Tempo 140: Unfallgefahr und Schadstoffe steigen
Tempo 140 ist eine umweltpolitische Geisterfahrt. Die Unfallgefahr sowie die Luftverschmutzung erhöhen sich deutlich, warnen VCÖ und Greenpeace: zwölf Prozent mehr CO2, 16,4 Prozent mehr Stickoxide, 18,6 Prozent mehr Feinstaub
Die Anhebung des Tempolimits von 130 auf 140 geht mit zahlreichen negativen Folgen einher. Mit dem Tempo nimmt der Anhalteweg zu, das Risiko eines Unfalls steigt, ebenso die Unfallschwere. "Einem minimalen theoretisch möglichen Zeitgewinn stehen ein real erhöhtes Unfallrisiko, mehr Spritverbrauch, mehr CO2-Emissionen und ein erhöhter Schadstoffausstoß gegenüber. Der VCÖ lehnt Tempo 140 ab", stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Auf der Teststrecke zwischen Haid und Sattledt beträgt der theroetische Zeitgewinn rund 1 Minute, auf dem Abschnitt Melk - Oed nicht einmal 4 Minuten.
Beide Versuchsstrecken sind auf der A1 (Melk - Öd und Haid - Sattledt). Die A1 bei Haid ist jener Autobahnabschnitt, wo die meisten Lkw unterwegs sind. Allein im Vorjahr fuhren hier rund fünf Millionen Lastwagen, mehr als doppelt so viele wie über den Brenner, macht der VCÖ aufmerksam. Auch in Zukunft werden langsamere Pkw die Lkw überholen. Eine Zunahme von Drängeln ist zu befürchten.
Tempolimit 140 wird in der Realität bei vielen 150 km/h oder mehr bedeuten
Die Toleranzgrenze ist in Österreich - im Unterschied zur Schweiz - sehr hoch. „Um zu verhindern, dass Tempo 140 in der Realität 150 km/h oder mehr bedeutet, ist die Toleranzgrenze nach Schweizer Vorbild zu senken. Das Motto „Darf’s a bisserl mehr sein“ kann beim Tempo fatal enden“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Der Verkehrsfluss ist bei großen Tempo-Unterschieden schlechter, was die Stauanfälligkeit erhöhen kann.
Die Einführung von Tempo 140 steht auch im Widerspruch zum Ziel der Bundesregierung, die CO2-Emissionen des Verkehrs um ein Drittel zu reduzieren. Mit dem Tempo nimmt der Spritverbrauch zu und der CO2-Ausstoß erhöht sich laut Studie der TU Graz um zwölf Prozent. Ebenso nehmen die gesundheitsschädlichen Stickoxid- und Feinstaub-Emissionen zu. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes werden bei einem durchschnittlichen Auto 16,4 Prozent mehr Stickstoffoxide ausgestoßen als bei Tempo 130. Beim Feinstaub sind es 18,6 Prozent mehr.
Auch Greenpeace kritisiert das mit 1. August genehmigte Tempo 140 auf zwei Teststrecken der Westautobahn. „Anstatt unsere Umwelt zu schützen, verpestet das die Luft und erhöht das Unfallrisiko“, sagt Adam Pawloff, Klima-Sprecher bei Greenpeace. „.Mit Tempo 140 schadet Minister Hofer unserer Natur und gefährdet die Sicherheit und die Gesundheit der Bevölkerung. Statt solch fragwürdige Experimente zu starten, muss Hofer endlich wirkungsvolle Schritte setzen, um Umwelt und Klima zu schützen: Dazu gehört etwa die Bahn auszubauen und mehr Züge auf die Schiene zu bringen.“