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Billa verkauft nur mehr Fleisch aus Österreich

Als erster heimischer Lebens­mittel­händler stellt BILLA im Laufe des zweiten Quartals 2020 das gesamte Frischfleisch-Sortiment auf 100 Prozent aus Österreich um.

Truthahnbraten in Scheiben geschnitten.
ALLEKO/Thinkstockphotos

Bereits bisher waren bei BILLA Rind- und Schweinefleisch zu nahezu 100 Prozent und Huhn zu 90 Prozent aus Österreich. Nun schließt BILLA die Lücken. Diese ist bei Putenfleisch am größten: Nur 40 Prozent stammten bisher aus dem Inland.

Österreichs Geflügelproduzenten arbeiten im EU-Vergleich mit sehr hohen Tierwohlstandards: Masthühner haben bis zu 30 Prozent, Puten bis zu 70 Prozent mehr Fläche zur Verfügung, was auch maßgeblich zur Gesundheit der Tiere beiträgt. Die Besatzdichte pro m² ist in Österreich bei Puten mit 40 kg gesetzlich begrenzt, während dieser Wert in fast allen EU-Ländern deutlich höher liegt oder gar nicht gesetzlich geregelt ist. Nicht zuletzt durch diese unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen ist der Selbstversorgungsgrad bei Putenfleisch seit dem EU-Beitritt Österreichs markant gesunken. Die heimischen Putenbauern produzierten 2018 nur mehr 38,5 Prozent des Inlandsverbrauches.
„Wir bekennen uns zur österreichischen Landwirtschaft und ihrem Einsatz für mehr Tierwohl. Deswegen setzen wir als Vorreiter im österreichischen Lebensmittelhandel jetzt auch ein klares Signal für den Wert dieses nach hohen Tierwohlstandards erzeugten und dadurch höherwertigen Qualitätsprodukts“, betont BILLA-Vorstandssprecher Robert Nagele.

Mit dieser Sortimentsentscheidung unterstützt BILLA in enger Zusammenarbeit mit den österreichischen Fleisch-/ Geflügelproduzenten und der Landwirtschaftskammer die Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit heimischen Qualitäts-Produkten und leistet unter anderem durch kürzere Transportwege auch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.

VIER PFOTEN begrüßt den Vorstoß von BILLA

Die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN sieht in der Umstallung auf ausschließlich Frischfleisch aus Österreich einen wichtigen und dringend notwendigen Schritt im österreichischen Einzelhandel. „Das Bekenntnis von Billa, zukünftig in diesem Bereich komplett auf billige, ausländische Ware, und somit importierte Tierqual, zu verzichten, ist ein wesentlicher Grundstein für die Beibehaltung, die Stärkung und den weiteren Ausbau österreichischer Tierwohlstandards und der heimischen Landwirtschaft. Zudem ist der Bezug regionaler Produkte ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz. Billa nimmt daher mit dieser richtungsweisenden Entscheidung eine klare Vorreiterrolle ein,” sagt VIER PFOTEN-Sprecherin Simone Laister.

Besonders bemerkenswert sei dieser Schritt für den Bereich der Putenhaltung. Der Selbstversorgungsgrad in Österreich liegt derzeit nur bei ca. 40 Prozent. Mehr als die Hälfte des in Österreich verkauften Putenfleisches stammt aus dem Ausland, wo die Tiere zu schlechteren Bedingungen als in Österreich gehalten werden. Das ergibt einen wesentlich billigeren Preis für die Produkte. Insofern warnt Laister vor der von Billa angesprochenen „effizienteren Produktion“: „Aus Tierschutzsicht darf die höhere Nachfrage nach heimischer Pute keinesfalls zur Folge haben, dass die österreichischen Standards verschlechtert werden.“ Ein Beispiel: Die Besatzdichte für Puten liegt in Österreich derzeit bei max. 40 kg pro Quadratmeter. In der EU gibt es dazu keine Obergrenzen, üblich sind jedoch Besatzdichten zwischen 60-70 kg. Auch wenn die Haltungsbedingungen für Puten in Österreich aus Tierschutzsicht noch weiter verbessert werden müssen, sind hier unsere Standards jedenfalls vorzuziehen. Dies gilt jedoch nicht nur für den Frischfleisch-Bereich, sondern auch für Fertig- und Tiefkühlprodukte. Eine verpflichtende Kennzeichnung nach Herkunft und Haltung für alle tierischen Produkte wäre daher sowohl für den Tierschutz als auch für den Konsumentenschutz notwendig.