen“, erklärt Spinka. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage der Analyse. Des Weiteren bedient man sich am TEM-Zentrum in Bad Kreuzen der Vier-Säfte-Lehre. Jeder Mensch trägt alle vier Säfte in sich. Jener, der in einem Übermaß vorhanden ist, wirkt sich energetisch am meisten aus und definiert den Temperament-Typ, dem bestimmte Primärqualitäten zugeordnet sind. So steht Blut für den Sanguiniker (warm/feucht), Schleim für Phlegmatiker (kalt/feucht), gelbe Galle für Choleriker (warm/trocken) und schwarze Galle für Melancholiker (kalt/trocken).


Wenn die Säfte aus der Harmonie geraten
Gehen die Primärqualitäten teilweise abhanden, kann ein Prinzip dominieren. Z.B. kommt das Phlegma (kalt und feucht) oder das cholerische Prinzip (warm und trocken) durch. Charakteristisch für den oft antriebslosen Melancholiker ist das lebensferne Prinzip kalt und trocken, das sich oft in Form von Antriebslosigkeit und Starre äußert. „Bei vielen Frauen mit Wechselbeschwerden ist das phlegmatische Prinzip bestimmend, also kalt und feucht. Auch das Cholerische – warm und trocken - kommt oft vor“, weiß Spinka aus seiner Praxis. „Das dominierende Temperament lässt sich mit einer Konstitutionstherapie ausgleichen, die nach dem Prinzip Stärken ausnutzen, Schwächen ausgleichen die Selbstheilungskräfte aktiviert.“
Ist das phlegmatische, also kalt-feuchte Prinzip vorherrschend, dann werden nicht – wie so oft bei Kneipp - kalte Güsse verordnet. Vielmehr wird auf Wärme gesetzt, wie etwa in der Ernährung mit wärmenden Lebensmitteln und Gewürzen. Die Ordnungstherapie wird versuchen, das Urvertrauen zu stärken und die Frau, die es häufig allen Recht machen will, ihre Kraft und das naturgegebene Potenzial spüren zu lassen.


Schwimmen für die Cholerikerin
Will eine Person oft mit dem Kopf durch die Wand, ist dies ein Hinweis auf das cholerische Prinzip. In der Ordnungstherapie wird am egozentrischen Thema gearbeitet. Für die trocken-hitzige Cholerikerin ist als Bewegung das kühle, feuchte Schwimmen optimal. Mannschafts- und Leistungssport, der den Ehrgeiz auflodern lässt, sollte gemieden werden. Phlegmatisch (kalt und feucht) entgleisenden Frauen ist dagegen anzuraten, Wärme und Energie zu tanken und dazu beispielsweise bei regelmäßigem Walking in Bewegung zu kommen.
Mit Schafgarbe und Frauenmantel gibt es in der Kneipp-Säule der Heilpflanzen zwei Frauenkräuter, die universal einsetzbar sind in den Wechseljahren: Sie wirken ausgleichend auf körperlicher wie auf seelischer Ebene. Deshalb empfiehlt Spinka in dieser Zeit, regelmäßig eine Tasse Schafgarbentee morgens und Frauenmanteltee abends zu trinken.


Sitzbäder und Wechselgüsse
Die fünfte Säule nach Kneipp meint die bekannten Wasseranwendungen: „Gerade Wechselgüsse begünstigen oft den Vollzug des Wechsels“, so Spinka. „Besonders empfehlenswert und praktisch gut durchführbar sind tägliche Wechselknie- und Wechselarmgüsse.“ Bei Unterleibsbeschwerden empfehlen sich zwei Mal die Woche Wechselsitzbäder. Ein ansteigender Lumbalguss regt die Nierenfunktion an: Dazu richtet man in der Dusche stehend den Wasserstrahl auf die Nierengegend am Rücken. Beginnend mit Warm wird das Wasser jede Minute etwas heißer gestellt. So sind bis zu 40 bis 41 Grad Wassertemperatur möglich.

Infos: www.kneippen.at
Autorin: Maria Zamut