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FoodCoop: bio, regional und sozial

Vor zehn Jahren ging mit dem Bioparadeis in Wien die erste FoodCoop Österreichs an den Start. Mittlerweile gibt es an die hundert solcher Kooperativen. Sie wollen nicht im globalen Lebensmittelhandel mitspielen und nehmen ihre Versorgung selbst in die Hand.

Einer, der damals aktiv mitbegründet hat, ist Dominik Dax. Nach dem Studium ging er zurück nach Oberösterreich, ist nun selbst Bio-Gemüsebauer und informiert im Projekt „Appetit auf Zukunft“ über neue Wege in der Lebensmittelversorgung. Hier ist auch das Handbuch zum Gründen und Betreiben von FoodCoops entstanden. „Die Menschen wollen wissen, wo ihr Essen herkommt. Im Supermarkt fehlt der persönliche Bezug zum Produkt und man weiß nicht, wohin das Geld fließt. Wenn ich beim Bio-Bauern in der Region einkaufe, kann ich mir die Betriebe ansehen und entscheiden, ob ich das essen möchte, was hier wächst, und ich kann dem Bauern einen fairen Preis dafür bezahlen.“ Denn Food-Coop-Mitglieder wollen mehr, als nur bio und regional: soziale Vertretbarkeit, faire Preise und Förderung der kleinstrukturierten Landwirtschaft sind ihnen ebenso wichtig.

Ein starres Konzept für die Gemeinschaft gebe es nicht. „Die FoodCoop kann als Verein oder als private Gruppe organisiert werden, sie kann regelmäßig jede Woche bestellen oder nur ein paar Mal pro Jahr, von zwanzig verschiedenen Anbietern oder auch nur von einem“ erklärt Dax. Wobei es natürlich von Vorteil sei, wenn regelmäßig und größere Mengen bestellt werden, damit sich der Aufwand für die Bauern auch rechnet.

Die Bestellungen werden gesammelt an die Produzenten weitergegeben und von diesen dann angeliefert. Alle Mitglieder sind selbst Teil des Verteilungssystems und gestalten die Bezugsmöglichkeiten aktiv mit. Wichtig ist, meint Dominik Dax, von Anfang an nach außen zu kommunizieren, dass eine FoodCoop kein normales Geschäft sei. „Sonst kann es vorkommen, dass Menschen vor dem Lagerraum stehen, und einkaufen wollen, weil sie ihn für eine Greißlerei halten.“

Vor der Gründung einer FoodCoop sollte man sich überlegen, wie viel ehrenamtliche Zeitressourcen die Mitglieder aufbringen können. Vor allem die Gründungsphase ist mit viel Aufwand verbunden. Das weiß auch Madlene Hochleitner, Gründungsmitglied der FoodCoop Krekoodel in Krems. „Eineinhalb Jahre haben wir vorbereitet, bevor wir im Frühling 2016 tatsächlich losgestartet sind.“ Mittlerweile versorgen sich im selbstverwalteten Verein 45 Haushalte aus dem Raum Krems mit regionalen Bioprodukten direkt vom Bauern. Die Mitglieder bestellen ihren Wocheneinkauf per Internet bis Dienstag Abend und holen ihn ab Freitag Mittag ab. „Ein paar Mal im Jahr gibt es Speisereisen, bei denen wir Produzenten in der Umgebung besuchen und neue Produkte auswählen“, erzählt Madlene Hochleitner. Auch für Entscheidungsprozesse nehme man sich Zeit. Sie laufen nach soziokratischen Kriterien ab. „Je besser man die Aufgaben verteilt und auch die Ausführung kontrolliert, umso besser funktioniert die FoodCoop“, empfiehlt Hochleitner.

foodcoophandbuchdeckblatt

Infos zu FoodCoops:

FoodCoop-Handbuch der BIO AUSTRIA zum Download
Bestehende Kooperativen: FoodCoops.at

Autorin: ANNEMARIE HERZOG

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