Kosmetik ohne hormonellwirksame Chemikalien
Kosmetik- und Körperpflegeprodukte: erste Schritte in Richtung Hormonfrei. Eigenmarken ohne Parabene, Weichmacher & Co.
Ein GLOBAL 2000-Kosmetikcheck hatte ergeben, dass mehr als ein Drittel der rund 400 untersuchten Bodylotions, Zahnpasten, Aftershaves und Parfums Stoffe enthielten, die auf der EU-Verdachtsliste für hormonell wirksame Chemikalien in der höchsten Priorität eingestuft sind. Parabene, UV-Filter und Weichmacher werden über die Haut aufgenommen und sind schon wenige Stunden nach dem Auftragen auf die Haut im Blut und in weiterer Folge auch in der Muttermilch nachweisbar. Diese Stoffe sehen im Verdacht, hormonelle Steuerungsprozesse zu stören und zelluläre Entwicklungs- und Stoffwechselprozesse in eine falsche Richtung zu lenken. Sie haben daher in Körperpflegeprodukten nichts verloren.
Handel handelt, Politik schläft, Mediziner warnen
Unter Österreichs Diskontern und Lebensmittelhändlern hat Hofer als erster hormonell wirksame Inhaltsstoffe aus seinen eigenen Körperpflegeprodukten verbannt. Ein Jahr zuvor hatte bereits BIPA als erster Drogeriemarkt diesen Weg beschritten und seine Körperpflege-Eigenmarken hormonfrei gemacht. "Wir hoffen nun, dass weitere Drogeriemärkte und Handelsketten, ebenso wie Nivea, L`Oreal und Co diesem Beispiel folgen werden", sagt GLOBAL2000-Umweltchemiker Burtscher.
Die "Endocrine Society" hat als weltweite Dachorganisation von Medizinern und Wissenschaftern ein "Scientific Statement" präsentiert, das auf einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg zahlreicher Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Adipositas, Fortpflanzungsstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Brust- bzw. Prostatakrebs und der Exposition durch hormonell wirksame Chemikalien aus Alltagsprodukten wie beispielsweise Lebensmittelverpackungen oder Kosmetika, verweist. Der Bericht empfiehlt, ein entschlossenes Handeln um jede unnötige Exposition durch diese Chemikalien zu vermeiden.
EU-Politik bei Kosmetik-Verordnung säumig
In der EU ist man sich zwar dieser Problematik bewusst und hat schon Ende der 90er-Jahre einen politischen Prozess mit dem Ziel des Umwelt- und Gesundheitsschutzes gestartet. Doch die gesetzliche Regulierung wird durch den enormen Widerstand aus Wirtschaft und chemischer Industrie seit Jahren verzögert. So ist das bereits 2009 beschlossene Verbot für hormonell wirksame Pestizide noch immer nicht umgesetzt worden, weil die EU-Kommission die hierfür nötigen formalen und wissenschaftlichen Grundlagen seit Dezember 2013 schuldig bleibt. In weiterer Folge ließ sie auch die mit Jänner 2015 anberaumte Frist für eine Neubewertung hormonell wirksamer Kosmetikinhaltsstoffe tatenlos verstreichen lassen.
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