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Müßiggang ist allen Glückes Anfang

Wann haben Sie das letzte Mal nichts gemacht? Ohne schlechtes Gewissen? Oder haben Sie keine Zeit, um nichts zu tun? Schon um all das zu tun, was Sie tun müssen, ist der Tag viel zu kurz?"

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"Entspannen Sie sich. Das ist das Beste, was Sie zur Rettung der Welt beitragen können." (Fred Luks, Nachhaltigkeitsexperte) Pixabay

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen die Zeit durch die Finger gleitet, dann sind Sie in guter Gesellschaft: Zeitnot ist das Charakteristikum der   Beschleunigungsgesellschaft. Eine andere Art und Weise des Seins in der Gegenwart beschreibt der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel in seinem Buch "Muße. Vom Glück des Nichtstuns."

Keine gewonnene Zeit trotz Fortschritts
Haben wir nicht in den letzten Jahrzehnten ungemein viel Zeit durch technischen Fortschritt und soziale Errungenschaften gespart? Überraschenderweise lautet die Antwort nein. Die durchschnittliche Zeit, die zum Beispiel mit Hausarbeit verbracht wird, hat trotz der vielen praktischen Geräte nicht abgenommen. Hat man nämlich mehr Zeit für eine Arbeit zur Verfügung, so steigen die Ansprüche und Anforderungen an diese. Saubere Kleidung und ein blitzblankes Haus sind selbstverständlich geworden. "Gäben wir uns mit denselben Speisen, Reisen und Unterhaltungen zufrieden wie unsere Vorväter - wir lebten im Zeitparadies", schreibt Schnabel. Aber wir entwickeln neue Wünsche und suchen neue Wege diese zu befriedigen.

Keine Zeit für so vieles
Die Wettbewerbslogik der Wirtschaft hat in nahezu alle Lebensbereiche Einzug gehalten. Wenn etwas nicht gut läuft, sucht man sich etwas Besseres. Bis in die 80er-Jahre waren viele Gesellschaftstheoretiker von der Gleichung mehr Möglichkeiten=mehr Glück überzeugt. Sozialpsychologen haben mittlerweile das Gegenteil bewiesen. Wir leben in einer Welt, die für jeden das maßgeschneiderte Produkt verspricht. Aber die Wahl des Richtigen gibt es nicht umsonst: Sie kostet Zeit und Energie. Und kaum haben wir gewählt, kommt schon wieder etwas Neues auf den Markt. Dazu fallen die sogenannten "Opportunitätskosten" an: Jede Wahl schließt alle anderen Möglichkeiten aus. Das bedeutet Verzicht. Immer lauert die Gefahr, dass wir etwas verpassen könnten, dass wir nicht so optimal leben, wie es möglich wäre. Wir müssen "immer schneller laufen, um unsere Position zu halten, um auf dem Laufenden zu bleiben", formuliert es der Soziologe Hartmut Rosa. Wer sich diesem Druck verweigert, muss damit rechnen, aus den sozialen Bezügen herauszufallen.

Lesen Sie mehr in der LEBENSART März/April 2011

Autorin: Rosemarie Poiarkov