Nest- und Ei-Rekorde der heimischen Vogelwelt
Von klein bis groß, leicht bis schwer, weiß bis bunt - Nester und Eier spielen dieser Tage nicht nur für den Osterhasen eine große Rolle. Auch in der Vogelwelt gibt es vieles über sie zu berichten. Lesen Sie, wer in der heimischen Vogelwelt Rekorde aufstellt.
Ein Blick in den Garten und die umgebende Natur lohnt sich nicht nur um bunte Schokoeier zu finden - auch die Natur bringt ganz besondere Eier und Nester hervor. BirdLife Österreich kennt sie alle und erzählt uns über Größen- und Gewichtsrekorde bei Vogelnestern, über das bunte Farbenspiel der Eier sowie Unterschiede in den Gelegegrößen heimischer Brutvögel:
Vogelnester
Das schwerste Nest:
Das Storchennest wird Horst genannt und kann gut eine Tonne schwer werden. Ursprünglich brüteten Weißstörche auf hohen Bäumen, inzwischen bauen sie ihre Nester bei uns überwiegend auf Dächern, Kaminen oder Masten. Die größte, baumbrütende Storchenkolonie Österreichs befindet sich in Marchegg (NÖ). Das Storchennest muss an einem möglichst hohen Punkt liegen, damit die Vögel gut an- und abfliegen können. Zudem brauchen die Störche freie Sicht auf die umliegenden Nahrungsflächen, um rasch genügend Futter für die Jungtiere zu finden. Störche sind ihrem Brutplatz treu und besetzen jedes Jahr nach Rückkehr aus dem Winterquartier im südlichen Afrika wieder den gleichen Horst. Dieser wird gegen Eindringliche auch heftig verteidigt. Der Gebäudebrüter bessert durch das jahrelange Einbringen neuen Materials sein Nest immer wieder aus.
Das kleinste Nest:
Jenes Nest, das erst gar nicht gebaut wird, ist das des Turmfalken. Er begnügt sich damit, seine Eier am nackten Boden von Felsnischen, aber auch in Nischen hoch oben an Gebäuden zu platzieren. Als Nachmieter nutzt er auch alte Krähennester oder nimmt spezielle Nistkästen an.
Das schmalste Nest:
Wald- und Gartenbaumläufer bauen ihre Nester hinter abgelöster Rinde oder in sonstigen schmalen Spalten an alten Bäumen. Entsprechend wenig Bewegungsfreiheit bleibt dort zur Jungenaufzucht – viele Baumläufernester haben einen Außendurchmesser von nur fünf mal neun Zentimeter. Dafür können sie je nach Form des verwendeten Hohlraumes einen hohen Unterbau von bis zu 40cm haben. Als Baumaterial werden Reisig, Moos, Halme, Tierhaare und Federn verwendet.
Das tiefste Nest:
Röhren von bis zu zwei Meter Länge und einem Durchmesser von rund 4,5 Zentimetern graben Bienenfresser in Hänge und Wände von Steilufern oder Sandgruben. Sie sind sind Bewohner sonnen- und strukturreicher Offenlandschaften und brauchen in unmittelbarer Umgebung ihrer Brutwand insektenreiche Jagdgebiete. Der Bienenfresser ist ein Koloniebrüter.
Das am besten getarnte Nest:
Insgesamt vier spitz zulaufende Eier werden vom Flussregenpfeifer so in einer flachen Mulde auf dem nackten Kies einer Schotterbank platziert, dass sie perfekt mit der Umgebung verschmelzen. Nähert sich ein Feind dem Gelege, lenkt der Elternvogel die Aufmerksamkeit des Eindringlings auf sich und „verleitet“ ihn, um das Nest zu schützen.
Vogeleier
Das größte Ei:
Da die Eigröße mit der Körpergröße korreliert, legt der Höckerschwan die größten Eier der heimischen Vogelwelt. Sie weisen eine Länge von 11,5 Zentimeter auf. Im Verhältnis zur Körpergröße legt der kleine Zaunkönig jedoch die größten Eier, die (bei nur 16 Millimeter Länge) rund 14 Prozent der Körpergröße des winzigen Vogels ausmachen.
Das kleinste Ei:
Mit nur 13 Millimeter Länge ist das Ei des Wintergoldhähnchens das kleinste und fragilste heimische Ei und wiegt weniger als ein Gramm. Es ist weiß und von gelblich-braunen Flecken übersäht, die sich am stumpfen Ende des Eis häufen und es an dieser Stelle dunkler erscheinen lassen. Wintergoldhähnchen haben recht große Gelege mit bis zu 11 Eiern.
Das hellste Ei:
Nicht alle Vogeleier weisen eine farbige Oberfläche auf. Ganze Vogelfamilien, wie die höhlenbrütenden Spechte oder Eulen, brüten makellos weiße Eier aus.
Das kunstvollste Ei:
Drei bis fünf Eier legt die Goldammer in ihr Nest, das sie am Boden oder in einem niedrigen Busch baut. Die hellen Eier sind mit durch feine, braune Kritzel und Flecken einzigartig gezeichnet. Die gelbe Ammer besticht also nicht nur durch ihre Farbe und ihren typischen Gesang, sondern legt auch noch einzigartige Eier.
Das variabelste Ei: Der Kuckuck, der seine Eier in die Nester anderer Vogelarten legt, um sie von ihnen ausbrüten zu lassen, passt sie an das Aussehen der Wirtseier an. Jedes Weibchen ist auf eine Vogelart spezialisiert und legt Eier, die denen der zukünftigen Zieheltern sehr ähneln. So legen auf Rohrsänger spezialisierte Kuckucke braun gesprenkelte Eier, jene, die Gartenrotschwänze parasitieren, leuchtend türkisblaue Eier.
Brutdauer
Die kürzeste Brutdauer: Die heimischen Spechte haben eine sehr kurze Brutdauer - beim Blutspecht 9 bis 11 Tage, beim Kleinspecht 9 bis 12 Tage. Auch viele Singvögel brüten nur 10 oder 11 Tage, wie etwa Teichrohrsänger (10-13 Tage), Mönchsgrasmücke (10-16 Tage), Gartengrasmücke (11-15 Tage), Klappergrasmücke (11-15 Tage), Braunkehlchen (11-15 Tage), Rotkehlchen (12-15 Tge), Buchfink (10-14 Tage), Bluthänfling (10-14 Tage) und Stieglitz (11-13 – manchmal sogar nur 9 Tage).
Die längste Brutdauer: Bereits im Jänner beginnen die Bartgeier mit der Eiablage, um nach knapp zweimonatigem Brüten (52 bis 58 Tage) die Jungen bis zum Sommer zum Ausfliegen zu bringen. Bartgeier legen gewöhnlich zwei Eier, das zweite Ei folgt etwa eine Woche nach dem ersten.