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Nachhaltig anlegen – aber wie?

Geld anlegen und gleichzeitig etwas Gutes für Umwelt und Gesellschaft tun – geht das? Ja, denn bei fast allen Veranlagungsformen gibt es eine nachhaltigere Variante.

Eine Illustration aus rosa und olivgrünen Blöcken zwischen denen ein 10 Euro Schein liegt.
Bild: Slashio Photography / unsplash

Nachhaltige Anlagen berücksichtigen sogenannte „ESG-Faktoren“ – dahinter verbergen sich Umwelt (Environment), Soziales und gute Unternehmensführung (Governance). Konkret wird in Unternehmen investiert, die (über den gesetzlichen Rahmen hinaus) ökologische und soziale Grundsätze verfolgen und deren Produkte und Dienstleistungen einen ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen bringen.

Persönliche Anlageziele

Vor einer Anlageentscheidung solltest du dir über die eigene Lebensplanung, Zukunftsvorstellungen und Einkommensverhältnisse im Klaren sein. Wenn du eine bestimmte Geldsumme veranlagen möchtest, formuliere deine Anforderungen: Möchtest du auf eine größere Investition sparen oder Geld für deine Kinder veranlagen? Dies bestimmt beispielsweise deine Anlagedauer. Wie riskant darf deine Veranlagung sein? Muss dein veranlagtes Geld stets verfügbar sein (Liquidität)? Und was sind deine Renditeerwartungen?

Vor einer Anlageentscheidung solltest du dir über die eigene Lebensplanung, Zukunftsvorstellungen und Einkommens-verhältnisse im Klaren sein.

Grundsätzlich gilt die Empfehlung, verschiedene Anlageprodukte zu kombinieren. So könnte etwa ein Teil des Geldes verfügbar gehalten (z. B. Girokonto, Geldmarktfonds), ein Teil sicher und langfristig angelegt (z. B. Staatsanleihen mit hoher Bonität) und die verbleibenden Mittel in Anlagen mit tendenziell höheren Renditen und höherem Risiko (z. B. Aktienfonds) investiert werden. Durch eine ausgewogene Aufteilung in unterschiedlichen Anlageformen erhöht sich auch die Sicherheit.

Kennst du deine persönlichen Anlageziele, dann geht es um die Frage: Wie nachhaltig soll deine Geldanlage sein?

Nachhaltige Investmentansätze

Um Veranlagungen nachhaltiger auszurichten, kann man drei Ansätze verfolgen:

Vermeiden: Negativ-/Ausschlusskriterien klammern Unternehmen aus, die bestimmte Geschäftspraktiken (z. B. Kinderarbeit) anwenden oder bestimmte Produkte/Dienstleistungen (z. B. Waffen, Kernkraft) anbieten. Bei Staatsanleihen werden z. B. Staaten mit Diktaturen, Korruption ausgeschlossen.

Fördern: Mit Positivkriterien wird in Unternehmen investiert, die in einer nachhaltigen Branche tätig sind (z. B. erneuerbare Energien), bei der Best-in-Class-Strategie in die nachhaltigsten Unternehmen in einer Branche. So kann beispielsweise in ein Unternehmen investiert werden, das sich besonders um eine nachhaltige Ausrichtung bemüht, indem es einen ressourcenschonenden Umgang in Richtung Kreislaufwirtschaft vorantreibt oder hohe soziale Standards etabliert.

Beeinflussen: Bei Engagement nimmt das Fondsmanagement aktiv den Dialog mit Unternehmen auf, in die man investiert – dabei können „Nachhaltigkeitsdefizite“ angesprochen oder mittels Aktienanteilen zu nachhaltigen Themen abgestimmt werden. Dieser Ansatz hat eine besonders hohe Wirkung.

WARUM NACHHALTIG VERANLAGEN?

Nachhaltige Investitionen sind dringend notwendig – die EU schätzt, dass es Investitionen von mehr als 700 Milliarden Euro pro Jahr benötigt, um die Ziele für die Energiewende zu erreichen und den Klimawandel zu bekämpfen. Auch für die Erreichung der UN-Development Goals braucht es dringend mehr Investitionen – derzeit stehen die Länder laut SDG-Fortschrittsbericht 2023 nur bei höchstens 15 Prozent der Zielvorgaben im Plan.


Diese Gelder können nicht allein von der Öffentlichen Hand kommen, sondern auch Privatinvestitionen sind notwendig. Mit nachhaltigen Veranlagungen beruhigt man nicht nur sein Gewissen, sondern trägt tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung der Welt bei. Die tatsächliche Wirkung („Impact“), die ein nachhaltiges Investment hat, hängt dabei stark von der Anlageform ab – so ist der Impact einer Direktbeteiligung häufig höher, allerdings spielt auch das Anlagevolumen eine große Rolle.


Mit nachhaltigen Geldanlagen muss man auch nicht auf Rendite verzichten – dies bestätigen sowohl wissenschaftliche Studien als auch der Performancevergleich im langfristigen Anlagehorizont.

Nachhaltige Finanzprodukte

Die meisten nachhaltigen Finanzprodukte sind Fonds. Ein Fonds bündelt verschiedene Wertpapiere, zumeist Aktien und/oder Anleihen. Ein guter Nachhaltigkeitsfonds wendet dabei die genannten nachhaltigen Investmentansätze oft gleichzeitig an. Ein weiterer Typ sind passiv gemanagte Fonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF), die einen Aktienindex nachbilden. ETFs mit Nachhaltigkeitsanspruch wenden zumeist Ausschlusskriterien an oder widmen sich einem speziellen Thema wie „Low Carbon“ – dann kommen nur solche Unternehmen in den Index, die einen vergleichsweise geringen CO2-Ausstoß verursachen.

Auch mittels Bürgerbeteiligungsmodellen können nachhaltige Projekte finanziert werden.

Aufgrund des großen Angebots sind unabhängige Datenbanken eine wichtige Orientierungshilfe – die Plattform Cleanvest.org von ESG Plus GmbH informiert beispielsweise nicht nur zu Finanzkennzahlen wie Kursentwicklung und Risiko, sondern ermöglicht auch, über 3.500 in Österreich zugelassene Fonds nach Nachhaltigkeitskriterien zu filtern.

Bei Nachhaltigen Spar-/Giroprodukten werden die veranlagten Gelder für die Finanzierung (Kredite) von nachhaltigen Projekten (z. B. Windpark oder PV-Anlage) und Unternehmen verwendet. Hier weiß man im Gegensatz zu konventionellen Spar- und Giroprodukten, was mit den Spareinlagen passiert. Einen Überblick über die in Österreich zugelassenen nachhaltigen Giro- und Sparkonten bietet die Website Birds of Trust.

Auch mittels Bürgerbeteiligungsmodellen können nachhaltige Projekte finanziert werden – häufig geht es dabei um Wind- und PV-Anlagen. Die Modelle können vertraglich sehr unterschiedlich ausgestaltet sein – eine der bekanntesten Formen ist Crowdinvesting. Hier beteiligt sich eine Vielzahl an Personen mittels Kleinbeträgen an Unternehmen und Projekten.

Es ist zumeist eine bessere Rendite als bei einer Spareinlage zu erwarten, aber es besteht auch das Risiko eines Totalverlusts der Investition. In Österreich haben insbesondere diese Plattformen einen Fokus auf nachhaltiges Crowdinvesting: klimja, (Green) Rockets und Crowdfunding für Gemeinwohl.

Nachhaltige Finanzberatung?

Da es mehr Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit bedarf, hat die EU auch in der Finanzberatung einige Regeln aufgestellt – wer sich beispielsweise für einen Fonds interessiert, wird seit August 2022 von seinem*seiner Finanzberater*in gefragt, ob und wie man nachhaltig investieren möchte. Das ist gut, die Ausgestaltung ist jedoch leider ziemlich komplex ausgefallen. Sie unterscheidet drei Arten von Nachhaltigkeitspräferenzen:

  1. Präferenz für ökologisch nachhaltige Investitionen im Sinne der Taxonomie-Verordnung investiert in Wirtschaftstätigkeiten, die einen wesentlichen Beitrag zu einem EU-Umweltziel leisten (z. B. Klimaschutz), kein anderes Umweltziel beeinträchtigen und soziale Mindeststandards (z. B. Menschenrechte) erfüllen. Die EU-Taxonomie definiert dabei, was solche „nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten“ sind – ein Klassifikationssystem ist eine gute Entwicklung, der große Wermutstropfen ist allerdings die Aufnahme von Aktivitäten im Bereich Kernkraft und Erdgas.
  2. Präferenz für nachhaltige Investitionen im Sinne der Offenlegungs-Verordnung (SFDR) investiert in wirtschaftliche Tätigkeiten, die zum Erreichen eines ESG-Ziels beitragen. Kriterien dafür können beispielsweise die ressourceneffiziente Nutzung von Energien, Wasser und Boden, aber auch soziale Kriterien wie Investitionen zur Bekämpfung von Ungleichheit sein.
  3. Präferenz für Investitionen, bei denen nachteilige Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt werden (PAI), bezeichnet Investitionen, die negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft anhand einer konkreten Liste von Indikatoren vermeiden, beispielsweise Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, aber auch fehlende Menschenrechtspolitik.

GRÜNES GELD

Auf Grünes Geld findest du weitere Informationen zu Produkten, Datenbanken, Investmentansätzen sowie ausgebildete Finanzberater*innen in deiner Nähe. Die unabhängige Informationsplattform für ethisch ökologische Veranlagung wird von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) betreut und durch das BMK gefördert.

In der Beratung musst du zwischen diesen Präferenzen wählen und bei den ersten beiden auch den Mindestanteil der Investitionen, die diese Präferenzen erfüllen, bestimmen. Eine große Herausforderung für Berater*innen und Anleger*innen. Eine kleine Hilfestellung: Viele nachhaltige Finanzprodukte erfüllen die Präferenzen zwei und drei – bei der Taxonomie ist der Anteil eher gering, denn es fehlt noch an Unternehmensdaten. Solange es noch keine entsprechenden Produkte gibt, sollte man den Anteil bei dieser Auswahl eher geringhalten.

Diese Ansätze sollen vor allem Transparenz im Finanzmarkt bringen, die EU gibt damit jedoch keinen Standard für nachhaltige Finanzprodukte vor und die Regulatorik wird sich voraussichtlich noch weiterentwickeln. Wer nicht warten möchte, ist aktuell daher besser mit etablierten Nachhaltigkeitslabels für Finanzprodukte bedient.

Katharina Muner-Sammer ist Expertin für grünes Investment bei der ÖGUT, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik. www.oegut.at

WEITERE INFOS

Mehr zu den Gütesiegeln für Finanzprodukte findest du HIER.

umweltzeichen
Das Siegel hat einen äußeren blauen Ring in dem in weiß
Katharina Muner-Sammer ist Expertin für grünes Investment bei der ÖGUT, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik.
Katharina Muner-Sammer, Foto: Petra Blauensteiner

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