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Wertstoff auf getrennten Wegen

Österreich hat einen Sinn fürs Mülltrennen. Warum aber Biomüll sammeln?

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Foto: Scisettialfio/Thinkstock Foto: Scisettialfio/Thinkstock
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Matthias Neitsch (Foto: privat) Matthias Neitsch (Foto: privat)

Den Biomüll zu trennen ist nicht immer angenehm. Im Sommer kann es riechen und er benötigt zusätzlich Platz. Warum wir es trotzdem tun sollten, erklärt Matthias Neitsch, Geschäftsführer Repanet, Re-use- und Reparaturnetzwerk Österreich, im Interview.

Warum soll ich Biomüll extra sammeln?
Es verursacht keine Probleme, wenn Biomüll mit dem Restmüll entsorgt wird. Aber es ist eine Rohstoffverschwendung, ähnlich wie bei Altpapier. Wird Biomüll nicht extra gesammelt, gehen die wertvollen Rohstoffe verloren. Wir haben ein schleichendes Humusproblem und sollten jeden Fingerhut voll Humus hüten wie unseren Augapfel. Leider ist dieses Problem derzeit in Österreich nicht sichtbar, weil wir das, was wir nicht selber anbauen können, billigst importieren. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun.

Warum gibt es in Wien keine getrennte Biomüllsammlung?
Die Biomüllsammlung ist länderweise geregelt und daher unterschiedlich. Graz hat flächendeckend eine Biotonne bzw. eine Einzelkompostierung. In Wien ist das natürlich ungleich schwerer umzusetzen, die Kosten wären viel höher und die Qualität schlechter. Theoretisch wäre es möglich, jedoch wurden in Wien andere Prioritäten gesetzt.

Wird Restmüll vor der Weiterverarbeitung vom Biomüll befreit?
In Regionen mit Restmüllverbrennung nicht. In Regionen mit mechanisch-biologischer Restmüllbehandlung wird der Restmüll mechanisch und biologisch so verarbeitet, dass eine sehr energiearme Masse entsteht. Diese kann auf Deponien nicht mehr biologisch aktiv reagieren. Der energiereiche Teil wird aussortiert und in die thermische Nutzung gebracht, der biogene Anteil durch Rotte abgebaut. Es gibt auch andere Verfahrenskombinationen. Jedoch wird heute aus dem gemischten Restmüll kein Kompost mehr gewonnen und ausgebracht, wie es noch in den Neunzigerjahren erfolgte.

Das Interview führte: Annemarie Herzog