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Zur LESERFRAGE vom Heft 7/2017

Geld ohne Job klingt gut. Auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich viele offene Fragen. Wir haben Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, in der Ausgabe 7/2017 um Ihre Meinung zum Bedingungslosen Grundeinkommen gefragt. Die Antworten zeigen fast unisono ein JA zum Geld ohne Job.

Bernhard Dröscher, Weißkirchen

Im Hinblick auf die weitere globale Entwicklung wird die Menschheit bald vor einem in diesem Ausmaß völlig neuen Problem stehen: Massenarbeitslosigkeit und Armut auf der einen Seite, überbordender Reichtum und Verschwendung auf der anderen Seite; die so oft zitierte Mittelschicht wird wahrscheinlich bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt. Bereits in den 80er-Jahren sah unser damaliger Sozialminister Alfred Dallinger diese Situation heraufdämmern und gab erste Denkanstöße in Richtung einer Wertschöpfungsabgabe vulgo “Maschinensteuer”.

Wenn der soziale Friede erhalten werden soll – und das betrachte ich als oberste Priorität jeglicher Politik! – wird es in irgendeiner Form ein (bedingungsloses?) Grundeinkommen für alle geben müssen. Andernfalls wird es zu unerträglichen sozialen Verwerfungen kommen, unter denen auch die heute ablehnende Hälfte und die Wirtschaft ihre Privilegien nicht würden genießen können.

Christina Höber, Graz

Ich glaube schon, dass wir ein Grundeinkommen brauchen. Allerdings sollte es einen Unterschied geben, zwischen den Leuten, die arbeiten und denen, die nicht oder kaum gearbeitet haben.

Ich muss noch mit 70 Jahren arbeiten, um mir meine Wohnung leisten zu können. Dabei habe ich neben meinen vier Kindern fast immer gearbeitet. Meine Pension liegt knapp über der Grenze für Ausgleichszulagen, so erhalte ich auch keine Befreiungen.

Barbara Koglbauer, Bruck an der Mur

Das Grundeinkommen wird spätestens dann zu überlegen sein, wenn die Jobs wegrationalisiert sind. Allerdings lädt es viele dazu ein, nichts mehr zu tun.
 

Birgit Amberger-Horak, Wien

Ich bin froh darüber, mein eigenes Geld zu verdienen. Aber ich kann mir vorstellen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen sehr viele Menschen entlasten würde, die an staatlicher Unterstützung knapp vorbeischrammen. Für Jugendliche wäre es in der Ausbildungsphase oder beim Berufseinstieg hilfreich. Ein bedingungsloses Grundeinkommen von 400 € / Monat würde ungemein viel bewirken und ein Stück persönliche Freiheit fördern. Für Junge Eltern und Alleinerzieher ebenso wie für Pensionisten oder den Mittelstand. Es sollte aber in einer Höhe ausbezahlt werden, die trotzdem Erwerbsarbeit nicht ausschließt.

Richard Riss, Wien

Ja unbedingt! Dann wäre es das erste Mal in der Geschichte, dass die Menschen frei entscheiden können, wie, wann und wieviel sie tätig sein wollen. Und wahrscheinlich sind dann unattraktivere Jobs weit besser bezahlt als heute. Es wäre natürlich ein kompletter Strukturwandel - hin zur Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen!

Stephanie Wieser, Karlstetten

Wir brauchen das bedienungslose Grundeinkommen in einem entwickelten Land wie Österreich nicht unbedingt. Und es wäre wahrscheinlich ein sehr gewagter Schritt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es einige Probleme lösen könnte. Die Sozialleistungen wären somit gerecht verteilt. Wer mit dem Grundeinkommen auskommt muss nicht arbeiten. Wer einen besseren Lebensstandard möchte wird dies aber tun, hat dann aber die Möglichkeit das zu arbeiten, was wirklich Spaß macht, weil man bei der Berufswahl nicht nur auf das Einkommen schauen muss. Außerdem hätten Mann und Frau viel leichter die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten. Das wiederum schafft mehr Zeit für die Familie, Hobbys und Freiwilligenarbeit. Und es würden damit Arbeitsplätze frei werden. Ebenso müsste man nicht bis 65 arbeiten, was wiederum Arbeitsplätze für junge Menschen schafft. Und die Pflege von Angehörigen sowie die Kinderbetreuung wären deutlich einfacher. Ich bin mir sicher dass die allgemeine Zufriedenheit durch weniger Druck und Stress enorm steigen und viele Pluspunkte für unsere Gesellschaft bringen würde.

Christine Krichbaumer, Münzbach

Ich wäre für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ich bin 56 Jahre, Hausfrau und Mutter von drei Kindern. Durch den großen Altersunterschied der Kinder war es für mich schwierig, einer Arbeit nachzugehen. In der Gesellschaft ist es nicht zufriedenstellend anerkannt, Mutter und Hausfrau zu sein. Und die Absicherung durch den Staat ist auch nicht für alle gleich gegeben. Daher wäre durch ein gesichertes Grundeinkommen dieses Problem gelöst. Viele, die arbeiten könnten, bekommen auch jetzt eine Form der Mindestsicherung. Es ist nicht gerecht, dass meine Stelle als Mutter nicht entschädigt wird.

Gabriele Hasslacher, Wien

Ja, ich bin für ein bedingungsloses Grundeinkommen! Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Finanzakrobatik wird besser belohnt als Arbeit. Konzerne zahlen kaum Steuern und Vermögen werden in Stiftungen steuerschonend geparkt. Und die Arbeitszukunft mit Robotern wird wahrscheinlich weitere Arbeitslosigkeit erzeugen. Diese Ungerechtigkeiten bedingen Maßnahmen zur Existenzsicherung aller, die am Rand unserer Wohlstandsgesellschaft leben.

Alexandra Beck, Maria Enzersdorf

Ja. In den vielen Jahren , die ich als Sozialarbeiterin tätig war, habe ich festgestellt:

Jeder, der arbeiten kann, will auch arbeiten. Jeder, der Wert auf Haus, Auto usw. legt, der wird auch dazuverdienen wollen. Das Grundeinkommen belebt so auch die Wirtschaft. Die Berufswahl wird erleichtert, wenn der Verdienst nicht im Vordergrund steht und daher gibt es mehr Freude an der Arbeit. Jeder, der aus den verschiedensten Gründen nicht arbeiten kann, der muss nicht um Almosen bitten. Jeder, der mit wenig Geld auskommt, kann stressfrei leben. Jeder, der große künstlerische Talente hat, kann sich stressfrei diesen Talenten widmen. Das kommt uns allen zugute.

Ich glaube, dass dadurch auch in der Verwaltung/Sozialhilfe/AMS viel Personal und Aufwand eingespart werden kann. Es wird natürlich trotzdem immer noch Fälle geben, die auch mit diesem Geld nicht auskommen und die von der Allgemeinheit unterstützt werden müssen.

Günter Kranzl, eMail

Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ersetzt nicht den Sozialstaat, es modernisiert ihn. Bei der Frage, ob wir ein BGE brauchen, sollten wir nicht von der Finanzierung ausgehen sondern andere Überlegungen anstellen: Versuchen Sie sich vorzustellen, was sich in Ihrem Leben oder in dem Ihrer Freunde geändert hätte, gäbe es ein Grundeinkommen in der oben beschriebenen Art schon. Viele politische Entscheidungen wären irrelevant, weil sich manche Probleme einfach nicht mehr stellen würden.
Beziehen Sie in Ihre Überlegungen die wirtschaftliche, soziale und technische Entwicklung (Digitalisierung, Industrie 4.0) mit ein. Wenn Sie dann zu der Überzeugung gekommen sind, dass es ohne BGE in Zukunft überhaupt nicht mehr geht, dann ist es Zeit die Frage der Finanzierung anzugehen.
Auch dazu gibt es realistische Varianten. Welche zum Tragen kommt, ist eine politische Entscheidung, die erst getroffen werden kann, wenn das BGE eingeführt werden soll. Viele Infos dazu finden Sie auf pro-grundeinkommen.at.