Reformationstag - die Geburtsstunde der evangelischen Kirche
Der Reformationstag (auch bekannt als Reformationsfest oder Gedenktag der Reformation) wird von evangelischen Christen am 31. Oktober begangen. Er wird im Gedenken an die Reformation der Kirche durch Martin Luther gefeiert.
Die meisten christlichen Feste, wie Weihnachten oder Ostern, werden in ökumenischer Eintracht gefeiert. Das älteste Fest der Christenheit ist Ostern, die Feier der Auferstehung Jesu, des Sieges des Lebens über den Tod. Es gibt aber auch speziell evangelische Feiertage wie etwa das Reformationsfest (31. Oktober) zum Gedenken an den Thesenanschlag des Reformators Martin Luther oder die besondere Betonung des Karfreitags in Erinnerung an Jesu Kreuzigung und Tod. Er war bis 2018 für evangelische ChristInnen ein staatlich festgelegter Feiertag.
Reformationstag 31. Oktober
Durch die vom Mönch Martin Luther in Wittenberg ausgelöste Diskussion über die Reformnotwendigkeit der mittelalterlichen Kirche kam es zum Ausschluss der Anhänger der Reformation aus der Römisch-katholischen Kirche und schließlich zur Gründung der protestantischen Kirchen. Luther selbst wurde durch intensives Studium der Bibel deutlich, dass Gott nicht durch menschliche Leistung und Können gnädig gestimmt werden kann noch braucht. Vielmehr hat sich Gott selbst für uns schuldhafte Menschen in Jesus von Nazareth hingegeben und uns damit vor Gott „recht gemacht“. Der Einsatz für andere ist Weitergabe dessen, was Gott für uns getan hat.
Doch der 31. Oktober 1517, der Tag, an dem Martin Luther 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, ist ein symbolisches Datum, weil sich die Reformation nicht nur punktuell auf ein einziges Ereignis reduzieren lässt. Sie hat einen wesentlich längeren und komplexeren Prozess dargestellt. So gab es bereits vor Luther einige bedeutende Reformbewegungen (John Wyclif in England, Jan Hus in Böhmen …) – nahezu zeitgleich mit ihm (Ulrich Zwingli und Johannes Calvin in der Schweiz …) – und ebenso nach ihm (John Wesley wiederum in England …). Die Reformation versteht sich auch nicht als abgeschlossenes historisches Ereignis, sondern als Start eines permanenten Erneuerungsprozesses („Ecclesia semper reformanda est“ – „Die Kirche muss sich immer erneuern“). Unmittelbare Auslöser waren im 16. Jahrhundert konkret benennbare Missstände in der damaligen Kirche. Insbesondere die Praxis des sogenannten Ablasshandels führte zu einem Aufschrei der Empörung. Aber im Kern war die Reformation vor allem eine theologische Erneuerungsbewegung, nicht bloß eine organisatorische. Ihr Programm ließ und lässt sich in folgenden Schlagworten gut zusammenfassen: „Solus Christus“ (allein Christus, nicht die Institution Kirche) – „sola gratia“ (allein durch die Gnade Gottes, nicht durch eigene Bemühungen und Voraussetzungen) – „sola fi de“ (allein durch den Glauben, nicht durch gute Werke und religiöse Leistungen) – „sola scriptura“ (allein durch die Heilige Schrift, nicht durch überkommene Traditionen).
Wie wird der Reformationstag gefeiert?
Am Reformationstag laden alle evangelischen Kirchen zu einem besonderen Gottesdienst ein. Die Predigt und die Lieder drehen sich fast nur um Martin Luther, um seine Thesen und was sie in der heutigen Zeit bedeuten. Sehr viele Gemeinden singen an diesem Tag im Gottesdienst das Kirchenlied "Ein feste Burg ist unser Gott". Den Text dazu hat Martin Luther gedichtet. In der Familie wird der Reformationstag nicht gefeiert.
2017 war ein Jubiläums-Jahr für die Anhänger von Martin Luther. Sie feierten mit vielen Aufführungen, Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen, Sonderausgaben von Büchern und unzähligen anderen Veranstaltungen das 500-jährige Jubiläum der Reformation.
Info: Evangelische Kirche in Österreich