Mikrowellen am Kopf
Sorglos, supergünstig und ultraschnell – so wollen wir heute telefonieren und surfen. Die Mobilfunkanbieter erfüllen uns bereits fast alle Wünsche. Einer bleibt jedoch offen: der sichere Schutz vor möglichen gesundheitlichen Belastungen.
Diebstahl? Geheimdienste? Technische Bedrohungen? Gegen solche und ähnliche Gefahren sind Mobilfunkbetreiber intensiv bemüht, Schutz-Packages anzubieten. Und diese brauchen wir dringend, denn so gut wie jeder von uns hat heute ein Handy, Smartphone, Tablet oder einen PC. Mehr wie 13 Millionen Mobilfunkanschlüsse verzeichnen wir in Österreich. Und es werden rasant mehr. Mobilfunkbetreiber versprechen bereits überall und jederzeit schnelleren, drahtlosen Internetzugang und bessere Nutzung neuer Mobilfunkdienste durch LTE oder öffentliches W-LAN. Der Ausbau drahtloser Technologien lässt uns hoffnungsvoll auf eine bis dato noch nie dagewesene vernetzte Zukunft blicken. Doch wie könnte sich diese neue Art der Exposition auf unsere Gesundheit auswirken?
Immer und überall erreichbar sein, heißt auch, dass dafür zusätzliche Antennen eingebaut werden müssen. Damit erhöhen sich automatisch die Immissionen durch hochfrequente elektromagnetische Felder, sogenannte HF-EMF, und diese sind nicht unproblematisch. Sie belasten uns. DI Dr. Hamid Molla-Djafari von der AUVA erklärt dies so: „Bei den Handystrahlen handelt sich um Kraftfelder, sogenannte elektromagnetische Strahlungen, die sich von ihren Quellen, dies sind zumeist Antennen, lösen und mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Dabei wird Energie transportiert. Diese Energie hat Auswirkungen auf uns Menschen.“
Noch nie zuvor hätten sich so viele Menschen einen Mikrowellen-Sender an den Kopf gehalten, sagt Prof. Dr. Wilhelm Mosgöller vom Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien. Was das mit uns macht, wisse man noch nicht. Mosgöller: „Beim Rauchen hat es zwei bis drei Generationen gedauert. Bei Asbest hat es mehrere Generationen gedauert. Woher nehmen wir eigentlich die Zuversicht zu glauben, dass wir bei Handys nach nicht einmal einer Generation Bescheid wissen?“
Fakt ist „unsere Zellen werden durch diese Felder unter Stress gesetzt“, verdeutlicht Mosgöller. „Alle Frequenzen wirken auf uns ein. Der Summengrenzwert macht die Belastung aus“ mahnt auch TR Josef Witke, Bundesinnungsmeister der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker. Vor „möglicherweise krebserregender Wirkung“, warnt mittlerweile auch die internationale Krebsagentur der WHO (IARC).
Eine intensive und jahrelange Nutzung verschiedener funktechnischer Dienste ist möglicherweise mit einem erhöhten Risiko für Hirntumore verbunden. So das Fazit von Experten, welche nun einen Leitfaden für den Bau von Sendemasten in seiner zweiten Auflage veröffentlicht haben. Anrainer, Baubehörden und Betreiber-Gesellschaften soll es damit gelingen, beim Aufstellen einer weiteren Basisstation partizipativ vorzugehen. Grund dafür war, dass die rasante Verbreitung von radiofrequenten Funkdiensten (z.B. W-LAN) erhebliche Widerstände in der Bevölkerung hervorrief und zwar besonders dort, wo Basisstationen ohne Einbindung der Anrainer aufgestellt hätten werden sollen. Der Leitfaden soll bewirken, dass alle Mitwirkenden und Betroffenen in Zukunft miteingebunden werden, Vor- und Nachteile, gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen abgewogen und schließlich beim Bau berücksichtigt werden. Und im Kleinen kann jeder von uns selber etwas tun: Abstand halten, indem Sie die nachfolgenden Tipps beachten.
8 Tipps zur Risikominimierung beim Telefonieren mit dem Handy
- Wählen Sie ein Handy mit niedrigem SAR-Wert und Connect-Strahlenfaktor. Der SAR-Wert sollte unter 1 W/kg liegen, am optimalsten ist der Vorsorgewert unter 0.20 W/kg. (Die Werte aller Handys erfahren Sie unter handywerte.de oder www.bfs.de/bfs).
- Verwenden Sie beim Telefonieren Lautsprecher, Headset bzw. Bluetooth, um das Handy vom Körper möglichst weit fernzuhalten.
- Benutzen Sie für lange Gespräche das Festnetz.
- Verwahren Sie Ihr Handy in der Handtasche. Tragen Sie es nicht am Körper, vor allem, wenn Sie in Bewegung sind.
- Aktivieren Sie im Auto den Lautsprecher Ihres Handys. Noch besser: Verwenden Sie ein Mikrofon mit Außenantenne.
- Halten Sie während des Verbindungsaufbaus das Handy nicht am Kopf.
- Telefonieren Sie nur bei gutem Empfang, also z.B. nicht im Keller oder im Aufzug.
- Schreiben Sie eine SMS anstatt zu telefonieren.
- Fassen Sie sich kurz, telefonieren Sie nicht stundenlang. Wenn Sie viel und lange telefoniert haben, legen Sie eine zweistündige Pause ein.
Infos:
Der Leitfaden ist abrufbar unter: www.aegu.net/pdf/Leitfaden.pdf
AUTORIN: EVELYNE HUBER