Sodbrennen: was hilft?
Eine üppige Mahlzeit, dazu das eine oder andere alkoholische Getränk – diese Kombi lässt sauer aufstoßen. Das kann man gegen Sodbrennen und Reflux tun.
Drei von zehn Menschen leiden unter Sodbrennen und Reflux. Jedes Feuer braucht einen Initiator. Etwas, das anheizt. Beim Sodbrennen heißt dieser Aktivator Magensäure. Doch die Magensäure hat auch ihre Daseinsberechtigung. Die in den Belegzellen des Magens gebildete, stark verdünnte Salzsäure ermöglicht nämlich nicht nur wichtige Verdauungsprozesse, sie ist auch Kooperationspartner des Immunsystems. So vernichtet die Magensäure den Organismus schädigende Bakterien und Parasiten. Ausgeklügelte Schutzmechanismen verhindern, dass die aggressive Salzsäure die empfindliche Magenschleimhaut angreift. Zumindest im Normalfall. Denn dieses körpereigene Schutzschild ist angreifbar…
Wie entstehen Sodbrennen und Reflux?
Ein dumpfer Schmerz, ein Druckgefühl im Bauchraum, ein Brennen hinter dem Brustkorb – diese unangenehmen Beschwerden sind häufig die Leitsymptome der Refluxkrankheit. Doch wie kommt es überhaupt dazu? Ungünstige Ernährungsgewohnheiten, Alkohol- und Zigarettenkonsum, Stress aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente lassen den Magen sauer reagieren – im wahrsten Sinne des Wortes. Dieses Übermaß an Säure setzt die eingangs angesprochenen Schutzmechanismen außer Gefecht. Mit schmerzenden Folgen. Wenn der saure Mageninhalt die Speiseröhre hinauf gleitet und in Kontakt mit ihrer Schleimhaut gelangt, spricht man von Reflux. Im Gegensatz zur Magenschleimhaut ist die Schleimhaut der Speiseröhre vollkommen unbewaffnet. Das Fehlen einer Schutzschicht verursacht das typische Brennen.
Warum ändert die Magensäure, die eigentlich nach unten fließen soll, plötzlich ihre Richtung?
Ein Schließmuskel trennt Magen und Speiseröhre voneinander – vergleichbar mit einem Ventil. Ist dieses Ventil porös, kann die Säure ungehindert nach oben wandern. In der Nacht verursacht das insofern Probleme, als dass die Säure in Rachen, Luftröhre und Bronchien fließt. Unangenehme Begleiterscheinungen sind Reizhusten und Asthmaanfälle. Speziell bei starkem Mundgeruch und einem gallig-bitteren Geschmack am Morgen ist der Reizhusten kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Folgesymptom der Refluxkrankheit. Häufig wird nämlich fälschlicher Weise die Diagnose Asthma gestellt.
Gelegentliches Sodbrennen ist in der Regel ungefährlich. Treten die Symptome öfters als zweimal pro Woche auf, ist Vorsicht geboten. Durch die chronische Schleimhautreizung kann es zu Gewebeveränderungen kommen, die zu Geschwüren und im schlimmsten Fall zu Krebserkrankungen führen können. Vorbeugen ist angesagt.
Medikamente – Fluch oder Übel?
Am unkompliziertesten gestaltet sich der Griff zur Tablette. Tatsächlich versprechen die im Handel erhältlichen Arzneimittel rasche und wirkungsvolle Linderung bei Sodbrennen. Während manche Wirkstoffe die Magensäure lediglich binden, blocken Protonenpumenhemmer sie nahezu vollständig ab. Nicht ohne Haken! Je weniger Säure im Magen ist, desto anfälliger ist der Körper für Infektionen und desto wahrscheinlicher ist es, dass Allergene intakt bleiben und im Körper wirksam werden. So wird zumindest gemunkelt: „Zwischen dem Säuregehalt im Magen und Allergien kann ein Zusammenhang bestehen“, sagt Barbara Ballmer-Weber von der Allergiestation am Uni-Spital Zürich. Über einen langen Zeitraum eingenommen, bergen Protonenpumenhemmer die Gefahr einer Abhängigkeit. Eine im Fachblatt der American Gastroenterological Association veröffentlichte Studie kam zum Ergebnis, dass der Dauergebrauch die Beschwerden verstärkt. Insofern, als dass immer mehr Magensäure produziert wird. „40 Prozent der gesunden Forschungsprobanden, die niemals unter Sodbrennen, saurem Aufstoßen oder Dyspepsie litten, entwickelten nach dem Absetzen von Protonenpumpenhemmern genau diese Symptome“, so Christina Reimer, Erstautorin der Studie. Heißt das Fazit Verzicht auf Medikamente? Nein! Medikamente können unter Umständen und nach ärztlicher Absprache sinnvoll sein. Ein Plus: Sie bringen akute Entzündungen zum Abklingen. Eine parallele Lebensumstellung ist dennoch erforderlich.
„Brand löschen“ durch Änderung der Lebensgewohnheiten
Nicht selten haben säurebedingte Beschwerden ihren Ursprung in den Lebensgewohnheiten. Logisch, dass eben dort auch die Therapiemaßnahmen ansetzen sollten. Immerhin können durch Änderung des Lebensstils Reflux und seine Symptome um mindestens 50% reduziert werden. Was können Sie nun konkret tun?
- Meiden Sie säurefördernde Nahrungsmittel: Dazu zählen vor allem fettreiche Speisen wie fettes, geräuchertes oder gepökeltes Fleisch sowie Frittiertes und Zucker in jeder Form. Ungünstig sind auch Zitrusfrüchte und daraus hergestellte Säfte und in Essig eingelegtes Gemüse. Ebenso scharfe Gewürze.
- Verzichten Sie auf Nikotin, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke: Gut geeignete Getränke sind stilles Wasser und milde Kräutertees. Speziell Malventee, Kamillentee, Ringelblumenblütentee und Eibischtee wirken lindernd bei Sodbrennen.
- Kaffee – ein Spezialfall: Nicht alle reagieren auf den beliebten Wachmacher gleich. Manchen Reflux-Geplagten hilft ein völliger Verzicht darauf, andere profitieren von einem Umsteigen auf magenfreundliche Kaffeesorten, wieder anderen schadet Kaffee nur auf leeren Magen.
- Ausreichend Zeit zum Essen: Beim gründlichen Kauen entsteht Speichel, der die Säure im Magen neutralisiert.
- Mehrere, kleine Mahlzeiten: Große, üppige Mahlzeiten fördern die Säureproduktion. 5-6 über den Tag verteilte Mahlzeiten entlasten die Verdauungsorgane.
- Vermeiden Sie schweres Essen vor dem Schlafengehen: Um nächtlichen Beschwerden vorzubeugen, sollte die letzte Mahlzeit 2-3 Stunden vor dem Zubettgehen erfolgen.
Autorin: Sylvia Neubauer