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Trockenzeit - was tun für gute Raumluft?

Brennende Augen, gereizte Atemwege - wenn im Winter die Luftfeuchtigkeit sinkt, kann es in beheizten Räumen schnell zu trocken werden. Es gibt verschiedene Wege, um die Feuchte wieder auf ein gesundes Maß zu heben. Wir sind neun Methoden auf den Grund gegangen.

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Foto: Thinkstock_yocamon Thinkstock / yocamon

Warm geheizte Räume im Winter – ein Luxus, der für die meisten von uns selbstverständlich ist. Doch so wohlig angenehm diese Wärme auch ist, fällt die relative Luftfeuchte unter 30 Prozent ab, runzelt sich nicht nur die Schale der Äpfel in der Obstschale. Die Haut und die empfindlichen Schleimhäute trocknen aus, Krankheitserregern gelingt es leichter, in den Körper einzudringen. Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit sinken.

„Luftfeuchtigkeit und Temperatur sind die wesentlichen Eckpfeiler für Gesundheit und Wohlbefinden in Innenräumen“, sagt Umweltmediziner Assoz.-Prof. DI Dr. Hans Peter Hutter vom Arbeitskreis Innenraumluft am Umweltministerium. „Chemikalien und Schadstoffe schaden bei trockener Luft definitiv mehr, weil sie auf ausgetrocknete Schleimhäute treffen und dadurch ihre Reizwirkung umso stärker entfalten können.“ Kurzzeitige Unterschreitungen bis auf ca. 20 Prozent relative Luftfeuchte sind dennoch unbedenklich.

Dipl. Ing. Peter Tappler, Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen und Leiter des Arbeitskreises Innenraumluft: „Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 30 bis 55 Prozent. Mediziner sehen die kritische Grenze bei 20 Prozent, dies gilt jedoch bei sauberer Luft.“ Was also können Trockenheitsgeplagte tun, um die Raumfeuchte zu erhöhen? Wir haben bei Dipl. Ing. Peter Tappler nachgefragt:

1. Pflanzen

Üppige Grünpflanzen heben das Wohlbefinden und geben Feuchte ab, besonders solche, mit einem hohen Wasserbedarf. Die Wassermenge, die gegossen wird, verdunstet wieder. „Man darf sich jedoch nicht zu viel von Pflanzen erwarten“, sagt Peter Tappler. „In kleinen Räumen können Pflanzen durchaus eine Besserung bringen, in größeren Räumen bzw. bei sehr geringer Raumfeuchtigkeit ist der Effekt allerdings relativ begrenzt. Wenn Sie keinen Dschungel in der Wohnung haben, reicht die Transpiration der Pflanzen allein kaum aus.“ Topfpflanzen geben höchstens 0,1 Liter Wasser pro Tag ab, ein großer Papyrus (Cyperus papyrus) bis zu einem Liter. Für Büroräume gibt es spezielle Pflanzensysteme, die mehr Wasser verdunsten, jedoch auch mehr Pflege benötigen und auf Schimmelbildung zu kontrollieren sind. Eine gute Belüftung ist in jedem Fall Voraussetzung.

2. Zimmerbrunnen

Nach Feng Shui kommt dem Element Wasser in der Wohnung ein wichtiger Platz zu. Plätscherndes Wasser, zum Beispiel in einem Zimmerbrunnen, trägt zweifellos zu einer guten Raumatmosphäre bei, doch nur wenig zu einer guten Luftqualität. Problematisch ist vor allem, dass sich im Wasser Bakterien bilden, denen man mit Desinfektionsmittel begegnen muss. Mit dem Wasser verdunsten auch die Desinfektionsmittel und gehen die Raumluft über. Zimmerbrunnen müssen ebenso gut gewartet werden wie ein Whirlpool. Mindestens einmal pro Woche ist eine Reinigung fällig.

3. Freunde einladen

Ein normaler Haushalt mit 4 Personen produziert zwischen 5 und 10 Liter Wasserdampf pro Tag. Diese Mengen entstehen durch das Atmen, die Feuchteabgabe über die Haut, Waschen oder Kochen. Demnach wird die Luft in belebten Wohnungen mit Dusch- und Kochdämpfen kaum zu trocken werden. Die Bewohner müssen eher auf die Abfuhr der Feuchtigkeit achten. Zu Problemen mit trockener Luft kommt es vor allem in Büroräumen, in denen bestenfalls Kaffee zubereitet wird.

4. Wäsche aufhängen, Badezimmertür offen lassen

Nicht gerade ein Designobjekt im Wohnraum, aber sinnvoll ist der Wäscheständer. Beim Trocknen der Wäsche wird viel Feuchtigkeit abgegeben und noch dazu Energie gespart, wenn man auf einen Trockner verzichtet. Ebenso empfiehlt es sich, nach dem Duschen die Badezimmertür offen zu lassen, damit sich die feuchte Luft in der Wohnung verteilen kann – aber dies wirklich nur dann, wenn die Luft nachweislich zu trocken ist! Ein einzelnes nasses Handtuch auf dem Heizkörper erzielt hingegen nur geringe Effekte.

5. Verdunster am Heizkörper

Kunststoff oder formschöne Keramik: kleine Verdunster-Gefäße, die an den Heizkörper gehängt und mit Wasser befüllt werden, gibt es in unterschiedlichen Materialien und Farben. Die Wassermengen sind jedoch zu gering, und eine wirkungsvolle Befeuchtung des Raumes ist damit nicht möglich. Meist sind die Behälter sehr schmal und schwer zu reinigen. Es kann also zu einer starken Keimbelastung des Wassers kommen.

6. Elektrische Luftbefeuchter

Kaltluftbefeuchter (elektrische Verdunster) sind mit einem Ventilator ausgerüstet, der das aus dem Behälter verdunstende Wasser im Raum verteilt. Wenn das Gerät zusätzlich mit einer UV-Licht-Technologie ausgestattet ist, werden Keime abgetötet, ohne dass Desinfektionsmittel beigegeben werden müssen. Mit diesen Verdunstern lässt sich eine mäßige Befeuchtungsleistung bei geringem Stromverbrauch erreichen. Für große Räume kann das allerdings zu wenig sein.

Eine angenehme Luftfeuchte lässt sich relativ schnell mit Befeuchtern, die nach dem Zerstäuber- oder Verdampferprinzip arbeiten, erzielen. In der Vergangenheit waren diese Geräte nicht ganz unproblematisch. Noch 2006 hatten die meisten Fabrikate in einer ÖKOTEST-Untersuchung zu viele Keime und Bakterien an die Raumluft abgegeben. Die Hersteller haben neue Verfahren entwickelt, um das Problem der Keimbildung zu reduzieren. Diese neuen Modelle stehen im Vergleich wesentlich besser da.

Bei Zerstäubern (Verneblern) wird Wasser z.B. durch Hochfrequenzschwingungen fein zerstäubt und an die Raumluft abgegeben. Die winzigen Tröpfchen sind jedoch lungengängig und Keime können auf direktem Weg in die Atmungsorgane eindringen. Vor allem die Sprühdüsen neigen zur Verkeimung. Deshalb sind für den Betrieb Desinfektionsmittel erforderlich, was wiederum zu unnötigen Belastungen der Raumluft und der Umwelt führt.

„Am sichersten sind Dampfbefeuchter, die das Wasser zum Kochen bringen und den Dampf an die Raumluft abgeben. Da gibt es keine Keime“, empfiehlt Peter Tappler, gibt jedoch zu bedenken, dass elektrische Luftbefeuchter immer zusätzliche Energieverbraucher sind. Diese Geräte sind mit einem Wasserkocher vergleichbar, die mit Heizelementen das Wasser erhitzen. Gute Produkte mit Luftumwälzung auf Verdampferbasis gibt es schon ab 150 Euro.

Luftbefeuchter sollten stets so aufgestellt werden, dass Dampf oder Nebel nicht auf Einrichtungsgegenstände und Außenwände treffen. Am besten wäre ein Platz in der Mitte des Raumes. Ob Sie in großen Räumen mit einem Gerät das Auslangen finden, kann mit einem Hygrometer überprüft werden. Die Quadratmeterangaben der Hersteller sind nur als Richtwerte zu verstehen, weil die Bedingungen in jeder Wohnung anders sind. Die gründliche Reinigung kann man sich auch hier nicht ersparen: einmal pro Woche muss man sich die Zeit dafür nehmen.

7. Trockene Raumluft bei kontrollierter Wohnraumlüftung

Für die Luftfeuchte im Raum ist es grundsätzlich egal, ob man die Luft über eine Lüftungsanlage ohne Feuchterückgewinnung oder über das Fenster austauscht. Allerdings ist die zugeführte Luftmenge bei einer Lüftungsanlage in der Regel höher, was bei niedrigen Außentemperaturen zu trockener Raumluft führt.

Die Lüftungsanlagen können mit Luftbefeuchtern nachgerüstet werden. Peter Tappler: „Wir haben einen solchen Luftbefeuchter getestet, dieser hat ausgezeichnet funktioniert. Die Desinfektion erfolgte dabei über UV-Lampen.“

Moderne Komfortlüftungsanlagen haben neben der Bedarfsregelung eine Feuchterückgewinnung. Diese wird aktiv, sobald die Außentemperaturen sinken. „Die Anlagen sind heute sehr ausgereift und absolut keine Keimschleudern, wie manche noch immer vermuten“, sagt Peter Tappler.

8. Ausreichend lüften

Frischluftfans setzen auf oftmaliges Lüften. Das ist wirkungsvoll und beugt Schimmel vor, doch damit kommt auch die Kälte wieder ins Zimmer und die Energiekosten steigen. Bei einem zu hohen Luftaustausch wird die Luft zu trocken. Keinesfalls sollten die Fenster in der kalten Jahreszeit über längere Zeit gekippt bleiben. Besser ist es, mehrmals am Tag kurz zu lüften, am besten quer, sodass es zu einem Durchzug kommt.

9. „Atmende Wände“ - Luftaustausch durch die Wand?

Wände dürfen nicht „atmen“, also Luft durchlassen, wie so oft fälschlich angenommen wird. Dies würde zu enormen Energieverlusten und damit hohen Heizkosten führen. Allerdings sollten alle im Bereich der Wände eingesetzten Materialien dampfdiffusionsoffen sein. Das heißt, dass die Feuchtigkeit von innen nach außen abgeleitet werden kann. Die diffusionsoffenen Baustoffe können Schwankungen der Luftfeuchtigkeit zum Teil ausgleichen.

Deshalb kommt auch dem Putz eine wichtige Aufgabe bei der Regulierung der Feuchtigkeit zu. Überall, wo viel Feuchtigkeit anfällt, vor allem in der Küche und im Bad, sollte sie der Putz kurzfristig aufnehmen und dann wieder rasch abgeben können. Lehm-, Silikat-, Kalk- und Tonputze können das am Besten. Kalkputz bietet den zusätzlichen Vorteil, dass er aufgrund seines ph-Wertes vorbeugend gegen Schimmel wirkt. Vorsicht bei den weit verbreiteten Kalkzementputzen: Je höher der Anteil des Zementes ist, desto dichter wird der Putz und umso geringer ist der Feuchtigkeitsaustausch. Gipsputze nehmen Feuchtigkeit zwar sehr schnell auf, geben diese aber nur sehr langsam wieder ab. Dadurch bereiten sie ein Milieu auf, in dem sich Schimmel gut entwickeln kann.

Als Wandfarbe empfehlen sich mineralische Farben, von denen es hervorragende Produkte gibt. Kalkfarben etwa erhalten dem Mauerwerk seine Diffusionsfähigkeit und absorbieren Gerüche und Schadstoffe. Silikatfarben aus Wasserglas zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie extrem gut abbinden und sich auch auf Lehmputzen gut einsetzen lassen. Kreide-Leimfarben und Kaseinfarben eignen sich vor allem für trockene Räume. Achten Sie auf die Deklaration: In mancher Kalkfarbe ist neben diversen Kunststoffen oft nur eine Idee von Kalk drinnen. Ebenso besteht bei den Silikatfarben die Gefahr, dass der Anteil an Kunstharzen hoch ist. Naturharzfarben sind zu empfehlen, wenn die Firmen eine Volldeklaration bieten. Von Kunstharzdispersionen ist abzuraten, weil sie die Wand abdichten, ebenso wie Fliesen, die auch im Bad sparsam und nur im Spritzwasserbereich verlegt werden sollten.

Für welche Art und Weise Sie sich entscheiden und wie auch immer Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen erhöhen, in allen Fällen ist ein aktives Nutzerverhalten von Bedeutung. Elektronische Temperatur- und Feuchtemessgeräte helfen dabei, die Luftfeuchtigkeit festzustellen, Veränderungen wahrnehmen und darauf reagieren zu können. Denn ein Zuviel an Feuchtigkeit würde zwar Haut und Schleimhäuten gut tun, aber ebenso dem Schimmel einen idealen Nährboden bereiten.

Infos: www.raumluft.org, www.innenraumanalytik.at

Autorin: ANNEMARIE HERZOG