zum Inhalt springen

Ranking Konzern-Steuersümpfe

Tax Justice Network (TJN) veröffentlichte am 1. Oktober die wichtigsten Konzern-Steuersümpfe - Britische Gebiete und EU-Staaten dominieren.

Ein Tisch von oben auf dem gerade eine Steuererklärung ausgefüllt wird.
Foto: Behnam Norouzi/Unsplash

Das Tax Justice Network (TJN) veröffentlichte am 1. Oktober das Ranking der wichtigsten Konzern-Steuersümpfe, den Corporate Tax Haven Index (CTHI). Auf den ersten 3 Rängen des Index liegen die Britischen Jungferninseln, die Kaimaninseln und Bermuda. Sie alle sind von Großbritannien kontrollierte Gebiete. Zahlreiche Spitzenplätze gehen an EU-Staaten: Die Niederlande, Irland und Luxemburg liegen auf den Rängen 7, 8 und 10, Zypern folgt auf Rang 14. Österreich liegt mit Platz 36 im Mittelfeld.

In Summe ermöglichen insbesondere die EU-Staaten und Großbritannien Konzernen, Steuerzahlungen auf Kosten anderer Länder zu minimieren. Gleichzeitig bestimmen diese Staaten im Rahmen der OECD-Verhandlungen die globalen Steuerregeln maßgeblich mit. „Wir haben es mit einer unerträglichen Doppelmoral vieler OECD-Regierungen zu tun. Sie beklagen die Konzern-Steuertricks, die sie selbst ermöglichen oder nicht effektiv genug bekämpfen“, kritisiert David Walch von Attac Österreich.

"Ärmere Staaten helfen dagegen Konzernen kaum, ihre Steuerzahlungen auf Kosten anderer zu minimieren. Im Gegenteil, sie sind diejenigen, die zu den Verlierern im internationalen Steuerwettbewerb zählen. Die Verluste sind beträchtlich und machen im Schnitt die Hälfte ihrer Gesundheitsbudgets aus. Das ist die Folge eines internationalen Steuersystems, das Entwicklungsländer bisher tendenziell benachteiligt hat", stellt Martina Neuwirth vom Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) klar.

Reform der Konzernbesteuerung demokratisch in der UNO verhandeln

Das TJN, Attac und das VIDC fordern eine grundlegende Reform der globalen Unternehmensbesteuerung. Sie muss dafür sorgen, dass Gewinne dort besteuert werden, wo sie erwirtschaftet werden. Konkret kann dies eine Gesamtkonzernsteuer mit einem Mindeststeuersatz von 25 Prozent leisten. Auf OECD-Ebene ist es nicht gelungen, für eine gerechte Reform zu sorgen. Daher sollten alle Staaten ein effektives Steuerabkommen unter dem Dach der UNO unterstützen. Dieses nimmt bereits konkrete Formen an, denn im August 2024 einigte sich die Staatengemeinschaft auf ein ehrgeiziges Mandat für eine rechtsverbindliche UN-Steuerkonvention. Die internationale Steuerpolitik erlebt damit derzeit den größten Demokratisierungsschub der vergangenen Jahrzehnte. Denn im Gegensatz zur OECD verlaufen die Verhandlungen in der UNO öffentlich und demokratisch „Doch die meisten OECD-Staaten, darunter die EU-Länder und Großbritannien, blockieren oder bremsen den UN-Prozess bisher, anstatt ihn aktiv zu unterstützen“, kritisieren Neuwirth und Walch.

Das sind Die Top 40 des Corporate Tax Haven Index      

  1. Britische Jungferninseln
  2. Kaimaninseln
  3. Bermuda
  4. Schweiz
  5. Singapur
  6. Hongkong
  7. Niederlande
  8. Jersey
  9. Irland
  10. Luxemburg
  11. Bahamas
  12. Isle of Man
  13. Guernsey
  14. Zypern
  15. Mauritius
  16. China
  17. Vereinigte Arabische Emirate
  18. Großbritannien
  19. Frankreich
  20. Malta
  21. Belgien
  22. Ungarn
  23. Deutschland
  24. Spanien
  25. USA
  26. Schweden
  27. Mexiko
  28. Panama
  29. Italien
  30. Curacao
  31. Costa Rica
  32. Finnland
  33. Liechtenstein
  34. Estland
  35. Anguilla
  36. Österreich
  37. Gibraltar
  38. Lettland
  39. Tschechien
  40. Rumänien

Über den Corporate Tax Haven Index

Der Corporate Tax Haven Index misst nicht nur das Ausmaß der Steuerschlupflöcher für multinationale Unternehmen, sondern auch, wie stark diese genutzt werden können. Er bewertet einerseits anhand von 18 Indikatoren, wie viel gesetzlichen Spielraum ein Staat für Steuermissbrauch bietet. Andererseits bewertet er das Ausmaß an Finanztransaktionen, das von multinationalen Konzernen in oder durch ein Land fließt.

"Steuermissbrauch von Konzernen raubt den Menschen öffentliche Gelder und eine bessere Zukunft. Der Corporate Tax Haven Index hilft dabei, die verantwortlichen Steuersümpfe und ihre Gesetze zu identifizieren. Wir fordern alle Regierungen auf, den Index zu nutzen, um Steuermissbrauch zu bekämpfen", erklärt Moran Harari, stellvertretende Direktorin beim TJN.