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Nachhaltigkeit braucht Mut zu Veränderungen

In Österreich gibt es erstmals eine Ministerin für Nachhaltigkeit. Wir haben Elisabeth Köstinger zu ihren Zielen und Herausforderungen befragt.

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Elisabeth Köstinger. Foto: BMNT/Paulgruber

Was sind für Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Österreich?

DIE Aufgabe der kommenden Jahre ist der Klimaschutz. Wir müssen jetzt handeln, damit wir die Ziele erreichen. Wir müssen das Wissen dafür schaffen, was jeder Einzelne durch das persönliche Verhalten verändern kann. Das betrifft die Mobilität ebenso wie den Einkauf. Wir brauchen mehr erneuerbare Energieträger, mehr Gebäudesanierungen und immer wieder auch Verhaltensänderungen. Nachhaltigkeit braucht auch den Mut, Veränderungen offen gegenüber zu stehen.

Welche Meilensteine wollen Sie am Ende der Legislaturperiode gesetzt haben?

Ich habe durch die Einbindung vieler Themen in meinem Ressort die Möglichkeit, diese gemeinsam anzugehen und Synergien zu nutzen. Für mich ist Klimaschutz ohne Energiepolitik nicht vorstellbar. Wir werden eine umfangreiche Klima- und Energiestrategie erarbeiten, die noch im ersten Halbjahr beschlossen werden soll. Der Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie wird dabei eine wichtige Rolle spielen, der Ausbau von PV-Anlagen im privaten Bereich ist dazu ein wichtiger Hebel. Genauso ist es bei Umwelt und Tourismus. Millionen Menschen aus aller Welt kommen in unser Land, weil sie hier intakte Naturlandschaften vorfinden.

Wie wollen Sie die BesitzerInnen von 600.000 Ölheizungen für einen Umstieg gewinnen?

Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, die einen Ausstieg erleichtern. Auch hier scheint mir Einsicht der wichtigere Ansatz zu sein, und nicht Verbote. Im Neubau sehe ich für Ölheizungen ohnehin keine Zukunft. Im Bestand müssen wir das Umfeld so gestalten, dass andere Heizformen attraktiver sind als Öl.

Im Regierungsprogramm wurden der Straßen- und der Flughafenausbau als vorrangige Projekte definiert. Werden Sie sich für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs stark machen?

Selbstverständlich. Die Akzeptanz und Attraktivität öffentlicher Verkehrsverbindungen sind ein Schlüssel der Mobilität der Zukunft. Der motorisierte Individualverkehr ist eines unserer größten Probleme im Klimaschutz. Aber es geht nicht nur um den öffentlichen Verkehr, sondern auch um den Ausbau der E-Mobilität. Wir werden auch weiterhin Straßen und Individualverkehr brauchen, vor allem in entlegenen Gebieten.

Soll klimaschonendes Verhalten steuerlich entlastet und klimaschädliches Verhalten teurer werden, z.B. Steuer auf Kerosin, CO2 Steuer, etc.?

Ein Leitsatz dieser Bundesregierung ist: Keine neuen Steuern und Belastungen. Unsere Steuerquote ist hoch genug.

Wie stehen Sie zur biologischen Landwirtschaft?

Österreich ist Bio-Land Nummer 1 in Europa. Das ist nicht deshalb gelungen, weil wir Quoten oder Verbote eingeführt haben, sondern weil wir mit Bewusstseinsbildung und Überzeugung eine Nachfrage geschaffen haben. Qualität muss uns einfach etwas wert sein. Niemand kann glauben, dass absolute Diskont-Preise die heimischen Erzeuger und die Qualität stärken.

Sie werden im Sommer erstmals Mutter. In welcher Welt soll ihr Kind 2050 leben können?

Ich wünsche mir, dass alle Kinder die gleichen Naturschätze und -landschaften vorfinden und genießen können, wie wir sie heute haben. Wir leben im schönsten Land der Welt, wir sollten mehr darauf achten, dass wir das auch schätzen. Das erfordert Schutz und nachhaltige Aufmerksamkeit. Wenn wir das hinbekommen, dann ist mir um die Zukunft nicht bange.

Das Interview führten Roswitha Reisinger und Christian Brandstätter.

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