zum Inhalt springen

Arten des Jahres

Schwarzgrüner Klumpfuß, Japankäfer und der schlaue Rotfuchs: Das sind die Arten des Jahres 2025.

Eine Collage aus fünf Arten des Jahres 2025.
Foto: Giselher Grabenweger, Michaela u Gernot Friebes, Frank Vassen, Peter Frießer, C. Ratschan

Die Arten des Jahres 2025 kommen auch heuer wieder aus der Welt der Tiere & Pflanzen, Moose, Flechten & Pilze, Einzeller & Mineralien sowie der „Aliens“, also neu eingeschleppter Arten: Ein auf die Weißtanne angewiesener Mykorrhizapilz mit bildhaftem Namen ist der Schwarzgrüne Klumpfuß. Die große, elegante Holzwespen-Schlupfwespe ist eine Todesbringerin im Dienste des ökologischen Gleichgewichts. Das Original-Braunvieh ist das anpassungsfähige „Fliegengewicht“ unter den Nutztierrassen, der Aragonit ist ein Mineral, das eindrucksvolle filigrane, verästelte Formen bildet und an Pflanzen oder Korallen erinnert. Der schlaue Rotfuchs hatte in einer Online-Abstimmung die Nase vorn und heimste heuer den Titel „Tier des Jahres“ ein. Die gefährdete Wasser-Hautflechte ist übrigens keine Krankheit, sondern eine besondere Flechtenart, die ans Wasser gebunden ist. Schließlich wird mit der Gewöhnlichen Fischernetzspinne ein „hübsches Exemplar“ mit bemerkenswerten Eigenheiten ins rechte Licht gerückt, um mit dem Titel „Spinne des Jahres“ Sympathiewerte zu sammeln und der „Alien des Jahres“, der Japankäfer, der im Begriff ist, es sich in Österreich bequem zu machen, näher beleuchtet. Und viele mehr zeichnet der Naturschutzbund auch dieses Jahr wieder aus:

Alien des Jahres: Japankäfer (Popillia japonica)

Der Japankäfer stammt ursprünglich aus Japan und dem fernen Osten Russlands und kann große Schäden an verschiedenen Pflanzenarten verursachen. In der EU ist er als prioritärer Quarantäneschädling gelistet - das Auftreten des Käfers ist meldepflichtig.

Aussehen
Der Japankäfer ist etwa 10 mm lang und 6 mm breit. Der Kopf und das Bruststück sind metallisch grün gefärbt, die Flügeldecken sind kupferfarbig schillernd und haben einen metallisch grünen Rand. Auffällig sind die jeweils fünf weißen Haarbüschel an der Seite des Hinterleibs und die zwei Büschel auf dem letzten Hinterleibssegment. Die Larven haben die Form von Engerlingen und werden bis zu 30 mm groß - sie können nur mit dem Mikroskop von anderen Larven unterschieden werden.

Viele kupferfarbende Käfer tummeln sich um ein fast aufgefressenes Blatt in einem Weinstock.
Foto: Giselher Grabenweger

Verwechslungsmöglichkeit
Der Japankäfer kann mit einigen heimischen Blatthornkäfern verwechselt werden, die sich aber durch Größe, Färbung, metallischen Glanz, Haarbüschel von ihm unterscheiden. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Südlichen Getreidelaubkäfer (Anisoplia austriaca) und dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola).

Biologie
Der Japankäfer entwickelt eine Generation pro Jahr. Die Käfer kommen je nach Wetter im Mai/Juni aus dem Boden, fressen in mehreren Zyklen an Blättern, Blüten und Früchten und verpaaren sich. Die Weibchen legen 40 bis 60 Eier in feuchten Wiesen und Weiden ab. Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die unterirdisch im Boden leben und sich von Wurzeln ernähren - diese überwintern in etwa 15 bis 30 cm Bodentiefe. Im Frühjahr ab etwa 10 °C Außentemperatur wandern die Larven wieder in die oberen Bodenschichten, wo die Nahrungsaufnahme fortgesetzt wird, bis sie sich verpuppen und nach vier bis sechs Wochen schlüpfen. Der Entwicklungszyklus des Japankäfers dauert somit ein Jahr. In Österreich wären Käfer ab Juni bis etwa Mitte September zu erwarten.

Schadsymptome
Die Fraßtätigkeit der Käfer ist an Blättern, Früchten und Blüten zu erkennen. Hier kann es bei massenhaftem Auftreten von Skelettierfraß bis hin zu Kahlfraß der betroffenen Wirtspflanzen kommen. Oft sind viele Individuen gemeinsam auf einer Pflanze oder Frucht zu finden. Die Larven fressen hingegen an den Wurzeln von Gräsern und krautigen Pflanzen - diese können dadurch absterben, wodurch es zu Verbräunungen von Rasen oder Weideflächen kommt.

Wirtspflanzen
Das Wirtspflanzenspektrum des Japankäfers ist sehr groß und umfasst mehr als 400 Pflanzenarten. Für die Landwirtschaft sind besonders relevant: Wein, Apfel, Kirsche, Pfirsich, Marille, Zwetschke, Beerenobst, Haselnuss, Mais, Sojabohne und Rosen. Außerdem frisst der Japankäfer auch an Laubbäumen, wie beispielsweise Ahorn, Linde, Ulme und Pappel und die Larven an den Wurzeln einer Vielzahl von Gemüse, Garten- und Zierpflanzen.

Verbreitung
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Käfer in Nordamerika und Kanada durch Einschleppung verbreitet. In den 70er Jahren wurde der Japankäfer erstmals nach Europa (Azoren) eingeschleppt, am europäischen Festland wurde er zum ersten Mal 2014 in Italien (Lombardei) und 2017 erstmals in der Schweiz (Tessin, Raum Basel) gesichtet. In beiden Ländern ist er nach wie vor eingeschränkt verbreitet. In Deutschland kam es 2021-2023 zu vereinzelten Fallenfunden. Neue Ausbruchsherde gab es im Sommer 2023 in der Nähe des Flughafens Zürich und in Lignano (Region Friaul-Julisch Venetien). Im Juli 2024 wurde ein neuer Ausbruch in Basel (Schweiz) und Fallenfänge in Slowenien gemeldet. Eine weitere Ausbreitung des Japankäfers in die Nachbarländer wird befürchtet. In Österreich wurde noch kein Japankäfer gefunden.

Ausbreitung
Der Japankäfer kann sich über verschiedene Wege ausbreiten. Er kann unabsichtlich mit jeder Art von Transportmittel – beispielsweise Auto, Bahn – verschleppt werden. Eier, Larven und Puppen können mit Erde durch Pflanzenhandel aus Befallsgebieten in andere Gebiete gelangen. Die Käfer selbst können sich auch selbstständig über kurze Distanzen – etwa 500 bis 1.000 m pro Jahr – ausbreiten. Mit Hilfe des Winds und bei steigender Populationsdichte kann er auch Entfernungen über mehrere Kilometer zurücklegen. Das Risiko für eine Ansiedlung des Japankäfers ist in Mitteleuropa hoch, da günstige klimatische Bedingungen herrschen und auch passende Nahrung für den Käfer vorhanden ist. Extensive Grünland- und Ackerflächennutzung begünstigen die Entwicklung des Käfers. Gebiete mit Nadel- oder Mischwäldern sind eher ungeeignet.

Wirtschaftliche Bedeutung
Bei Massenauftreten des Japankäfers können erhebliche Schäden verursacht werden. Dadurch kann es zu großen Ernteverlusten und auch zum Absterben der Pflanzen kommen.

Vorbeugung und Bekämpfung
Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung der Verbreitung des Japankäfers und seiner erfolgreichen Bekämpfung ist die Früherkennung. Dies kann durch amtliche Überwachungsmaßnahmen und gezielte Kontrollen erreicht werden. In Österreich werden einerseits vom Bundesamt für Ernährungssicherheit Importkontrollen von Wirtspflanzen an Ersteintrittstellen – beispielsweise am Flughafen Wien – durchgeführt, andererseits überprüfen die Amtlichen Pflanzenschutzdienste in den Bundesländern die Einhaltung der Binnenmarktbestimmungen und sind für die Betriebskontrollen verantwortlich.

Zusätzlich werden Beobachtungen bzw. Bilder zu verdächtigen Käferfunden auf www.naturbeobachtung.at gesammelt und an die AGES weitergeleitet, die diese prüfen.
Text: AGES – Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

Blume des Jahres: Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica)

Das Gewöhnliche Katzenpfötchen ist vorwiegend in den Alpen zuhause und trägt seinen klingenden Namen aufgrund der weich behaarten und dicht gedrängten Blütenkörbe, die an eine Katzenpfote erinnern. Die außergewöhnliche Art ist in den Alpen (noch) ungefährdet, in der Böhmischen Masse und im südöstlichen Vorland jedoch bereits stark gefährdet. Im Pannonikum kommt es nur noch extrem selten vor und ist akut vom Aussterben bedroht, im nördlichen Alpenvorland ist Antennaria dioica vermutlich bereits ausgestorben.

Eine blassgrüne behaarte Pflanze mit magentafarbenen Blüten.
Foto: Stefan Lefnaer

Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Das Gewöhnliche Katzenpfötchen ist ein niedrig wachsender Vertreter aus der Familie der Korbblütler, Asteraceae. Es ist nahe mit dem Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum) und dem Karpaten-Katzenpfötchen, (Antennaria carpatica) verwandt und teilt sich mit diesen seinen Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen sowie seine filzige Behaarung.

Beschreibung und Ökologie
Das Gewöhnliche Katzenpfötchen ist ein immergrüner Chamaephyt, was bedeutet, dass die Erneuerungsknospen im Winter unter der Schneedecke liegen und somit vor dem Frost geschützt sind. Die Art wird nur bis zu etwa 20 cm hoch und bildet viele kurze Ausläufer. Im ersten Jahr entwickelt sich eine Grundblattrosette aus spatelförmigen Blättern, die nur wenige Zentimeter lang werden und dicht gedrängt auf der Bodenoberfläche liegen. Erst im zweiten Jahr bilden sich aus den Rosetten Blühtriebe mit deutlich schmäleren Blättern, die aufrecht vom Stängel abstehen. Die Blätter sind auf der unteren Seite weißfilzig behaart, auf der oberen Seite werden sie mit der Zeit immer kahler. Die filzige Behaarung dient als Transpirationsschutz, den viele Pflanzen trockener Standorte ausbilden.

Zwischen Mai und Juli erscheinen die Blüten des Gewöhnlichen Katzenpfötchens und man erkennt dann, woher der zweite Teil des wissenschaftlichen Artnamens rührt. „Dioica“ lässt sich mit „zweihäusig“ übersetzen und bedeutet, dass sich männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Individuen befinden. Weibliche Blütenkörbe haben meist kräftig rosa bis purpurrote Hüllblattspitzen, die männlichen sind hingegen blasser bis weiß gefärbt. Die Zweihäusigkeit ist beim Gewöhnlichen Katzenpfötchen allerdings unvollständig, da die männlichen Blüten neben den Staubblättern einen typisch weiblichen, jedoch sterilen Fruchtknoten aufweisen.

Bei den männlichen Blüten ist – wie bei fast allen Korbblütlern – ein interessanter Mechanismus zu beobachten: Die Staubfäden reagieren auf Berührungsreize. Nach einer Berührung beginnen sie sich zu krümmen, wodurch die Staubblattröhre nach unten mitgezogen wird. Dadurch werden die Pollenkörner freigelegt und auf den Bestäuber - üblicherweise Schmetterlinge - übertragen. Nach der Befruchtung reifen Achänenfrüchte heran, die an der Spitze fallschirmartige Haare ausbilden und damit – wie beim Löwenzahn – über den Wind ausgebreitet werden können.

Verbreitung und Lebensraum
Das Gewöhnlichen Katzenpfötchen ist in Österreich heimisch. Während es in den Alpen (noch) als ungefährdet gilt, wird die Art in der Böhmischen Masse und im südöstlichen Vorland bereits als stark gefährdet eingestuft. Im Pannonikum kommt das Katzenpfötchen nur noch extrem selten vor und ist akut vom Aussterben bedroht. Sogar noch schlechter steht es um die Art im nördlichen Alpenvorland, denn dort ist sie vermutlich schon ausgestorben.

Grundsätzlich kommt Antennaria dioica von den Tieflagen der „collinen Höhenstufe“ bis in die Hochlagen der „alpinen Höhenstufe“ vor, ist aber in den höheren Lagen häufiger. Auch wenn sie im Alpenraum weit verbreitet ist, kann man nicht direkt auf die Individuenzahl schließen. Da das Gewöhnliche Katzenpfötchen als sogenannter „Säurezeiger“ kalkreiche Böden meidet und zudem stickstoffärmste – also nährstoffärmste – Böden benötigt, findet es wenig Lebensräume vor. Auch liebt die Pflanze mäßig trockene Böden, wie sie im Alpenraum vor allem in steinigen Magerweiden über kalkarmem Gestein zu finden sind. In den tiefen Lagen Ostösterreichs besiedelt sie auch gerne Ginster-Besenheide-Gesellschaften. Auf Almen besiedelt es wenig beweidete, wenig bewachsene Feinschutt- und Grusflächen oder bildet auf größeren Steinen die typischen mattenartigen Bestände aus.

Gefahren für das Gewöhnliche Katzenpfötchen
Gerade in den Tieflagen stellt die Aufdüngung von Magerweiden, aber auch der Eintrag von Luftstickstoff in den Boden, eine große Gefahr für das Gewöhnliche Katzenpfötchens dar. Auch die „Entsteinung“ sogenannter Buckelweiden – das sind Weiden auf unebenem Gelände mit vielen größeren Steinen oder Felsblöcken – führt zum Verlust passender Lebensräume. Durch die Planierung von Magerweiden und die einhergehende Umwandlung in Mähwiesen gehen passende Mikrohabitate für das Gewöhnliche Katzenpfötchen verloren. Der stärkere Nutzungsdruck ist in erster Linie in den Tieflagen gegeben, wodurch die Art auch in den Alpen überall massiv zurückgegangen ist.

Ernannt von: Naturschutzbund gemeinsam mit Flora Austria, Verein zur Erforschung der Flora Österreichs

Text von Georg Pflugbeil
 

Einzeller des Jahres: Coleps

Die faszinierende Welt der Mikroorganismen hat einen neuen Star: Coleps. Diese bemerkenswerte Gattung der Wimpertierchen (Ciliaten oder Ciliophora), begeistert nicht nur durch ihre einzigartige Form und Struktur, sondern auch durch ihre Lebensweise. Coleps ist ein tönnchenförmiger Einzeller, der eine Größe von 40 bis 80 µm erreicht. Sein charakteristischer Kalkpanzer ist mit Zähnen, Fenstern und Durchgängen für Wimpern ausgestattet. Aus jeder Ausbuchtung des Panzers ragt eine Wimper heraus, während am Hinterende – je nach Art – eine oder mehrere Wimpern, die sogenannten Caudalcilien, zu finden sind. Der Oralapparat mit dem Zellmund befindet sich am Vorderende.

Eine Mikroskopaufnahme zeigt eine graue, ovale Zelle mit interessanter Bemusterung.
Foto: Marie Lemloh

Lebensraum
Diese kleinen Lebewesen sind häufig in Seen, Tümpeln, Fließgewässern und sogar im Meer anzutreffen. Sie leben freischwimmend im Plankton und im krautigen Uferbereich von Gewässern. Coleps kann sowohl farblos als auch bunt erscheinen, insbesondere, wenn gerade Nahrung verdaut wird - werden zum Beispiel Algen während der Verdauung angesäuert, zeigt sich eine orange-rötliche Färbung. Das Futterspektrum von Coleps ist vielfältig und reicht von Mikroorganismen wie Bakterien und Einzellern bis zu Aas und Detritus – abgestorbenes Material, das oft von Mikroorganismen besiedelt wird.

Lebensweise
Diese Einzeller sind nicht nur Einzelgänger, sie bilden Schwärme, wenn sich in ihrer Umgebung tote Mikroorganismen befinden, um sich am Aas zu laben. Sogar Käse wird in Laborkulturen als Futter verwendet, was ganze Schwärme von Coleps anlockt. Ein besonderes Merkmal von Coleps ist die Fähigkeit zur Biomineralisation – eine Besonderheit, die aktuell in der Forschung genauer untersucht wird. Diese Ciliaten stellen beeindruckende Platten aus Kalziumcarbonat her, die zusammen einen flexiblen Panzer bilden. Nach jeder Zellteilung, die etwa 1- bis 2-mal pro Tag erfolgt, vervollständigen die Tochterzellen den Panzer mit neuen Platten. Jede Platte zeigt unterschiedliche Strukturen, die als Durchgänge für die Wimpern dienen.

Wunder der Mikrowelt
Einige Arten von Coleps erscheinen grasgrün, da sie zeitweise in Symbiose mit Grünalgen leben. Diese Algensymbionten versorgen ihren Wirt mit organischen Nährstoffen wie Zucker, die sie durch Photosynthese gewinnen. Diese interessante Kombination aus Fressen und dem Besitz von Endosymbionten wird als Mixotrophie bezeichnet. Viele Arten von Coleps lassen sich teilweise nur anhand ihrer genetischen Unterschiede differenzieren, sie können mikroskopisch nicht voneinander unterschieden werden. Diese Vielfalt macht Coleps zu einem spannenden Forschungsobjekt und zu einem wahren Wunder der Mikrowelt und hat ihm für das Jahr 2025 den Titel „Einzeller des Jahres“ beschert.

Ernannt von: Gesellschaft für Eukaryotische Mikrobiologie

Text von Bettina Sonntag, Michael Schweikert, Marie Lemloh, Sabine Wanzenböck

Flechte des Jahres: Wasser-Hautflechte (Hymenelia lacustris)

Bei der Flechte des Jahres fiel die Wahl dieses Jahr auf eine Art, die die Nähe des Wassers liebt. Gewässer und Feuchtgebiete sind für zahlreiche Moosarten und eine kleinere, dafür aber hoch-spezialisierte Gruppe von Flechten unentbehrliche Lebensräume. Von Bedeutung sind nicht nur Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe und Sumpfwälder, sondern auch oft inselartig verteilte und kleinflächige Sonderstandorte wie etwa langzeitig sickerfeuchte Felsen. Die Liste der nachteiligen Eingriffe in die Lebensräume Gewässer und Feuchtgebiete ist lang: Neben der bewussten Trockenlegung zur Steigerung der land- und forstwirtschaftlichen Produktivität gefährenden die Entnahme von Grundwasser die an Gewässer und Feuchtgebiete gebundenen Moose und Flechten. Lange Zeit spielte der vor allem aus der Kohleverfeuerung stammende „saure Regen“ eine wichtige Rolle bei der Versauerung selbst abgelegener Quellen und Bachoberläufe. Obwohl sich die Gewässer vielerorts spürbar davon erholen und der Säuregehalt sich wieder natürlicheren Werten anzunähern beginnt, erfolgt eine Wiederbesiedlung durch spezialisierte Moose und Flechten nur langsam.

Aussehen
Das glatte, oft durch tiefe Risse gegliederte Lager, der Vegetationskörper von Flechten, den ein Geflecht aus Pilzfäden und Algen formt, besteht besteht aus einer glatten, bis zu 0,5 mm dicken Kruste, die fest mit dem Gestein verwachsen ist. Seine Farbe variiert von hell cremeweiß über ocker und orange bis zu rostrot, wenn es von der Sonne beschienen wird. Gelegentlich zeigt sich ein braunrotes Vorlager. Die nach innen gewölbten Fruchtkörper können weißlich über rosa und orange bis braunrot sein; in feuchtem Zustand erscheinen sie transparent rosa.

Eine rostbraune Flechte auf Gestein.
Foto: Wolfgang von Brackel

Ökologie
Die Wasser-Hautflechte fühlt sich hierzulande besonders in klaren Bächen im mittleren bis oberen Bergland wohl, gelegentlich findet man sie auch im Flachland. An blockreichen Tieflandbächen ist sie auch heute noch etwa auf den Britischen Inseln regelmäßig bis zur Meereshöhe hinab anzutreffen. Sie wächst an häufig oder langzeitig überfluteten Felsen aus hartem, glattem Silikatgestein, vor allem auf Granit aber auch auf stabil gelagertem Schiefer. Gelegentlich ist die Art auch an längere Zeit sickerfeuchten Felsen außerhalb von Bächen zu finden, wobei derartige Standorte weder zu schattig noch zu stark besonnt sein dürfen. Durch Sonneneinstrahlung zu warme Standorte werden von Gallertflechten oder freilebenden Cyanobakterien besiedelt, zu schattige Felsen nur noch von Moosen und frei lebenden Algen. An und in leicht sauren bis neutralen Bächen und Flüssen werden leicht bis mäßig schattige bis voll besonnte Standorte besiedelt.

Verbreitung und Gefährdung
Die Flechte des Jahres 2025 hat eine weltweite Verbreitung und kommt auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor, auch aus Afrika fehlen noch Nachweise. Selbst in den Tropen ist sie anzutreffen, bleibt hier aber auf die höheren Gebirge beschränkt. In Europa reicht ihr Areal von den griechischen Inseln und Südspanien bis nach Spitzbergen, vom Westen Irlands bis zum Ural.

Die Gefährdungen für die Wasser-Hautflechte sind unter anderem Gewässerverbau, Eutrophierung, d.h. Anreicherung von Nährstoffen, Versauerung, Schadstoffe aus Landwirtschaft, Industrie, Bergbau. Durch den Ausbau von Gewässern – Begradigungen, Uferbefestigungen, Staudämme – verändern sich die Fließgeschwindigkeit und die Struktur des Bachbetts, wodurch geeignete Habitate der Art verloren gehen können. Eutrophierung bedingt in der Regel ein verstärktes Algenwachstum, was entweder zur direkten Konkurrenz mit den meist schnellwachsenden Algen führt oder zu einer Ausdunklung durch die Gewässertrübung. Bei zu starker Dunkelheit im Gewässer können die Algen im Flechtenlager keine Photosynthese mehr treiben, letztlich verhungert dann der gesamte Organismus.

In der Roten Liste Österreichs wird die Wasser-Hautflechte als „gefährdet“ geführt.

Fortpflanzung
Hymenelia lacustris verbreitet sich generativ durch Sporen, die in den Schläuchen der Fruchtkörper gebildet werden. Wie alle Flechten lebt die Art mit einem photosynthetisch aktiven Symbiosepartner zusammen, in diesem Fall mit einer Grünalge aus der Familie der Trebouxiaceae, Asterochloris.

Ernannt von: Naturschutzbund Österreich, Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) e. V.

Text von Wolfgang von Brackel und Holger Thüs (gekürzt)

Fledermaus des Jahres: Großes Mausohr (Myotis myotis)

Das Große Mausohr ist auf besondere Weise mit dem Menschen verbunden - in vielen europäischen Ländern wählen die Weibchen Kulturdenkmäler wie Kirchen und Schlösser für ihre Wochenstuben, was uns zeigt, wie sehr der Mensch für das Überleben dieser Fledermäuse verantwortlich ist und wie wichtig ein Netzwerk von Kultur- und Naturlandschaften ist. Mit der Wahl des Großen Mausohrs zur Fledermausart der Jahre 2024-2025 soll nicht nur auf die Erhaltungsprobleme hinweisen werden, sondern auch auf bewährte Verfahren, die überall in Europa zum Schutz dieser Art umgesetzt werden.

Eine Fledermaus sitzt auf einem Balken.
Foto: Josef Limberger

Morphologie
Das Große Mausohr ist eine große Fledermaus mit einer breiten Schnauze und großen, langen Ohren. Die Rückseite ihres Körpers ist braun bis rötlich-braun, während die Unterseite schmutzig weiß oder beige ist. Der Tragus, ein senkrechter Zapfen vor der Ohrmuschel, reicht etwa bis zur Hälfte des Ohrs und hat normalerweise eine dunkel pigmentierte Spitze. Sie erreicht eine Kopf- und Körperlänge von 6,7 bis 7,9 cm und ein Gewicht von 20 bis 27 g. Ihre Flügelspannweite beträgt zwischen 35 und 43 cm.

Verbreitung und Lebensräume
Diese Art lebt in fast ganz Europa, fehlt aber (mit Ausnahme einzelner Individuen) in den meisten Teilen Skandinaviens und auf den Britischen Inseln. Die östliche Verbreitungsgrenze in Europa verläuft durch Polen und die Ukraine.

Die Populationen wurden in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts stark dezimiert und davon immer noch nicht erholt.

Um zu überleben, benötigt diese Art das ganze Jahr über eine Vielzahl von Lebensräumen. In weiten Teilen Europas ziehen die Weibchen ihre Jungen in den ruhigen Dachböden großer Gebäude auf und jagen in naturnahen Laubwäldern oder über Wiesen und Weiden in der Kulturlandschaft nach Nahrung. Für den Winterschlaf benötigt das Große Mausohr monatelang stabile mikroklimatische Bedingungen, die es in natürlichen Höhlen findet.

Sommerquartiere
Im südlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets quartiert sich die Art im Sommer typischerweise in Höhlen, Bergwerken und anderen unterirdischen Plätzen zum Schlafen ein. Vor allem in Mitteleuropa nutzt das Große Mausohr auch künstliche Schlafplätze, z.B. Dachböden, Kirchen, Keller und große Brücken. Gelegentlich werden auch Baumhöhlen und Fledermauskästen genutzt. Mutterschaftskolonien in Höhlen können in Mitteleuropa 50 bis 5.000 Fledermäuse und bis zu 8.000 Individuen in südlichen Regionen umfassen. Diese Kolonien bestehen meist aus weiblichen Fledermäusen (manchmal ist auch eine kleine Anzahl von Männchen dabei). Sie bilden sich in südlichen Regionen normalerweise Ende März und werden im August aufgelassen. Die Männchen übernachten in der Regel einzeln und nutzen Baumhöhlen, Dächer, Türme, Fledermauskästen und Brückenspalten. Die Wahl des Schlafplatzes hängt in erster Linie von den mikroklimatischen Bedingungen (30-34 °C) und dem Grad der Parasitenbelastung ab. Die Fledermäuse bewegen sich während der Fortpflanzungszeit oft innerhalb der Kolonie, um die optimalen Standorte zu finden.

Lebensräume für die Nahrungssuche
Das Große Mausohr wählt seinen Lebensraum für die Nahrungssuche nach dem Vorkommen von Beutetieren und der leichten Zugänglichkeit zu bodenbewohnenden Gliederfüßern (z.B. Insekten, Spinnentiere) aus. Auf landschaftlicher Ebene benötigen sie große Waldgebiete und sind in einer Vielzahl von Lebensräumen anzutreffen, darunter offene Laubwälder, Waldränder, halboffene und offene Wiesen und Weiden, landwirtschaftliche Flächen und Obstgärten. Sie sind in Höhenlagen von Meereshöhe bis etwa 2.000 m zu finden, wobei sie Gebiete unterhalb von 800 m bevorzugen. Da sie sich vor allem von bodenlebenden Insekten ernähren, favorisieren sie Wälder mit großen Lichtungen und spärlicher Bodendecke. Sie können im Flug kleine Insekten wie Käfer fangen und diese dann auch gleich verzehren. Um größere Insekten zu fressen, müssen sie sich absetzen. Bei der Nahrungssuche befinden sie sich in der Regel in geringer Höhe über dem Boden und man nimmt an, dass sie eine Kombination aus Gehör und Geruchssinn nutzen, um Beutetiere zu lokalisieren. Der Lebensraum für die Nahrungssuche befindet sich üblicherweise in einem Umkreis von 5–15 km vom Schlafplatz, in Ausnahmefällen fliegen sie aber auch deutlich weiter. Das gesamte Nahrungsgebiet eines Großen Mausohrs kann bis zu 1.000 ha groß sein. Allerdings konzentrieren sich Fledermäuse normalerweise auf ein bis fünf kleinere Kerngebiete, die zwischen ein und zehn ha groß sind.

Ernährung
Die Mausohrfledermaus ernährt sich hauptsächlich von großen bodenbewohnenden Gliederfüßern (Arthropoden). Am beliebtesten sind Laufkäfer (Carabidae), von denen ein großer Teil Echte Laufkäfer (Gattung Carabus) sind, gefolgt von anderen Bodenarthropoden wie Hundertfüßer (Chilopoda), Spinnen und Käferlarven. Andere Käfer, Maulwurfsgrillen, Schnaken oder Echte Grillen sind nur selten oder saisonal als Beute von Bedeutung.

Das Große Mausohr verlässt sich bei der Jagd auf Bodeninsekten oft nicht nur auf die Echoortung: Es nutzt seine großen Ohren, um die Geräusche von Beutetieren wahrzunehmen, die in trockenen Blättern herumkriechen.

Lebensweise
Ab Mitte August schwärmen die Fledermäuse in Höhlen herum, wo sie sich gelegentlich paaren. Die Paarung findet jedoch häufiger an den Schlafplätzen der Männchen statt. In Mitteleuropa werden die Jungtiere zwischen Ende Mai und Anfang Juni geboren, im Mittelmeerraum kann dies bereits Anfang April der Fall sein. Die ersten Trainingsflüge im Alter von drei bis vier Wochen finden noch im Quartier statt, die ersten Flüge außerhalb des Schlafquartiers beginnen im Alter von etwa fünf Wochen.

Das Große Mausohr hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren. Allerdings können einige Individuen auch viel älter werden. Das älteste bekannte Individuum wurde 25 Jahre alt.

Winterschlaf
Das Große Mausohr hält seinen Winterschlaf in unterirdischen Quartieren wie Höhlen, Tunneln oder Kellern. In diesen Überwinterungsquartieren nutzt es feuchte und relativ warme Bereiche mit Temperaturen bis zu 12° C. Im Winter hängen Einzeltiere oder kleine Gruppen meist frei an der Decke oder verstecken sich tief in Spalten. Größere Ansammlungen von mehreren hundert Tieren werden selten gebildet.

Gefährdung
Das Große Mausohr wird in der Roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature) von 2016 als "nicht gefährdet" eingestuft. Auf lokaler Ebene gilt die Art jedoch als "potenziell gefährdet" oder "gefährdet" aufgrund anhaltender Bedrohungen auf regionaler und nationaler Ebene. Das betrifft vor allem den Verlust von Lebensräumen, einschließlich der Korridore zu und von Schlafplätzen und Nahrungsgebieten sowie den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden. Diese verringern die Insektenvielfalt und führen möglicherweise zu einer indirekten Vergiftung von Fledermäusen. Der Abfluss von Pestiziden ins Wasser kann den Bestand an Wasserinsekten stark beeinträchtigen. Schließlich stellen auch die Störung und Zerstörung von Schlafplätzen eine kritische Bedrohung für die Art dar, insbesondere während der Mutterschafts- und Überwinterungs-Perioden.

Da die Fledermaus eng mit dem Menschen verbunden ist, ist es notwendig, alle Beteiligten in die Schutzmaßnahmen einzubeziehen. Jede Veränderung in unserer Umwelt, zum Beispiel in der Architektur, der Land- oder der Forstwirtschaft, hat Auswirkungen auf diese Art.

Gesetzlicher Schutz
Das Große Mausohr ist in den Anhängen II und IV der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelistet und ist damit eine Art von besonderem Interesse für das europaweite Natura 2000-Netz. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, das Vorkommen dieser Art zu berücksichtigen, wenn sie der Europäischen Kommission Natura 2000-Gebiete vorschlagen und das Große Mausohr sowie seine Lebensräume in ihrem gesamten Staatsgebiet zu schützen

Darüber hinaus wird das Große Mausohr im Rahmen des  Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP-EUROBATS) im Einklang mit dem Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten(Bonner Konvention/CMS) behandelt. Alle Vertragsparteien dieses Übereinkommens (EU- und Nicht-EU Mitgliedsstaaten) sind aufgefordert, Rechtsinstrumente zum Schutz aller Fledermausarten zu verfügen, einschließlich des Großen Mausohrs.

Die Fledermaus des Jahres wird ernannt von BatLife Europe.

Text: Heather Woods, Philippe Théou & Ulrich Hüttmeir

Wassertier des Jahres: Europäischer Hausen (Huso huso)

Mit bis zu zwei Tonnen Körpergewicht und einer Länge von über 5 Metern, ist der Europäische Hausen die größte von insgesamt 25 bekannten Stör-Arten. Er ist zudem die größte Süßwasserfischart Europas und gilt als eine der weltweit größten Knochenfische (Osteichthyes). Mit einem Höchstalter von mehr als 150 Jahren gehört er zu den langlebigsten Wirbeltieren. Die Rote Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) stuft die bemerkenswerte Fischart, die seit rund 200 Millionen Jahren die Meere besiedelt, als „vom Aussterben bedroht“ ein: Nennenswerte Bestände kommen nur mehr im Schwarzen Meer und in der Unteren Donau vor. In der Mittleren Donau und Oberen Donau ist der Hausen bereits ausgestorben, beziehungsweise verschollen. Als Ursachen werden vor allem die rücksichtslose Überfischung, die Defizite in der Ausstattung seines Lebensraumes und die Fragmentierung desselben durch Kraftwerke diskutiert.

Unterwasseraufnahme eines dunkelgrauen, langgezogenen Fisches mit langer Schnauze.
Foto: C. Ratschan

Namensgebung
Der Europäische Hausen – besser bekannt als Belúgastör – ist eine der zwei Arten aus der Gattung der Hausen. Seinen wissenschaftlichen Doppelnamen Huso huso verdankt er dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné. Nach Johann Christoph Adelung ist das lateinische Wort huso eine Lehnübersetzung des althochdeutschen, volkstümlichen Namens hūso, der sich wiederum auf das türkische Wort usun – zu dt. „lang“ – zurückführen lässt.

Verbreitung & Vorkommen
Wie der Lachs verbringt der Wanderfisch den Großteil seines Lebens im Meer und zog einst hunderte bis tausende von Kilometern in die größeren Zuflüsse zum Laichen hinauf: Damit gehört er zu den Langdistanzwanderern. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser salzwassertoleranten, peripheren Süßwasserfischart umfasste die Adria, das Schwarze Meer, das Asowsche Meer und das Kaspische Meer sowie deren größere Zuflüsse. Nennenswert sind nur noch die Bestände im Schwarzen Meer und der Unteren Donau. Eine natürliche Reproduktion ist zudem aus dem Ural bekannt. Die Hausenbestände der Wolga werden durch Besatz erhalten.  

Merkmale
Der Europäische Hausen hat eine langgestreckte, spindelförmige und massive Körperform. Auffallend ist seine – wie beim Hai – nach oben gebogene Wirbelsäule, die den oberen Teil der Schwanzflosse stützt. Rücken, Körperflanken und die Bauchseite sind mit Längsreihen aus Knochenschildern bedeckt. Mit seiner konischen, kurzen und leicht aufgerichteten Schnauze – auch Rostrum genannt – nimmt er elektrische Felder wahr und ortet so potenzielle Beutetiere: das sind, neben Krebstieren und Mollusken, vorwiegend Fische. Oberhalb seiner sichelförmigen Maulspalte befinden sich vier seitlich abgeflachte und gefranste Barteln, die als Tast- und Geschmacksorgane dienen.

Fortpflanzung & Entwicklung
Ab einer Körperlänge zwischen 160 und 200 Zentimetern und einem Alter von 14 bis 20 Jahren – bei Rognern – beziehungsweise 10 bis 16 Jahren – bei Milchnern – ist der Hausen fortpflanzungsfähig. Hausen sind Frühjahrslaicher, wobei zwei Wanderformen vorkommen: die Herbst- und die Frühjahrswanderer. Die geschlechtsreifen Elterntiere, die bereits im Herbst in die Flüsse eingewandert sind, überwintern dort, setzen bei wieder ansteigenden Wassertemperaturen ihre Wanderung fort, um sich in den flussauf gelegenen Laichgebieten zwischen März und April fortzupflanzen. Die Frühjahrswanderer, die in den späten Wintermonaten in die Zuflüsse ziehen, versammeln sich in den weiter flussab gelegenen Laichgründen, um dort abzulaichen.

In Abhängigkeit ihres Körpergewichts, legt das Weibchen ihre zweihunderttausend bis acht Millionen klebrigen Eier bevorzugt in tiefe und stark durchströmte Bereiche auf hartem Untergrund ab. Nach zirka zehn Tagen schlüpfen die durchschnittlich 15 mm großen Larven und begeben sich in die „Drift“, das heißt, dass sie flussabwärts wandern. Sobald sie den Dottersack aufgezehrt haben, beginnen sie aktiv Nahrung – beispielsweise Wenigborster, Schwebgarnelen und Flohkrebse – aufzunehmen und halten sich bevorzugt in sandig-kiesigen Bereichen auf. Bei ihrer Wanderung vom Süß- zum Salzwasser müssen sie sich zunächst an die unterschiedlichen Salzkonzentrationen gewöhnen, bevor sie – im Donau-Delta angekommen – das Süßwasser verlassen und ins Meer wandern – dieser Anpassungsprozess wird auch Osmoreglation genannt.

Gefährdung

Überfischung: Historische Rechtsquellen lassen darauf schließen, dass bis ins frühe 16te Jahrhundert regelmäßig Hausen und andere Störarten in der Oberen Donau gefangen wurden – was zu einem drastischen Rückgang der Fänge dieser Arten führte. Der Hausen war nicht nur ein beliebter Speisefisch, die Hausenblase wurde aufgrund ihres hohen Kollagengehalts zum Eindicken von Soßen, zur Herstellung von Sülzen und von Leim sowie zur Klärung von Bier und Wein verwendet. Sein Kaviar wird bis heute geschätzt und erzielt einen hohen Handelswert – ein Umstand, der die Wilderei und den illegalen Handel mit dem schwarzen Gold zu einem lukrativen Geschäft macht.

Lebensraumverlust: Die systematischen Flussregulierungen ab dem 19ten Jahrhundert, mit dem Ziel der durchgehenden Schiffbarmachung des Donaustroms, und der Ausbau der Wasserkraft haben dazu geführt, dass dem Hausen in der Oberen und Mittleren Donau jegliche Lebensgrundlage genommen wurde. Der aus dem Schwarzen Meer in die Donau einwandernde Hausen konnte einst über 2.000 Kilometer ungehindert flussauf ziehen. Heutzutage endet seine Laichwanderung nach etwa 900 Kilometern in einem der imposantesten Taldurchbrüche Europas: dem Eisernen Tor. Die in den 1960er und 1970er Jahren dort errichteten Laufwasserkraftwerke sind unüberwindbare Hindernisse. Während die Errichtung von Fischwanderhilfen an beiden Laufwasserkraftwerken, Eisernes Tor I und Eiserne Tor II, sowie an jenem in Gabčikovo diskutiert und geplant wird, soll 280 km flussab des Eisernen Tors ein weiteres Wasserkraftwerk gebaut werden.

Internationale Schutzmaßnahmen
Mit dem globalen Übereinkommen der Vereinten Nationen – Bonner Konvention – und dem Übereinkommen des Europarates – Berner Konvention – wurden Ende der 1970er Jahre staatenübergreifende Schutzmaßnahmen für wandernde Tierarten etabliert. In beiden Verträgen wurde der Hausen in die jeweiligen Anhänge aufgenommen, wobei Anhang II der Berner Konvention – diese verbietet das absichtliche Fangen und die Entnahme von Eiern – vor allem dem Schutz der Bestände des Schwarzen Meeres und der Donau gewährleisten soll. Im Jahr 2018 wurde zudem der Pan-Europäische Aktionsplan ratifiziert: alle 50 Vertragsparteien verpflichten sich damit, Maßnahmen zum Schutz der acht europäischen Störarten zu ergreifen.

Das EU-Projekt LIFE-Boat 4 Sturgeon widmet sich bis 2030 dem Schutz vier vom Aussterben bedrohter Störarten in der Donau: Sterlet, Waxdick, Sternhausen und Hausen. Innerhalb der Projektlaufzeit sollen etwa 1,6 Millionen Störe nachgezüchtet und Jungtiere in unterschiedlichen Donauabschnitten ausgewildert werden. Mit dem Aufbau einer "lebenden" Gendatenbank soll zudem die genetische Vielfalt erhalten werden. Die Projektleitung hat die Universität für Bodenkultur in Wien inne. Internationale Partner*innen sind Institutionen aus Deutschland, Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien, Slowakei und Ukraine.

Ernannt von: Österreichischer Fischereiverband

Text von Manuel Hinterhofer, Thomas Friedrich und Clemens Ratschan

Höhlentier des Jahres: Wegdornspanner (Triphosa dubitata)

Mit der Wahl des Wegdornspanners zum Höhlentiers des Jahres 2025 möchte der Verband Österreichischer Höhlenforschung gemeinsam mit den Deutschen und Schweizer Kolleg*innen darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch enormer Handlungsbedarf besteht.

Aussehen
Der Falter hat eine Flügelspannweite von 3,8 bis 4,8 cm. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist oliv- bis violettbraun. Die Hinterflügel haben eine hell graubraune Farbe und sind mit einigen undeutlichen Querlinien versehen. Sämtliche Flügel zeigen eine gewellte, schwarze Saumlinie. In der Ruheposition im Höhlenquartier haben die Falter die Flügel entweder teilweise oder ganz geöffnet und bilden ein Dreieck.

Vier braune Falter mit dunkelbraun-oranger Zeichnung sitzen auf einem Felsen.
Foto:Klaus Bogon

Lebensraum
Der Wegdornspanner wurde im Jahr 1758 von Carl Linnaeus erstmals für die Wissenschaft beschrieben. Der Schmetterling ist ein Nachtfalter, der regelmäßig in großen Individuenzahlen in Höhlen überwintert. Daher kommt auch der weitere deutsche Name „Olivbrauner Höhlenspanner“. Die Art sitzt gewöhnlich in größeren Gruppen an der Höhlenwand, seltener an der Decke, in der Eingangs-, Übergangs- und Tiefenregion.

Außerhalb der Höhlen besiedelt die Art Waldränder, Auwälder, Trockenhänge und andere Standorte des Kreuzdorns, an denen die Raupen von Mitte Mai bis Anfang Juli fressen. Die Falter können – mit einer Pause im Mai/Juni – in einer überwinternden Generation fast das ganze Jahr in unterirdischen Hohlräumen angetroffen werden. Er kopuliert in den Höhlen. Die Eier werden im Frühjahr abgelegt.

Verbreitung
Der Wegdornspanner ist von Nordwestafrika über Europa bis Ostasien verbreitet. In Österreich kommt er in allen Bundesländern vor und kann in den Alpen noch auf einer Meereshöhe von 2.200 m nachgewiesen werden. Er ist der am zweithäufigste gefundene Schmetterling und wurde in 30% Prozent der gemeldeten Fundorte in der Publikation „Katalog der rezenten Höhlentiere Österreichs“ (Strouhal & Vornatscher 1975) dokumentiert. Der tiefste Fund liegt in 300 m Entfernung vom Höhleneingang. Die flächendeckende Verbreitung in unseren Höhlen und die Tatsache, dass die Tierart auch für den Laien leicht erkennbar ist, führten dazu, dass der Wegdornspanner zum "Höhlentier des Jahres 2025" gewählt wurde. Die Art steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind.

Weitere Informationen: hoehlentier.de, hoehle.org

Text von Katharina Bürger

Insekt des Jahres: Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria)

Sie ist groß, elegant und eine Todesbringerin im Dienste des ökologischen Gleichgewichts: Die Holzwespen-Schlupfwespe. Mit ihrem markanten schwarz-weißen Muster und ihrem beeindruckend langen Legebohrer zieht sie nicht nur die Aufmerksamkeit von Forschenden, sondern auch von Naturliebhaber*innen auf sich. Doch diese Schlupfwespe ist weit mehr als ein ästhetisches Wunderwerk. Sie spielt eine wichtige Rolle in unseren Ökosystemen und steht exemplarisch für die mehr als 25.000 Arten der Familie der Schlupfwespen weltweit. Die Schirmherrschaft für das „Insekt des Jahres 2025“ übernimmt Katrin Vohland, Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien.

Eine Schlupfwespe mit langen orangen Beinen und einem schmalen schwarz-weißen Körper sitzt auf einem Stück Holz.
Foto: Frank Vassen

Eine der größten Wespen Europas
Die Holzwespen-Schlupfwespe zählt mit einer Körperlänge von bis zu 35 Millimetern zu den größten parasitoiden Wespen Europas. Ihre schwarz-weiße Zeichnung und die leuchtend orangeroten Beine machen sie zu einem wahren Hingucker. Die Weibchen besitzen einen extrem langen Legebohrer, der es ihnen ermöglicht, bis zu fünf Zentimeter tief in Holz einzudringen. Dort legen sie ihre Eier direkt auf die Larven von Holzwespen ab – ihrer einzigen Nahrungsquelle.

Parasitoide Lebensweise
Die Holzwespen-Schlupfwespe ist ein sogenannter Parasitoid: Beim Eiablageprozess lähmt sie ihr Opfer mit einem Giftstich, sodass es lebt, aber bewegungsunfähig wird. Die Larve der Schlupfwespe frisst dann das Opfer, bis es stirbt. Danach verpuppt sich die Larve und verwandelt sich in eine ausgewachsene Wespe. Der gesamte Lebenszyklus dauert etwa ein Jahr, von der Eiablage bis zum Schlüpfen der nächsten Wespen.

Durch ihre parasitoide Lebensweise tragen die Holzwespen-Schlupfwespe und andere Arten dieser Familie wesentlich zur Regulation von Insektenpopulationen bei. Auf diese Weise hilft die Holzwespen-Schlupfwespe die für die Holzwirtschaft problematische Holzwespe auf natürliche Weise zu kontrollieren. Rhyssa persuasoria erkennt die von Holzwespen befallenen Bäume am Geruch. Sie riecht zwar nicht die Wespenlarve selbst, aber die von ihr mitgebrachten, holzabbauenden Pilze, wie beispielsweise den Braunfilzigen Schichtpilz, mit deren Hilfe die Holzwespenlarven das Holz verdauen können. Dabei tastet die Wespe mit ihren Fühlern das Holz ab, was den Anschein eines Abklopfens erweckt.

Großer Einfluss auf die Natur
Die Art ist auf Nadelbäume angewiesen und lebt in verschiedenen Waldlebensräumen – von Mischwäldern bis zu Holzlagerplätzen. Ihr Einsatz als natürlicher Regulator verringert den Bedarf an chemischen Bekämpfungsmitteln und trägt so langfristig zur Förderung der biologischen Vielfalt bei. Rhyssa persuasoria zeigt, wie kleine Lebewesen einen großen Einfluss auf die Natur haben können. Ihre Wahl zum Insekt des Jahres 2025 unterstreicht, wie wichtig natürliche Prozesse für eine nachhaltige Forstwirtschaft sind.

Die spektakuläre Rhyssa persuasoria ist nur eine von mehr als 25,000 Schlupfwespenarten weltweit. Trotz ihrer ökologischen Bedeutung sind Schlupfwespen bislang nur unzureichend erforscht. Um die Vielfalt dieser faszinierenden Insektenfamilie und ihre Rolle in den Ökosystemen besser zu verstehen, bedarf es gezielter Forschungsanstrengungen und einer stärkeren öffentlichen Aufmerksamkeit.

Ernannt von: Österreichische Entomologische Gesellschaft, Naturschutzbund Österreich

Text von Tamara Spasojevic und Dominique Zimmermann.

Lurch/Reptil des Jahres: Moorfrosch (Rana arvalis)

Blau gefärbte Frösche sind selbst in den Tropen eine große Ausnahme. Umso spektakulärer ist das himmelblaue Balzkleid einheimischer Moorfrösche im zeitigen Frühjahr. Die außergewöhnliche Färbung zeigen nur die Männchen wenige Tage im Laichgewässer, das restliche Jahr verbringt der Lurch des Jahres 2025, der Moorfrosch – und „Blaumann“ unter den Fröschen – in gedeckten Brauntönen an Land. Die in Österreich bedrohte und bei uns immer seltener werdende Art ist eine Besonderheit unter den einheimischen Froschlurchen – nicht nur wegen der exotischen Blaufärbung, sondern auch aufgrund ihres riesigen Verbreitungsgebiets. Es erstreckt sich von Nordfrankreich bis weit nach Russland und von Nordfinnland bis in die Ukraine und umfasst damit das weitaus größte Verbreitungsareal aller neun in Europa lebenden Braunfroscharten.

Ein leuchtendblauer Frosch sitzt auf einem braun-schwarzen.
Foto: B. Trapp DGHT

Wie man den Moorfrosch erkennt
Mit einer Länge von 5 cm ist der Moorfrosch die kleinste der drei Braunfroscharten in Österreich. Von seinen beiden Verwandten, dem Grasfrosch und dem Springfrosch, ist der Lurch des Jahres 2025 nicht immer einfach zu unterscheiden. Neben der Blaufärbung balzender Männchen und einem hellen, manchmal auch fehlenden, Längsband in der Rückenmitte finden sich die wichtigsten Bestimmungsmerkmale am Kopf: So ist der Durchmesser des etwas weiter vom Auge entfernten Trommelfells kleiner als beim Gras- und Springfrosch, zudem erscheint die Schnauze des Moorfroschs im Profil zugespitzter.

Wo sich der Moorfrosch wohlfühlt
Die Lebensräume dieser Art zeichnen sich durch einen hohen Grundwasserstand aus und zählen zu den am stärksten bedrohten Habitattypen in Mitteleuropa. Heutzutage finden sich Moorfrösche nur noch in den Randbereichen der Hochmoore, in Niedermooren und wassergesättigten Feuchtwiesen sowie in den wenigen verbliebenen Au- und Bruchwäldern entlang von Flüssen im Tiefland. Der Moorfrosch wird daher in der Roten Liste Österreichs als „gefährdet“ geführt. Aufgrund anhaltender Rückgänge – vor allem in den Randgebieten seines Verbreitungsareals in den südlichen und westlichen Bundesländern – wird die Art in einigen regionalen Roten Listen bereits als „stark gefährdet“ oder „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Wodurch der Moorfrosch bedroht ist
Bedroht ist der Lurch des Jahres 2025 nicht nur durch die Entwässerung der Moore und Feuchtwiesen oder andere Eingriffe der Land- und Forstwirtschaft in die letzten Lebensräume, sondern auch durch den Klimawandel, der vermehrt zum frühzeitigen Austrocknen der Laichgewässer führt. So hat die Zahl der Moorfrösche österreichweit in den vergangenen Jahren dramatisch abgenommen. Grund genug, um nun für den dringenden Schutz dieser außergewöhnlichen Art zu werben und Maßnahmen zur Rettung der „Blaumänner“ unter den Fröschen einzuleiten.

Ernannt von: Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT), Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), u.a. Partner

Text von Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.)

Mineral des Jahres: Aragonit

Aragonit ist ein wichtiges Material – sowohl in der unbelebten als auch in der belebten Natur. Besonders eindrucksvoll sind Bildungen, die von den filigranen, verästelten Formen her an Pflanzen oder Korallen erinnern. Unter dem Namen „Eisenblüte" sind sie schon lange gesuchte Kuriositäten. Nicht nur aufgrund dieser einzigartigen Form, sondern auch wegen seiner Rolle von der Grundlagenforschung über Umwelttechnik bis hin zur Medizin wurde der Aragonit von der Arbeitsgemeinschaft „Mineral des Jahres" zu ebendiesem gewählt.

Ein mattweißes Stück Gestein das wie viele kleine weiße Marshmallows aussieht.
Foto: Robert Krickl

Form & Fundorte
Seinen heutigen Namen erhielt Aragonit zwar nach jener spanischen Lokalität, wo er erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde, doch ist er nicht nur dort zu finden, sondern weltweit stark verbreitet. Speziell im deutschen Sprachraum gibt es viele Vorkommen, die auch international historisch bedeutsam sind.

Besonders eindrucksvoll sind Bildungen, die von den filigranen, verästelten Formen her an Pflanzen oder Korallen erinnern. Unter dem Namen „Eisenblüte“ sind sie schon lange gesuchte Kuriositäten. Ein seit Jahrhunderten bekannter Fundort ist etwa der Steirische Erzberg, einige der größten Stufen weltweit wurden im Rheinland gefunden. Dies ist jedoch nicht die einzige Erscheinungsform dieses mannigfaltigen Minerals: die Größe der Kristalle kann vom submikroskopischen Bereich bis zu schön ausgebildeten Einkristallen mit einigen Zentimetern Kantenlänge reichen. Chemisch rein ist die Verbindung farblos und durchsichtig – jedoch führen Verunreinigungen und Einschlüsse in der Natur häufig zu diversen Färbungen von violett über blau, grün, gelb bis rot. Die Härte ist mit knapp 4 auf der Ritzhärteskala nach Mohs relativ gering, was man durch leichtes Ritzen mit einem aus Stahl gefertigten Messer gut überprüfen kann.

Chemische Zusammensetzung
Die chemische Zusammensetzung des Aragonits ist ident mit jener von Calcit, dem häufigsten Karbonat der Erdkruste, das etwa in Form von Kalksteinen und Marmoren ganze Berge aufbaut. Der Unterschied liegt jedoch in der Kristallstruktur, d.h. der Art und Weise in welcher die Atome in einem regelmäßigen dreidimensionalen Muster angeordnet sind. Im Aragonit ist Calcium von neun Sauerstoff-Atomen umgeben, ein Zustand, der vor allem bei höherem Druck energetisch günstiger ist. Bei Normalbedingungen ist Aragonit nur metastabil. Dennoch findet sich die Substanz in Abhängigkeit von Druck, Temperatur und Chemismus der Umgebung sehr häufig auch als oberflächennahe Bildung.

Aragonit im Pflanzen- & Tierreich
Aus dem Alltag bekannt sind „Kalkablagerungen“ aus hartem Wasser, ein Pendant zu Tropfsteinen oder anderen Bildungen in Höhlen – die häufig auch als Aragonit bestehen. Besonders bedeutsam ist die Verbreitung als Hartsubstanz im Pflanzen- und Tierreich. So sind etwa die meisten Schalen von Schnecken und Muscheln aus Bio-Aragonit aufgebaut. In Form von Perlmutt und Perlen haben tierische Bildungen aus Aragonit-Kristallen seit frühester Zeit für den Menschen besondere Bedeutung für Schmuck und in der Symbolik erlangt. Dies ist jedoch bei weitem nicht die einzige Anwendung von Aragonit. Heute spielt er eine Rolle von der Grundlagenforschung über Umwelttechnik bis hin zur Medizin.

Ernannt von: Arbeitsgemeinschaft "Mineral des Jahres"

Text von Robert Krickl

Moos des Jahres: Filziges Haarkelchmoos (Trichocolea tomentella)

Gewässer und Feuchtgebiete sind für zahlreiche Moosarten unentbehrliche Lebensräume. Von Bedeutung sind nicht nur Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe und Sumpfwälder, sondern auch oft inselartig verteilte und kleinflächige Sonderstandorte wie etwa langzeitig sickerfeuchte Felsen. Die Liste der nachteiligen Eingriffe in diese Lebensräume ist lang, wie schon bei der Flechte des Jahres beschrieben wurde - und deshalb wurde auch beim Moos des Jahres eine Art gewählt, die die Nähe zum Wasser schätzt.

Eine Nahaufnahme eines hellgrünes, flauschig aussehenden Mooses.
Foto: Wolfgang von Brackel
Aussehen

Das Filzige Haarkelchmoos bildet grüne bis gelbgrüne lockere Decken von samtig-schwammigem Aussehen an sehr feuchten Standorten in Wäldern. Durch die feine Fiederung und das samtige Aussehen ist das wohl schönste heimische Lebermoos kaum zu verwechseln: Die einzelnen Pflanzen sind regelmäßig 2- bis 3-fach gefiedert, wobei die Äste fast rechtwinklig vom Stämmchen abstehen. Das samtige Aussehen rührt daher, dass das Moos fein zerschlitzten Blättchen sowie lang gewimperte Paraphyllien besitzt – so nennt sich die Struktur an Stämmchen und Ästen – die gemeinsam einen dichten Filz bilden. Die kriechenden, 5 bis 15 cm langen Stämmchen fächern sich an den Enden mit ihren Ästchen wedelartig bis zu 2 cm breit auf .

Ökologie
Trichocolea tomentella liebt es feucht und schattig. Außer in den besonders luftfeuchten Lagen der höheren Gebirge, wo die Art auf Waldboden und Totholz vorkommt, ist es an Wälder mit sumpfigem Boden, Quellhänge oder Bachläufe gebunden. Das Filzige Haarkelchmoos wächst dabei sowohl auf dem Waldboden wie auch auf bodennahem Totholz oder übererdeten Felsen. Bevorzugt werden basenreiche aber kalkarme, schwach saure Standorte. In entwässerten Wäldern findet sich die Art – wenn überhaupt – nur an den Rändern der Bach- bzw. Grabenufer. Das Filzige Haarkelchmoos kommt gemeinsam mit anderen feuchtliebenden Arten vor.

Verbreitung und Gefährdung
Das Filzige Haarkelchmoos ist beinahe weltweit verbreitet, wobei die Schwerpunkte in Nordamerika, Europa und Südostasien liegen. In Europa meidet es sowohl den hohen Norden wie den extremen Süden fast völlig. Sie kommt in einem mehr oder weniger geschlossenen Areal von Nordspanien und Mittelitalien sowie Korsika bis nach Schottland und ins südliche Skandinavien vor. In der West-Ost-Richtung erstreckt sich die europäische Verbreitung von Irland und Portugal bis zum Kaukasus und nach Karelien. In Mitteleuropa liegen die Schwerpunkte des Vorkommens in den Mittelgebirgen und in den Alpen, wenn sie auch in der Ebene nicht völlig fehlt. In Deutschland kommen die aktuellen Funde aus den Gebirgen.

Für den Rückgang der Art sind in erster Linie die Entwässerung der Wälder sowie der Umbau in Nadelholzmonokulturen und die damit verbundene Versauerung zu nennen. Die weitere Versauerung großer Teile der Böden Mitteleuropas durch die sauren Niederschläge in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat ein Übriges getan. Die öfter zu beobachtenden kleinen Restbestände der Art an Waldbächen und -gräben sind selten überlebensfähig und verschwinden einer nach dem anderen.

In der deutschen Roten Liste der Moose ist die Art als „gefährdet“ eingestuft, während sie in der Roten Liste der Lebermoose Österreichs nicht erscheint. Die Rote Liste der Moose der Schweiz stuft die Art als „potenziell gefährdet“ ein.

Fortpflanzung
Trichocolea tomentella ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Da erstere in Mitteleuropa sehr selten sind, kommt es auch kaum zur Sporogonbildung, was so viel heiß wie geschlechtliche Vermehrung mit Fruchtkörperbildung. In Baden-Württemberg beispielsweise wurden nach 1900 keine Sporogone mehr beobachtet. So kann nur noch eine ineffektive Nahverbreitung über Sprossbruchstücke erfolgen. Eine Neubesiedlung von Lebensräumen ist damit sehr schwierig geworden.

Ernannt vom Naturschutzbund Österreich und der Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) e. V.

Text von Wolfgang von Brackel und Holger Thüs.

Nutztier des Jahres: Waldschaf & Original Braunvieh

In Österreich gibt es über 40 gefährdete Nutztierrassen, deshalb werden jährlich zwei Rassen zur „Art des Jahres“ ernannt.

Das Waldschaf

Das Waldschaf ist ein kleines bis mittelgroßes, vorwiegend weißes Schaf, es kann jedoch auch schwarz, braun oder gescheckt sein. Seine Mischwolle ist eines der rassespezifischen Merkmale. Diese hat sich durch die jahrhundertelange Anpassung an die rauen Lagen der Mittelgebirgsregionen entwickelt. Das Waldschaf wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Eigenschaften wie auch wegen seiner Hochgefährdung zur Nutztierrasse des Jahres 2025 gekürt.

Eine Nahaufnahme eines hellgrünes, flauschig aussehenden Mooses.
Foto: Wolfgang von Brackel
Das genügsame Schaf aus der Mittelgebirgsregion
Waldschafe haben einen asaisonalen Brunstzyklus mit Schwerpunkt der Geburten im Winter. Sie lammen meist drei Mal in zwei Jahren ab. Die Tiere sind besonders leichtfuttrig und genügsam – sie fressen vor allem Gras und Heu und brauchen zur Gewichtszunahme kein Kraftfutter, bloß Mineralstoffmischungen. Waldschafe sind robust, wetterhart, krankheitsunempfindlich und „leichtlammig“, was bedeutet, dass sie meist völlig eigenständig ihre Lämmer gebären und man nur in Ausnahmefällen Tierärzt*innen rufe muss. Daher eignen sich Waldschafe hervorragend für die Grünlandpflege sowie die extensive und die biologische Kleinlandwirtschaft in den „benachteiligten“ Gebieten der Mittelgebirgsregionen, wie Steilhängen und Magerwiesen-Almflächen. Auch unter Eigenbedarfshaltern, die auf reine Grundfutterversorgung Wert legen, erfreut es sich großer Beliebtheit.

Das Fleisch der Waldschaflämmer zeichnet sich, auch bei Tieren mit einem Alter bis zu einem Jahr, durch das Fehlen des unerwünschten Schafbeigeschmacks aus.

Waldschafweibchen werden 40 bis 60 kg schwer, Männchen 55 bis 80 kg. Die Nutztierrasse ist als „hochgefährdet“ eingestuft. Die aktuelle Population geht auf einen geringen Anteil von Genmaterial zurück, das heißt man muss bei der Anpaarung darauf achten, dass Inzucht vermieden wird.

Ernannt von ARCHE Austria.

Text von ARCHE Austria, ARGE Waldschaf

Original Braunvieh

Typisch für das Original Braunvieh sind seine mittlere Größe von durchschnittlich 128 cm und seine klassische Zweifachnutzung für Milch und Fleisch. Die Farbe ist einheitlich braun bzw. dunkelbraun. Hornspitzen, Maul und Klauen sind dunkel pigmentiert. Das Maul ist zudem von einem hellen Rand gesäumt. Das Original Braunvieh wurde aufgrund wegen seiner Klimafitness wie auch wegen seiner Hochgefährdung zur Nutztierrasse des Jahres 2025 gekürt.

Ein braunes Rind steht unter einem Nadelbaum. Um den Hals trägt es eine Glocke, seine Ohren sind hellbraun und es hat Hörner.
Foto: Staudacher

Das anpassungsfähige „Fliegengewicht“

Das Original Braunvieh kann sich gut an unterschiedliche klimatische Verhältnisse anpassen und kann vor allem Grenzertragsstandorte, das sind Bergbauernhöfe ab 1.500 m Seehöhe, optimal nutzen, da es sich vor allem von „Grundfutter“, das ist Gras und Heu, ernährt. Aufgrund seines geringen Körpergewichts kann es sich gut und leicht in den Alpen bewegen. Die Tiere sind sehr vital und dadurch überdurchschnittlich lang „nutzbar“ – sie werden 15 bis 20 Jahren alt, teilweise sogar älter. Sie haben einen umgänglichen und ruhigen Charakter. Diese Eigenschaften sind arbeitserleichternd und auch für die Mutterkuhhaltung sehr vorteilhaft.

Das Original Braunvieh ist eine sogenannte „Zweinutzen-Rasse“:  das heißt, dass Fleisch- und Milchertrag gleichwertig sind. Die Milchleistung des Tiers beträgt 4.000 bis 5.500 kg je Laktation, die Milch vielfältige Inhaltsstoffe und spezielle Eiweißvarianten, die besonders für die Produktion von qualitativ hochwertigen Käsen eine Rolle spielen. Die Rasse eignet sich perfekt für die Mutterkuhhaltung – die Kälber wachsen schnell und nehmen gut zu und „liefern“ eine ausgezeichnete Fleischqualität.

Original Braunvieh-Weibchen wiegen rund 550 kg, Männchen 750 bis 1.000 kg. Die Nutztierrasse gilt als „hochgefährdet“. Die aktuelle Population geht auf einen geringen Anteil von Genmaterial zurück, das heißt man muss bei der Anpaarung darauf achten, dass Inzucht vermieden wird.

Ernannt von ARCHE Austria.

Text von ARCHE Austria, ARGE Waldschaf

Pilz des Jahres: Schwarzgrüner Klumpfuß (Cortinarius atrovirens)

Mit dem Schwarzgrünen Klumpfuß macht die Österreichische Mykologische Gesellschaft auf eine in naturnahen Tannen-Buchen-Wäldern auf Kalkuntergrund vorkommende Pilzart aufmerksam, die zu der großen Pilzgattung der Schleierlinge gehört.

Vier Pilze mit gelblichem Stamm und Lamellen und einer braunen Kappe auf dem Waldboden.
Foto: Michaela & Gernot Friebes

Beschreibung
Die bis etwa 10 cm großen, in der Jugend dunkel-olivgrün bis schwarz-braun, später gelbbraun entfärbenden Hüte, sind feucht sehr schleimig. Abgetrocknet ist die radialfaserige Huthautstruktur zu erkennen. Die 1,5 bis 2,5 cm dicken Stiele sind an der Basis knollig. Im Zeitverlauf verfärben sich die schwefelgelben Stiele der jungen Pilze wie bei den meisten Schleierlingen durch anhaftendes Sporenpulver rostbraun. Ihr Fleisch ist kräftig schwefelgelb gefärbt. Der aromatisch-pfefferige Geruch erinnert an Haselwurz und der Geschmack des giftverdächtigen Pilzes ist unspezifisch.

Lebensweise
Der Schwarzgrüne Klumpfuß ist ein in erster Linie ein an die Weißtanne, Abies alba, gebundener Mykorrhizapilz. Er steht stellvertretend für eine Gruppe seltener Schleierlinge, die in alten naturnahen Buchen-Tannen-Wäldern auf Kalkuntergrund wachsen. Diese Gruppe von Schleierlingen zeigt sich nur in guten Pilzjahren, dann aber oft auch in individuenreichen Hexenringen, d.h. in Form von vielen kreisförmig angeordneten Fruchtkörpern – sie zeigen sich meist von Mitte September bis Ende Oktober.

Verwechslungsmöglichkeiten
Eine Verwechslung wäre am ehesten mit anderen Schleimköpfen mit chromgelben Farbpigmenten wie Cortinarius meinhardii, C. splendens, C. flavovirens und C. citrinus möglich. Jene Arten haben aber einen helleren, eher gelblich gefärbten Hut und unterscheiden sich zum Teil auch durch ihren Standort und ihre symbiontischen Baumpartnerarten.

Verbreitung
Die Vorkommen des Schwarzgrünen Klumpfußes beschränken sich auf das natürliche Verbreitungsgebiet der Weißtanne, Abies alba, in Europa. Die Fundmeldungen konzentrieren sich auf naturnahe, alte, montane Buchen-Tannen-Wälder sowie Fichten-Tannen-Wälder auf Kalkuntergrund, wie sie beispielsweise räumlich begrenzt im Schwarzwald, im Jura-Gebirge, in den karpatischen Voralpen sowie in nördlichen und südöstlichen Randalpen vorzufinden sind. In der Schweiz liegen Fundmeldungen bis auf eine Seehöhe von 1800 m vor. Aus den kalkhaltigen Wäldern von Abies nordmanniana im Kaukasus und in der Nordtürkei wurde der Pilz nicht gemeldet und auch von außerhalb Europas ist er nicht nachgewiesen.

Für Österreich liegen insgesamt 75 Fundmeldungen dieses auffälligen Pilzes vor. Hotspots der Vorkommen liegen beispielsweise im Urwaldgebiet Rothwald im steiermärkisch-niederösterreichischen Grenzgebiet und in einigen Naturwaldreservaten in Vorarlberg. Doch auch im oberösterreichischen Seengebiet, im Grazer Bergland sowie in den Fischauer Bergen und im Biosphärenpark Wienerwald in Niederösterreich ist der Pilz in guten Jahren anzutreffen. Im europäischen Vergleich sind die Vorkommen des Schwarzgrünen Klumpfußes in Österreich noch relativ häufig.

Gefährdung
In der von der IUCN erstellten Globalen Roten Liste der Pilze ist der Schwarzgrüne Klumpfuß als „potentiell gefährdet“ und „close to vulnerable“ eingestuft. In der Roten Liste der Pilze Österreichs zu finden im „Verzeichnis der Pilze Österreichs 2016“ wurde die Art der Kategorie „potentiell gefährdet“ zugeordnet. Ganz generell wurde in den vergangenen Jahrzehnten für viele Arten der Schleimköpfe ein signifikanter Rückgang beobachtet. Vor allem forstwirtschaftliche Maßnahmen, wie Kahlschläge, Fichtenkulturen und Forstwegebau, haben die Bestände naturnaher Buchen-Tannen-Wälder massiv dezimiert. Der Tannenanteil am gesamten Waldbestand Österreichs wird heute auf etwa 2 Prozent geschätzt. Positiv hervorzuheben: Vorhandene Tannenbestände, die bis Mitte der 1980er Jahre massiv von Schwefeldioxid-Emissionen geschädigt wurden, konnten sich zum Teil wieder völlig erholen. Demgegenüber wird in den vergangenen Jahren beispielsweise in den Fischauer Bergen am Alpenostrand ein neuartiges, trockenstressbedingtes Absterben von Tannen durch die Klimaerwärmung beobachtet.

Schutzmaßnahmen
Für die Sicherung der Lebensräume des Schwarzgrünen Klumpfußes sind die vorhandenen naturnahen Buchen-Tannen-Fichtenwälder zu erhalten. Weiters sind naturferne Wälder im ehemaligen Verbreitungsgebiet der Tanne sukzessive in naturnähere Wälder rückzuführen. Die Tanne reagiert als Tiefwurzler auch weniger empfindlich auf die Klimaerwärmung als die Fichte und ist weniger vom Befall von Borkenkäfern gefährdet. Daher wird die Weißtanne in forstwirtschaftlichen Kreisen immer wieder „Baum der Zukunft“ genannt. Das im Juni 2024 von den EU-Staaten mit der Stimme Österreichs beschlossene EU-Renaturierungsgesetz bietet auch einen Ansatz zur finanziellen Förderung von Renaturierungsmaßnahmen für die Waldeigentümer. Schlussendlich ist es aber langfristig entscheidend, zukunftsfähige Maßnahmen des Klimaschutzes umzusetzen und die Treibhausgasemissionen massiv und nachhaltig zu minimieren. Dass dies möglich sein kann, zeigt das koordinierte und entschlossene Vorgehen gegen das Waldsterben in den 1980er Jahren, wobei die waldschädlichen Schwefeldioxid-Emissionen innerhalb von wenigen Jahren weitgehend eingedämmt werden konnten.

Text: Christian Apschner

Spinne des Jahres: Gewöhnliche Fischernetzspinne (Segestria senoculata)

Die Gewöhnliche Fischernetzspinne gehört zur Familie der Fischernetzspinnen (Segestriidae), zu der 181 Arten gehören. Sie haben sechs statt acht Augen, ein charakteristisches Spinnennetz und eine einzigartige Beinstellung. Mit der Wahl der Spinne möchten das Naturhistorischen Museum Wien, die Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und die European Society of Arachnology (ESA) einerseits eine „wenig beliebte“ Tiergruppe ins rechte Licht rücken und auf bedrohte Lebensräume – hier natürliche Kleinstlebensräume wie Ritzen und Löcher an Baumrinden und Felsen – hinweisen. Ebenso erhoffen sich die Wissenschaftler*innen, Daten zur aktuellen Verbreitung zu bekommen. In diesem Sinne: halten Sie beim nächsten Spaziergang im Wald, bei der nächsten Wanderung auf den Bergen die Augen offen und helfen Sie mit ihrer Fundmeldung bei der Dokumentation dieser Art: www.naturbeobachtung.at.

Eine Spinne mit länglichem Körperbau, dunkel- und blassbrauner Zeichnung und hellbraunen Beinen sitzt auf einem Stück Holz.
Foto: Hubert Höfer

Verbreitung, Lebensraum & Gefährdung
Die Gewöhnliche Fischernetzspinne kommt von 800 m Seehöhe bis zur Waldgrenze in ca. 2200m Höhe in den Zentralalpen in ganz Europa vor. Segestria senoculata lebt im Wald und in Block- und Schutthalden. Aufgrund ihrer Häufigkeit und einer großen Habitatverfügbarkeit wird sie in den Roten Listen als „nicht gefährdet“ eingestuft.

Beschreibung
Weibchen der Gewöhnlichen Fischernetzspinnen werden 7 bis 10 mm, Männchen 6 bis 9 mm lang. Beide Geschlechter ähneln sich in Färbung und Zeichnung. Der Vorderkörper ist glänzend braun, der ovale Hinterkörper blass beige/grau, dunkelbraunem, gelappten Mittelband am Rücken – ähnlich dem dunklen Muster einer Kreuzotter. Die Beine sind hellbraun und dunkel geringelt. Die sechs Augen, sind in in drei Gruppen von je zwei Augen angeordnet und bilden von oben gesehen ein grobes "H".

Lebensweise
Wie alle Fischernetzspinnen ist die Gewöhnliche Fischernetzspinne vorwiegend nachtaktiv und legt für den Beutefang ein charakteristisches Spinnennetz an: Es wird in Form eines röhrenförmigen Gespinstschlauch in Ritzen und Spalten, beispielsweise unter Baumrinden, Steinen etc. angelegt. Vom Vordereingang der Wohnröhre gehen strahlenförmig einzelne Seidenfäden aus, die als Stolperdrähte für vorbeikommende Beutetiere – vor allem Insekten – gesponnen werden und entsprechende Vibrationen weiterleiten.

Nach Einbruch der Dunkelheit bewegt sie sich Segestria senoculata zum Eingang der Wohnröhre, wo sie auf Beute lauert. Dabei zeigt sie eine für alle Fischernetzspinnen charakteristische Beinstellung: Die ersten drei Beinpaare sind nämlich zusammen nach vorne und das vierte Beinpaar nach hinten gerichtet – was unter allen Spinnenarten weltweit einzigartig ist!

Paarungzeit
In der Paarungszeit verlassen die Männchen die Wohnröhren, um sich auf die Suche nach Weibchen zu begeben. Geschlechtsreife Tiere der Gewöhnlichen Fischernetzspinne können ganzjährig angetroffen werden. Trifft ein paarungsbereites Männchen auf das Netz eines Weibchens rüttelt es an den Signalfäden. Reagiert das Weibchen nicht aggressiv, kommt es zur Paarung, bei der das Männchen mit gespreizten Kieferklauen den Hinterkörper des Weibchens umklammert. Nach der Paarung werden die Eier vom Weibchen in der Wohnröhre befruchtet und in einen ovalen Kokon eingesponnen. Dieser enthält zwischen 60 und 180 Eier.

Ähnliche Arten
In Mitteleuropa kommen noch zwei weitere Segestria-Arten vor: die Bayerische Fischernetzspinne, Segestria bavarica, die etwas größer – nämlich bis zu 14 mm – ist, und deren dunklen Flecken am Hinterleib nicht durchgehend sind, sowie die Mächtige Fischernetzspinne, Segestria florentina, die bis zu 22 mm groß wird und einen gänzlich schwarz gefärbten Körper hat.

Text von Christoph Hörweg und Norbert Milasowszky

Streuobst des Jahres: Falchs Gulderling

Streuobstbestände sind vielfältige und unersetzliche Lebensräume in unserer Kulturlandschaft. Im Streuobstanbau wird die traditionelle Obstsortenvielfalt erhalten und er liefert wertvolles Tafel- und Verarbeitungsobst. 2025 rückt der Verein ARGE Streuobst Österreich die Apfelsorte Falchs Gulderling aufgrund ihrer wertvollen Eigenschaften und der einzigartigen Sortengeschichte ins Rampenlicht.

Herkunft & Entstehung
Die Herkunft und Entstehung liegen weitgehend im Dunkeln. Überliefert ist, dass der Wirt des Gräflich-Enzenberg‘schen Schlosses Tratzberg bei Jenbach in Tirol um 1920 Anton Falch, Fachlehrer an der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt in Rotholz, auf diese robuste und anspruchslose Sorte aufmerksam gemacht hatte. Dem geschätzten Alter nach dürfte der Mutterbaum bereits um 1870 dort gestanden sein. Anton Falch nahm nach eingehender Prüfung die pomologisch nicht bestimmbare Sorte im Jahre 1926 als „Tratzberger Apfel“ in das Tiroler Normalsortiment auf und sorgte für ihre Verbreitung. Anlässlich des 20-jährigen Bestandsjubiläums des Verbandes der Tiroler Obstbauvereine im Jahre 1929 wurde die Sorte in Anerkennung der pionierhaften Leistungen der Obstbau- und Pomologenfamilie Falch in „Falchs Gulderling“ umbenannt - schon der Vater von Anton Falch war begeisterter Obstbauer gewesen und legte 1875 die erste Baumschule Tirols an, wo er Apfel- und Birnensorten vermehrte und Neuzüchtungen prüfte. Antons Brüder waren ebenfalls im Obstbau tätig und auch sein Sohn Ernst blieb dem Obstbau treu, während dessen Bruder sich auch dem Gartenbau widmete und Chef der österreichischen Bundesgärten wurde.

Ein roter Apfel mit gelben Sprenkeln. Aufgeschnitten hat er ein helles Fruchtfleisch.
Foto: Siegfried Bernkopf

Ernte – Genuss – Aussehen – Verwendbarkeit
Falchs Gulderling ist Mitte bis Ende Oktober erntereif und von Dezember bis April bei guter Lagerung genussreif. Die Früchte sind groß, meist kugelig, teils schwach stumpfkegelförmig mit gelblichgrüner Schale, die fast vollständig braunrot bis dunkelrot bedeckt sein kann. Die zahlreichen Schalenpunkte sind nur mäßig auffallend und auch die Berostung, die durch Verletzungen der Fruchthaut entsteht, ist nur teilweise vorhanden. Das saftige, weißliche Fruchtfleisch ist säuerlich-süß. Die Sorte ist besonders empfehlenswert für Auspflanzungen auf Hoch- und Halbstamm. Die Bäume sind sehr widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Frost. Die bis zum Frühjahr lagerfähigen Früchte sind universell verwendbar, insbesondere als Tafelobst und in der Küche.

Weitere Auskünfte zur ARGE Streuobst Österreich und zur „Streuobstsorte des Jahres“: www.argestreuobst.at

Text von Siegfried Bernkopf

Tier des Jahres: Rotfuchs (Vulpes vulpes)

Rotfüchse, landläufig schlicht „Füchse“ genannt, kommen als geheimnisvolle Tiere seit Jahrhunderten in Kunst und Literatur vor. Sie sind Überlebenskünstler, die als „Gesundheitspolizisten“ eine wichtige ökologische Rolle in der natürlichen Auslese spielen, da sie auch schwache und kranke Tiere fressen. Die österreichische Bevölkerung hat den Rotfuchs zum Tier des Jahres 2025 gewählt. Mit im Kopf-an-Kopf-Rennen waren außerdem Gämse und Ziesel, doch der schlaue Fuchs hatte wiedermal die Nase vorn.

Ein Fuchs sitzt auf einer Stiege am Waldrand.
Foto: Gabriele Hubich

Der Rotfuchs ist ein Raubtier und gehört wie der Hund und der Wolf zu den hundeartigen Tieren. Äußerlich und im Verhalten ähneln Rotfüchse mit ihren zu Schlitzen verengten Pupillen teilweise auch Katzen. Als Generalist ist er weit verbreitet und kommt in Europa, Asien und Nordamerika vor. Mit dem namensgebenden gelb- bis rotbraunen Fell und der weißen Spitze am langen buschigen Schwanz ist er leicht zu erkennen. Seinen Schwanz nutzt er nicht nur, um mit anderen Artgenossen zu kommunizieren, sondern auch, um das Gleichgewicht zu halten. Die aufrecht stehenden, spitzen Ohren kann er in fast alle Richtungen drehen und somit Geräusche sehr gut lokalisieren. Der Fuchs ist auch ein ausgeprägter „Riecher“ – sein Geruchssinn ist tatsächlich vierhundertmal besser als der des Menschen. Seine Augen sind an Dämmerung und Dunkelheit angepasst, sodass er auch in der Nacht gut sehen kann. Er hat einen schlanken, leichten Körperbau, wirkt jedoch – insbesondere im Winter – durch sein dichtes Fell größer und schwerer als er eigentlich ist.

So lebt es sich als Fuchs
Füchse leben als Einzelgänger, in Paaren oder in Familien. Die traditionelle Fuchsfamilie besteht aus einem Elternpaar und den Welpen des aktuellen Jahres. Es kann jedoch auch vorkommen, dass einzelne Fuchsjunge des Vorjahres in der Familie bleiben dürfen. Füchse sind während der Jungenaufzucht auch häufig tagsüber bei der Jagd auf Wühlmäuse beobachtbar. Was ihren Lebensraum betrifft, sind Füchse äußerst anpassungsfähig und anspruchslos. So können sie überall dort überleben, wo sie genug Nahrung finden. Ursprünglich im Wald beheimatet, hat sich der Fuchs mittlerweile an fast alle Lebensräume gewöhnt – man findet ihn in Halbwüsten, an Küsten, im Hochgebirge oder gar mitten in Großstädten: In Gärten, Hinterhöfen, Parks und Mülleimern findet er Nagetiere genauso wie fressbare Abfälle und meist ein viel größeres Nahrungsangebot als in ländlichen Gegenden mit intensiver Landwirtschaft. Die Scheu vor Menschen hat er jedoch bis heute nicht abgelegt, sodass man auch in Städten nur äußerst selten einen Fuchs zu sehen bekommt.

Der Fuchs in der Kulturgeschichte
Die Kulturgeschichte zwischen Fuchs und Mensch ist in Mitteleuropa reich und komplex. Der Fuchs taucht seit Jahrhunderten in Märchen, Legenden, Kunst und Literatur auf. Er gilt als Symbol für Schlauheit, Täuschung und Anpassungsfähigkeit. In der mitteleuropäischen Volkskultur wird er oft als schlauer Trickser dargestellt, in Fabeln und Geschichten wird ihm häufig auch „Gerissenheit“ unterstellt, wohl aufgrund seines Rufs als „Hühnerdieb“ und „Opportunist“. In einigen Teilen des deutschsprachigen Raums nimmt der Rotfuchs zu Ostern auch heute noch eine positive Rolle ein: Statt dem Oster-hasen bringt er in dieser Zeit die Eier. Für den Naturschutzbund ist der Fuchs jedenfalls in erster Linie eins: ein faszinierendes und intelligentes Wildtier.

Ernannt von: Naturschutzbund Österreich per öffentlicher Online-Abstimmung

Text von Ines Hickmann.

Vogel des Jahres: Krickente (Anas crecca)

Bis in die frühen 1980er-Jahre war die Krickente, Anas crecca, nach der Stockente die verbreitetste Schwimmentenart in Österreich. Mit weniger als 100 Brutpaaren ist sie mittlerweile „sehr stark gefährdet“ - wegen vermehrter Freizeitaktivitäten an Gewässern, der Trockenlegung von Feuchtlebensräumen und der Nutzungsänderungen von Fischteichen. Auch Auswirkungen des Klimawandels auf ihren Lebensraum und dessen Qualität dürften zu einem Ausdünnen der Bestände am Südrand des Verbreitungsgebiets führen. Daher ruft die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich die Krickente zum Vogel des Jahres 2025 aus und fordert die Wiederherstellung geschädigter Feuchtgebiete, um der kleinsten Ente Europas das Überleben zu sichern.

Drei braungefiederte Vögel mit blau-grünen Schwingenbändern im Flug vor blauem Himmel.
Foto: Peter Frießer

Lebensraum
Die Krickente brütet hierzulande an störungsarmen, seichten Stillgewässern mit dichtem Uferbewuchs - etwa in Mooren, an vegetationsreichen Kleinseen aber auch an Fischteichen. Wichtig ist eine schlammige Flachwasserzone am Ufer mit vielen Kleinlebewesen, die den Enten und ihren Jungen als Nahrung dienen. Da Österreich am Südrand des europäischen Verbreitungsgebiets liegt, stellt diese Art bei uns seit jeher hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, die heutzutage nur sehr selten erfüllt sind.

Die Brutpaare bevorzugen dicht bewachsene, flachgründige Uferzonen, wo sie sich zur Brutzeit sehr unauffällig verhalten und daher sehr schwer zu entdecken sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Entenarten bleibt die Krickente oft ruhig und bewegt sich vorsichtig, um nicht aufzufallen. Bei Gefahr flüchtet sie schnell, wobei sie rasch aufsteigt und in Zickzacklinien davonfliegt. Das Nest ist eine im Bewuchs – unter Büschen oder in dichter Ufervegetation – verborgene Mulde. Es wird nur vom Weibchen aus Pflanzenmaterial der nächsten Umgebung gebaut und mit Daunen und anderen Federn ausgekleidet. Es liegt in unmittelbarer Gewässernähe auf trockenem Untergrund. Die Krickente lebt saisonal monogam und brütet nur ein Mal pro Jahr.

Auftreten während des Zugs
Außerhalb der Brutzeit kommt es in Österreich an manchen Orten zu großen Ansammlungen von Krickenten, die aus den weiter nördlich gelegenen Brutgebieten kommen, um ihr Gefieder zu erneuern, um also zu mausern. Besonders wichtig sind dabei die Lacken des Seewinkels im Burgenland, wo August bis November viele tausend Vögel anzutreffen sind: Im September wurden hier rund 23.000 Exemplare gezählt, ein Rekord! Um den hohen Energiebedarf während der Mauser und des Zugs decken zu können, benötigt die Krickente eine Landschaft mit störungsarmen, strukturreichen, naturnahen und zumindest teilweise seichten Gewässern als „Tankstellen“.

Lebensraumprobleme und Lösungsansätze
Moore, Sümpfe, naturbelassene Seen und Flüsse mit weitläufigen, naturnahen Überschwemmungsbereichen sind in den letzten Jahrzehnten immer mehr aus der Landschaft verschwunden. Um die Krickente zu unterstützen, ist der Erhalt der wenigen verbliebenen Lebensräume sehr wichtig. Vor allem aber müssen die von uns Menschen versursachten Schäden an den Feuchtgebieten repariert und zerstörte Feuchtgebiets-Ökosysteme wiederhergestellt werden. Den idealen Rahmen dafür bietet die EU-Verordnung zur Wiederherstellung degradierter Ökosysteme – nicht nur, um das Überleben des Jahresvogels 2025 zu sichern, sondern auch, um die Anfälligkeit für Starkregenereignisse sowie immer länger andauernde Trockenphasen zu reduzieren – zur Bewahrung unserer Lebensgrundlage.

Aussehen und Verwechslungsgefahr
Mit einer Größe von nur 34 bis 38 cm ist die Krickente die kleinste Ente Europas. Das Männchen ist im Prachtkleid besonders auffällig: Es zeigt einen kastanienbraunen Kopf, einen breiten, grün schillernden Augenstreif, einen schwarz-weißen Längsstreif am Flügel und einen hellgelben Steißfleck. Der Körper ist größtenteils grau mit einem feinen, wellenförmigen Muster. Weibchen, Jungvögel und Männchen im Schlichtkleid sind hingegen mit ihrem bräunlich-grauen Gefieder mit hellbraunen Federrändern unscheinbarer gefärbt. In allen Kleidern zeigt die Krickente kräftig grün schillernde innere Armschwingen – sogenannte „Spiegel“ – die aber durch benachbarte braune Federn verdeckt sein können, wenn die Ente gerade nicht fliegt.

Stimme
Die aus kurzen, hohen „kriik“ oder „krii-krii“-Lauten bestehenden Rufe der Erpel – auch Pfiffe genannt – haben der Krickente ihren Namen gegeben. Sie sind während der Balz zu hören, werden aber das ganze Jahr über geäußert.

Text von Susanne Schreiner.

Weichtier des Jahres: Quellschnecke Bythinella

Das Österreichische Weichtier des Jahres 2024+2025 wird von den Malakologen der Universität Salzburg gemeinsam mit dem Naturschutzbund Österreich ernannt - die im Süßwasser lebende Quellschnecken-Art Bythinella ist gefährdet durch Klimawandel, Eutrophierung und Verunreinigung von Gewässern.

Einige winzige Schnecken kriechen über eine 1 Cent-Münze. Daneben eine Nahaufnahme einer der Schnecken.
Foto: Robert Patzner

Beschreibung
Im Gegensatz zur Weinbergschnecke (Weichtier des Jahres 2020/2021) und der ungeliebten Spanischen Wegschnecke, die Zwitter sind, sind Quellschnecken getrennt geschlechtlich. Sie legen ihre Eier meist auf Steinen, gelegentlich auch auf Artgenossen ab. Manchmal heften die Schnecken ihr Gelege auch auf Wasserkäfer oder andere flugfähige Insekten, was ihnen zur Ausbreitung auf andere Quellgebiete hilft.

Alle Quellschnecken ähneln einander. Sie sind sehr klein und ihre Gehäuse messen maximal 4 mm in der Höhe. Die einzelnen Arten lassen sich nur durch anatomische oder genetischte Untersuchungen eindeutig voneinander unterscheiden. Die Quellschnecken ernähren sich hauptsächlich von Algen (Kiesel-, Blau- und Grünalgen) sowie Bakterien, die sie von Steinen, Wasserpflanzen, Falllaub und im Wasser liegendem Totholz mit ihrer Raspelzunge (Radula) abweiden.

Lebensraum
Wie schon der deutsche Name vermuten lässt, leben diese Schnecken fast ausschließlich in Quellen und im Oberlauf von Bächen des Berg- und Hügellandes. Sie sind auf sehr sauberes Wasser angewiesen und tolerieren nur geringe Temperaturschwankungen im kühlen Bereich (kaltstenotherm). Bei vermehrtem Vorkommen sind sie stets Anzeiger für beste Wasserqualität. Direkt im Quellbereich kann man mehrere tausend Individuen pro Quadratmeter finden. Durch aufwachsende Kieselalgen erscheint die Schale oft schwarz oder dunkelbraun. Gelegentlich sind sie durch Grünalgenbewuchs grün gefärbt.

In Österreich gibt es mehrere Arten von Quellschnecken der Gattung Bythinella. Im Osten Österreichs findet man hauptsächlich Bythinella austriaca, im übrigen Österreich ist es meist Bythinella conica.

Gefährdung
In der Roten Liste Österreichs aus dem Jahre 2007 ist die Quellschnecke mit „Gefährdung droht“ eingestuft. Das heißt, es herrscht aus heutiger Sicht weniger als 10 % Aussterbenswahrscheinlichkeit in den nächsten 100 Jahren, aber eventuell gibt es eine negative Bestandsentwicklung oder hohe Aussterbensgefahr in Teilen des Gebiets. Die Hauptgefahren sind Grundwasserabsenkungen oder Trockenperioden, die die Quellen austrocknen lassen. Weitere Gefahren drohen durch Verbauungen und Einfassungen von Quellen sowie Verunreinigung durch Eutrophierung oder durch chemische Schadstoffe im Einzugsgebiet der Quellen.

Im Lauf der letzten Jahre kündigt sich eine weitere Gefährdung an, die globale Klimaerwärmung. Die Temperatur von Quellwasser korreliert eng mit der Jahresdurchschnittstemperatur eines geographischen Gebietes. Erhöht sich diese über die ökologische Verträglichkeit der Schnecke hinaus, so kann sie sich nicht mehr fortpflanzen.

Text: Robert A. Patzner

Abo bestellen