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Schutz vor Gewalt: Beratungsstellen und Krisenintervention

Sind Sie von Gewalt in der Familie oder von Stalking betroffen? Hier finden Sie jene Anlaufstellen, die Ihnen helfen und die wichtigsten Tipps für Ihren Sicherheitsplan.

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Gewalt tritt in unterschiedlichen Formen auf: Sie kann auf physischer, sexueller, ökonomischer oder sozialer Ebene ausgeübt werden. Meist trifft Gewalt im familären oder sozialem Umfeld Frauen, aber auch Männer können betroffen sein.

Sind Sie von körperlicher oder psychischer Gewalt in Ihrer Familie/sozialem Umfeld betroffen?

Im den österreichischen Gewaltschutzzentren werden Sie von Jurist*innen und Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen und Soziolog*innen beraten, begleitet und unterstützt.

Bei akuter Gewalt rufen Sie sofort die Polizei: 133 oder 112

Für eine sichere Unterkunft rufen betroffene Frauen den Frauenhaus-Notruf Wien -  05/77 22
Außerhalb üblicher Öffungszeiten hilft die Frauenhelpline -  0800/222 555 

Kontaktdaten der Frauenservicestellen und Frauen- und Mädchenberatungsstellen finden Sie hier.
Zusätzlich bietet die Frauenservicestelle "Frauen für Frauen" und MonA-Net Helpdesk österreichweit Onlinebereitung an.

Für Männer ist das Beratungsangebot bei Gewalterfahrung noch gering ausgebaut, jedoch sind Gewaltschutzzentren und Männerberatungsstellen eine gute Anlaufstelle. Bei www.gewaltinfo.at finden sich auch jene Organisationen, die bei Gewalt an/unter Männern weiterhelfen können: Zur Suche

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Gewaltschutzzentrum NÖ

SICHERHEITSPLAN

Die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie empfiehlt Betroffenen, einen Sicherheitsplan zu erstellen: "Misshandlungen sind Verletzungen des Körpers und der Seele, die enorme Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen haben. Die Folgen sind umso massiver, je ohnmächtiger und ausgelieferter sich die Betroffenen fühlen. Es ist daher wichtig, sich möglichst detailliert auf eine Krisensituation vorzubereiten, um immer "einen Schritt voraus" zu sein."

Hilfe holen

  • Kleingeld und Handy bereithalten (Notrufnummern funktionieren auch auf einem Handy ohne Guthaben, wichtig ist aber, dass das Handy immer geladen ist)
  • Liste mit Notruf-Telefonnummern bei sich tragen oder im Handy speichern (Frauenhelpline 0800/222 555, rund um die Uhr und kostenlos aus ganz Österreich)
  • Bei Gefahr sofort die Polizei rufen (Notruf 133)
  • NachbarInnen bitten, bei vereinbarten Zeichen die Polizei zu verständigen

Sich in Sicherheit bringen

  • Wenn die Situation gefährlich wird, versuchen, rechtzeitig (mit den Kindern) die Wohung zu verlassen

Beweise sammeln

  • sämtliche Vorfälle genau mit Datum und Uhrzeit notieren
  • mit Verletzungen unbedingt zum Arzt oder zur Ärztin gehen, diese ersuchen, die Verletzungen genau zu dokumentieren, Fotos machen
  • Beweise sichern (zerstörte Gegenstände, zerrissene Kleidung)
  • Fotos von Zerstörungen machen

Vorbereiten auf das Weggehen

  • Kleingeld und Fahrpläne für öffentliche Verkehrsmittel bereithalten, Nummer eines Taxiunternehmens einspeichern, Freund*innen/Verwandte um Transport bitten
  • Reserveschlüssel für Wohnung und Auto besorgen
  • "Krisenkoffer" packen und an einem sicheren Ort (bei Verwandten, Bekannten, in der Arbeit) aufbewahren (Inhalt: Dokumente, Ersatzschlüssel, Geld, Kleidung, Spielzeug etc.)
  • Unterkunft für den Notfall organisieren (Verwandte, Bekannte, Frauenhaus)
  • Sparbücher und Wertgegenstände in einem Depot unterbringen
  • Kinder auf eine mögliche Krisensituation vorbereiten

Sicherheitsvorkehrungen für danach treffen

  • sicheres Türschloss oder Sicherheitstür installieren
  • der gewalttätigen Person auf keinen Fall die Wohnungstür öffnen
  • Sicherheitsvorkehrungen für alle Wege treffen (zur Schule, zur Arbeit etc.)
  • mit Schule und Kinderbetreuungseinrichtungen Sicherheitsmaßnahmen vereinbaren, Jugendamt und Familiengericht über mögliche Entführungsgefahr informieren
  • eventuell am Arbeitsplatz um Unterstützung bitten
  • Begleitung für gefährliche Situationen (z.B. Gerichtsverhandlung) organisieren
  • bei großer Gefahr Polizei um Personenschutz ersuchen

Beratungs- und Interventionsstellen helfen Ihnen bei all diesen Schritten!

Stalking (Psychoterror)

Auch Stalking ist eine Form von Gewalt und auch hier empfiehlt es sich - gegebenenfalls mit Unterstützung eines Gewaltschutzzentrums - einen Sicherheitsplan zu erstellen. Der folgenden Sicherheitsplan zu Stalking stammt von Gewaltschutzzentrum NÖ:

Sie sind Opfer von Stalking (deutsch: Psychoterror), wenn Sie von einer Person mit verschiedene Mitteln gegen ihren Willen bedrängt oder belästigt werden. Charakteristisch ist, dass Stalkinghandlungen gewisse Kontinuität und Häufigkeit aufweisen, in manchen Fällen über Monate und Jahre hinweg andauern. Das Opfer wird dabei z.B. mittels Verfolgen, Auflauern, Ausspionieren, brieflicher oder telefonischer Belästigung (oft auch per Email, SMS...), Herabwürdigung der Person im persönlichen und beruflichen Umfeld „terrorisiert“. Ziel der Täter*innen ist es, z. B. eine Beziehung aufzunehmen, einen Beziehungsabbruch rückgängig zu machen oder sich für Kränkungen zu rächen. Die Auswirkungen auf die Opfer können von Schlaflosigkeit über Angst- und Panikattacken bis zu psychosomatischen Beschwerden reichen.

Wie soll ich reagieren?

  • Machen Sie dem Täter, der Täter*in nur einmal und unmissverständlich klar, dass Sie keinen weiteren Kontakt mehr zu ihm*ihr wollen. Ignorieren Sie dann die Person konsequent!
  • Dokumentieren Sie jede Kontaktaufnahme und sichern Sie Beweise (Briefe, SMS, etc.). Diese sind wichtig bei rechtlichen Schritten.
  • Informieren Sie ihr privates und berufliches Umfeld, dass Sie "gestalkt" werden. Das stärkt Sie und schwächt den Täter*die Täterin.
  • Nehmen Sie keine Pakete oder Geschenke des Täters*der Täterin oder mit unbekanntem Absender entgegen.
  • Bei Telefonterror informieren Sie sich über die technischen Schutzmöglichkeiten Ihres Telefonbetreibers.
  • Werden Sie mit dem Auto verfolgt, fahren Sie direkt zur nächsten Poilizeidienststelle.
  • In konkreten Bedrohungssituationen wählen Sie unbedingt den Polizeinotruf 133 oder 112 (Euronotruf).
  • Nützen Sie die Möglichkeit einer Beratung bei spezialisierten Einrichtungen.

Welche rechtlichen Schritte kann ich unternehmen?

  • Strafanzeige
  • Einstweilige Verfügung
  • Unterlassungsklage

Nutzen Sie Ihr Telefon

  • Speichern Sie die Notrufnummer 133 in Ihr Handy und, wenn vorhanden, in das Ihrer Kinder ein. Der Notruf funktioniert immer - auch ohne SIM-Karte oder Guthaben.
  • Kontrollieren Sie, ob der Empfang Ihres Handys in allen Räumen der Wohnung oder des Hauses funktioniert (z. B. auch in abschließbaren Räumen wie Bad oder WC).
  • Rufen Sie in einer Gefahrensituation sofort den Polizei-Notruf 133.
  • Speichern Sie Drohungen oder Belästigungen auf Ihrer Mobilbox und melden Sie diese der Polizei.

Machen Sie Ihr Umfeld auf Ihre Situation aufmerksam:

  • Führen Sie vorbeugende Gespräche mit Nachbarn und Freund*innen Ihres Vertrauens.
    Bitten Sie diese, in Gefahrensituationen für Sie die Polizei verständigen.
  • Erstatten Sie über Gewaltvorfälle immer Anzeige bei der Polizei.
  • Lassen Sie Verletzungen von einem Arzt, einer Ärztin behandeln und bestätigen, auch wenn Sie keine Anzeige erstatten wollen.
  • Erklären Sie Ihren Kindern bei Bedarf die Situation (damit auch diese bei Gefährdung die Wohnungstüre nicht öffnen, o.ä.).
  • Benachrichtigen Sie Kindergarten und Schule/n.

Treffen Sie Vorbereitungen für den Ernstfall:

  • Bereiten Sie für Akutsituationen einen "Notfallkoffer" mit notwendigen Dokumenten, Adressen, Medikamenten, Schlüsseln, Kleidung, Geld usw. vor.
  • Überlegen Sie, ob es Freunde oder Verwandte gibt, die einige Zeit bei Ihnen wohnen und/oder Sie außer Haus begleiten können?
  • Verstärken Sie die Sicherheitsmaßnahmen in der Wohnung/ im Haus durch eine Gegensprechanlage und/oder ein Sicherheitsschloss.
    Lassen Sie den Schlüssel immer stecken!
  • Besitzt der Gefährder, die Gefährderin Waffen? Melden Sie dies bei der Polizei.
    ACHTUNG: Nicht nur Schusswaffen sollten behördlich gemeldet werden.

Dokumentieren Sie die Vorfälle:

  • Machen Sie Fotos von Ihren Verletzungen oder von Sachbeschädigungen.
  • Legen Sie Gedächtnisprotokolle über Gewaltvorfälle (z. B. Drohungen) an.

Zeigen Sie selbst Courage! Rufen Sie sofort die Polizei, wenn Sie als Nachbar*in, Passant*in, … Drohungen oder Gewalttätigkeiten miterleben.

Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe benötigen, wenden Sie sich an Ihr nächstes Gewaltschutzzentrum.
Die Beratung erfolgt vertraulich und kostenlos.
Informieren Sie das Gewaltschutzzentrum über Gewaltvorfälle und vereinbaren Sie einen Beratungstermin.

In NÖ unter Tel: 02742/319 66
Email: office.st.poelten@gewaltschutzzentrum-noe.at
Grenzgasse 11, 4. Stock
3100 St. Pölten