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Die Schattenseiten des künstlichen Lichts

Die Nächte sind nicht mehr finster, weil Kunstlicht Städte und Land überstrahlt. Wie sich das auf Mensch und Natur auswirkt, beleuchtet das Projekt "Lebensraum Naturnacht".

Luftaufnahme London bei Nacht.
Roman Grac auf Pixabay

Der Einsatz künstlichen Lichts ist in Österreich stark steigend.  Allein das von Wien ungenutzt abgestrahlte Ablicht nimmt pro Jahr um 6 % zu – das führt zu einer Verdoppelung des Ablichts in weniger als 12 Jahren. Für Astronomen wie Günther Wuchterl vom Verein Kuffner-Sternwarte ein altbekanntes Problem: „Wir AstronomInnen sind bei unserer Arbeit auf einen dunklen Nachthimmel angewiesen und für uns Menschen geht damit leider auch zunehmend das Kulturgut Nachthimmel verloren.“ Seiner Meinung nach sollen auch zukünftige Generationen die Möglichkeit erhalten, einen Nachthimmel mit Milchstraße und Sternschnuppen zu erleben. Wuchterl wird im Rahmen des Projektes die Aufhellung des Nachthimmels vermessen und die Lichtquellen mit den größten Beiträgen zur Lichtverschmutzung identifizieren. Beide Parameter sind wichtige Grundlagen für das zweijährige Projekt "Lebensraum Naturnacht", in dem neue Wege gefunden werden sollen, die Lichtflut einzudämmen.

Zuviel an künstlichem Licht verursacht Artensterben

Die Lichtverschmutzung rückt auch immer mehr in den Fokus von Biologinnen und Biologen, Naturschützerinnen und Naturschützern sowie der breiten Bevölkerung. Denn das Zuviel an künstlichem Licht in der Nacht bedroht zunehmend nachtaktive Tiere, die etwa bei ihrer Futtersuche oder der Fortpflanzung gestört werden. „Die Folge ist ein weiterer Verlust der Artenvielfalt und somit ein ökologisches Problem“, weiß Andreas Hantschk, Biologe und Museumspädagoge am NHM Wien. Er wird im Rahmen des Projektes dafür Sorge tragen, dass auch das Naturhistorische Museum Wien seine Expertise als Wissenschaftsinstitution einbringt und seiner langen Tradition als Vermittlungseinrichtung gerecht wird. Mit speziellen Führungsangeboten rund um das Thema „Nacht“ und Veranstaltungen im Digitalen Planetarium wird es im Haus am Ring sogar mitten in der lichtverschmutzten Großstadt Wien möglich sein, einen Eindruck der unbelasteten Nacht zu gewinnen. 

Verschmutzung der Dunkelheit beeinträchtigt auch den Menschen

„Die Verschmutzung der Dunkelheit hat nicht nur große Auswirkungen auf die nächtliche Flora und Fauna, sondern beeinflusst auch den Menschen in bisher noch ungenügend erforschtem Ausmaß", sagt Lisa Schmied, E.C.O. Institut für Ökologie. "Zu viel nächtliches Kunstlicht stört die „innere Uhr“ der Menschen. Schlafstörungen, Depressionen und weitere Beschwerden bis hin zur Begünstigung von Krebserkrankungen sind mögliche Folgen. Lichtverschmutzung ist somit ein zentrales Naturschutzthema des 21. Jahrhundert. Die private Beleuchtung ist für rund ein Drittel der Lichtverschmutzung verantwortlich.

Naturbelassene Gebiete als Nachtoasen erhalten

Christian Köberl, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien und renommierter Astronom und Erdwissenschafter, kennt die Auswirkungen des Verlustes der unbelasteten Nacht gut und verweist auf eine digitale e-Light-Diaschau zum Thema „Faszination Nachthimmel“, die aktuell im Saal 16 (Planetariumssaal) zu sehen ist.  „Es geht nicht nur um das Erlebnis der Naturnacht, sondern auch um Umweltbelastungen und die Verschwendung gigantischer Mengen an Energie und Ressourcen!“

Das Projekt „Lebensraum Naturnacht“

Ein interdisziplinäres Team wird auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Studien neue naturpädagogische Angebote zur Wahrnehmung der Nachtnatur entwickeln und Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung konzipieren. Mit einer Reihe von Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit, einem Beratungsangebot für Gemeinden im Rahmen des Projekts sowie einem Managementkonzept für Schutzgebiete, soll ein großer Beitrag zur Bewusstseinsbildung und Erhaltung ursprünglicher Nachtlebensräume sowie deren bedrohter Biodiversität geleistet werden. Neben dem Naturhistorischen Museum Wien sind an dem Projekt der Umweltdachverband, E.C.O. Institut für Ökologie und der Verein Kuffner-Sternwarte beteiligt.


Infos: www.nhm-wien.ac.at