Wo es sich gut leben lässt
Die Menschen in den Gemeinden und Regionen sind es, die die Konzepte von Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Tat umsetzen. Wir stellen Ihnen jene BürgermeisterInnen vor, die sich ganz besonders dafür engagieren
Sie bauen Biomasse-Heizwerke, montieren PV-Anlagen auf den Dächern der Gemeindestuben, errichten Radwege und werben für die Produkte ihrer Bauern. Gleichzeitig stehen sie persönlich in der Auslage. Wenn etwa Ulrike Böker den OttensheimerInnen das Radfahren schmackhaft machen will, muss sie sich auch selbst auf den Drahtesel schwingen. Die eigene Begeisterung und das Verantwortungsgefühl für die Sache sind durchwegs groß. Aber wie gelingt es, den Funken auf andere überspringen zu lassen? „Am Besten, wenn die Bevölkerung in alle Entscheidungen eingebunden wird“, meint Bernhard Deutsch aus Strem. Was uns noch aufgefallen ist: Trotz großer Herausforderungen und enger werdender Budgets hat niemand aus der Runde gejammert. Die folgende Auswahl der nachhaltigen GestalterInnen in den Gemeinden entstand aus einer Umfrage unter BürgermeisterInnen, Nachhaltigkeitskoordinatoren, NGO’s und LEBENSART LeserInnen.
Niederösterreich:
Marianne Fallmann, Purgstall
„Unsere wichtigste Herausforderung ist es, jene zu überzeugen, die es nicht wahrhaben wollen, dass die Natur nicht auf Dauer ausgebeutet werden kann, ohne dass für Mensch und Lebewesen Dauerschäden hervorgerufen werden.“ Besonders bei den erneuerbaren Energien setzt sie in Ihrer Gemeinde Akzente. An die 100 Photovoltaikanlagen, viele thermische Solaranlagen und ein Biomasse Heizwerk wurden bereits errichtet.
Oberösterreich:
Ulrike Böker, Ottensheim
„Nachhaltigkeit heißt verantwortungsvoll handeln mit Blick in die Zukunft.“ Vorbild sind für Böker die Ureinwohner Amerikas. „Sie dachten in sieben Generationen. Auch ich will eine gute Lebensgrundlage zurücklassen.“ Verkehr, Zersiedelung und die Stärkung regionaler Produkte sind die zentralen Herausforderungen. Projekte wie Shared Space, Ortskernbelebung oder Produkte von Streuobstwiesen sind einige der Antworten darauf.
Salzburg:
Johann Hutzinger, Bergheim
Die eigene Überzeugung und die Kraft, auch andere für dieses Thema zu gewinnen sind für Hutzinger Voraussetzung, das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich umzusetzen. Konkrete Projekte in der Gemeinde sind der Ausbau der nicht motorisierten Verkehrswege und des öffentlichen Verkehrs, der Betrieb eines Kleinwasser-Kraftwerkes, sowie eine langfristige angelegte Raumplanung und die entsprechende Gestaltung der Infrastruktur.
Kärnten:
Walter Hartlieb, Kötschach-Mauthen
„Nachhaltig ist für mich etwas das noch lange ‚hält’ ‚nach’ dem es in Bewegung gesetzt wurde.“ Dazu braucht es für Hartlieb Kreativität, Weitblick, ein Bewusstsein für Umwelt und Natur und engagierte „Mitspieler“, dann ist auch „mit wenig Geld viel für die Zukunft zu bewegen.“ Beispiele sind der Verein Energieautark, der Lerngarten der erneuerbaren Energien oder ein Bürgerbeteiligungsmodell für die PV-Anlage am Rathaus.
Steiermark:
Gerald Maier, Ebersdorf
Seine persönliche Motivation findet Maier in der Familie. „Ich möchte dazu beitragen, dass mein Sohn, seine und die nachfolgenden Generationen in einem Umfeld leben können, das gute soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedingungen bietet.“ Er ist froh, dass Nachhaltigkeit in seiner Gemeinde zu einem Thema geworden ist und gelebt wird. Darüber hinaus ist er in der Ökoregion Kaindorf und dem Sozialhilfeverband Hartberg aktiv.
Tirol:
Dietmar Ruggenthaler, Virgen
„Ich bin viel in der Welt unterwegs und sehe viele gute Projekte. Dabei stelle ich mir immer die Frage, ob das auch für unsere Gemeinde passen könnte.“ Eines dieser Projekte ist das „Virger Mobil“, das mit 20 freiwilligen FahrerInnen öffentliche Mobilität in der ländlichen Region ermöglicht. Hohe Lebensqualität heißt für Ruggenthaler, dass alle Gruppen ihre Bedeutung und ihren Raum haben und sich in der Gemeinschaft wohl fühlen.
Vorarlberg:
Georg Moosbrugger, Langenegg
„Menschen, die nachhaltig handeln wollen, müssen von der Politik Unterstützung erhalten. Die nächste Generation soll durch unser Handeln gewinnen statt verlieren.“ Moosbrugger ist besonders stolz auf seine BürgerInnen die ihre eigenen Ideen in erfolgreiche Projekte umgesetzt haben. „Ich habe Freude dran, mit anderen Menschen zusammen Wege zu erarbeiten, wie nachhaltiges Handeln ins alltägliche Leben integriert werden kann.“
Burgenland:
Bernhard Deutsch, Strem
„Wenn man selbst davon überzeugt ist und dies auch persönlich vorlebt, dann kann man Nachhaltigkeit auch anderen Personen vermitteln.“ Im eigenen Haus hat er von Öl auf Biofernwärme umgestellt und bald kauft er sich ein Erdgasauto. Seine Gemeinde hat er zu einer Mustergemeinde in Sachen erneuerbarer Energie gemacht. „Derzeit erzeugen wir in Strem mehr Strom als wir brauchen sowie den Großteil des Wärmebedarfes selbst.“
Wien
Thomas Blimlinger, 7. Bezirk
Als Bezirksvorsteher im 7. Bezirk setzt sich Blimlinger ganz besonders für eine offene Kommunikation ein. „Ich bin davon überzeugt, dass Menschen, die in Respekt miteinander leben, auch in Respekt mit der Umwelt leben.“ Nachhaltigkeit sollte eher „Anhaltigkeit“ heißen. „Auf alle Fälle bedeutet es für mich, dass meine Tochter darauf vertrauen kann, dass ich Ressourcen fair nutze, auf dass sie sie ebenso fair nutzen kann.“
Autor: Christian Brandstätter