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Südwind vergleicht Fairtrade mit Rainforest Alliance

Verbindliche Lohn- und Arbeitsstandards und unabhängiges Monitoring bringen deutliche Vorteile für Fairtrade

Bananen auf weißem Hintergrund
Foto: Alleksana / Pexels

Berichte über soziale und ökologische Missstände auf konventionellen  Bananenplantagen stehen immer noch auf der Tagesordnung. Dazu zählen  Hungerlöhne, Gewerkschaftsverbote, intensiver Pestizideinsatz,  mangelhafte Schutzkleidung bis hin zu sexueller Belästigung und genderspezifischer Diskriminierung am Arbeitsplatz.

"Ein genauer Blick auf’s Etikett lohnt sich"

„Im risikoreichen  Bananengeschäft stellen unabhängige Zertifizierungen eine wichtige Orientierungshilfe für Konsumentinnen und Konsumenten dar und können Arbeitsbedingungen und damit das Leben von Menschen in den Anbaugebieten  entscheidend verbessern“, sagt Gudrun Glocker, Expertin für gerechte  Ernährung bei Südwind. In Österreich ist der Großteil der  nicht-konventionellen Bananen von Fairtrade oder Rainforest Alliance  zertifiziert. „Die Standards der beiden Gütesiegel enthalten entscheidende Unterschiede. Ein genauer Blick auf’s Etikett lohnt sich.“

Gütesiegel für fairen und nachhaltigen Handel im Vergleich

Fairtrade  versteht sich als Zusammenschluss von Produzentenorganisationen aus  Ländern des Globalen Südens sowie Initiativen für fairen Handel in den  Absatzländern. Kernarbeitsnormen der International Labour Organisation (ILO) sind im Standard verankert und Arbeiter*innen auf den Plantagen  erhalten existenzsichernde Löhne. Vereinigungen und Gewerkschaften  werden aktiv gefördert, es gibt ein unabhängiges Beschwerdemanagement. Im Kern des Fairtrade-Standards steht die Zahlung eines garantierten Mindestpreises – unabhängig vom Weltmarktpreis – der die Lebenshaltungs-  und Produktionskosten der Produzent*innen decken soll. Zudem muss eine  Preisprämie, die so genannte Fairtrade-Prämie, gezahlt werden. 

"Das Fairtrade-Gütesiegel genießt zu Recht

eine hohe Glaubwürdigkeit"

Die deklarierten Hauptziele von Rainforest Alliance sind der Schutz des  Regenwaldes und seiner Biodiversität, die Abschwächung des Klimawandels und die Verringerung der Armut der indigenen Bevölkerung. Die  Richtlinien basieren unter anderem auf den ILO-Kernarbeitsnormen, beinhalten aber keine Verpflichtung von existenzsichernden Löhnen. Diese sind nur ein selbstgewähltes Kriterium für die zertifizierten Unternehmen. Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen werden nicht aktiv gefördert, es gibt allerdings ein unabhängiges Beschwerdemanagement.

Der Standard fordert den Schutz  bestehender natürlicher Ökosysteme. Maßnahmen zur Reduktion von  klimarelevanten Treibhausgasen sind ein freiwilliges Kriterium. Es gibt  akkreditierte Zertifizierungsstellen, die Feld-Audits durchführen, allerdings ohne hinreichende Einbeziehung lokaler Akteur*innen wie Gewerkschaften. Vertrauliche Interviews mit Arbeiter*innen über ihre Situation sind nicht verpflichtend.

„Das Fairtrade-Gütesiegel genießt zu Recht eine hohe Glaubwürdigkeit“, so die Einschätzung von  Südwind-Expertin Glocker. „Verschiedene Stakeholder, aber auch die  Produzent*innen, werden in Entscheidungsprozesse einbezogen, Monitoring-  und Evaluierungsprozesse hinsichtlich der Wirkungen des Standards  werden durchgeführt, eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist öffentlich zugänglich.“

Was Konsument*innen tun können

Die  globale Bananen-Lieferkette ist seit jeher geprägt von enormer Machtkonzentration. Waren es bis vor ein paar Jahren noch Lebensmittel-Großkonzerne wie Chiquita oder Del Monte, so sind es heute verstärkt Einzelhandelsunternehmen, die vom Import bis hin zur Reifung  große Teile der Bananen-Lieferkette beherrschen.

Diese Vormachtstellung  ermöglicht es den Supermärkten, einen enormen Preisdruck auszuüben, der  sich wiederum negativ auf Arbeitsbedingungen und Löhne in den Anbauländern auswirkt. Südwind fordert daher einen Systemwandel im  Ernährungssystem – mit einem ambitionierten Lieferkettengesetz, das Unternehmen effektiv in die Verantwortung nimmt, eine zivilrechtliche  Haftung enthält und die gesamte Wertschöpfungskette umfasst.

Darüber  hinaus können auch Konsument*innen etwas verändern: „Der Griff zu  bio-zertifizierten Fairtrade-Bananen macht einen Unterschied. Wenn das  Supermarkt-Angebot zu wünschen übriglässt, kann eine E-Mail an das  Unternehmen oder ein Posting auf dessen sozialen Netzwerken etwas  bewirken“, sagt Gudrun Glocker. „Auch aktives  Nachfragen, woher die Bananen kommen und ob bekannt ist, unter welchen  Bedingungen sie angebaut wurden, schafft Bewusstsein für die  weitreichenden Probleme im Bananenanbau.“

www.suedwind.at