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Lärm in Europa und Österreich

Bericht "Noise in Europe - 2020" zeigt Straßenverkehr als europaweite Hauptquelle von Lärm – Tendenz steigend. Auch in Österreich nimmt Lärmbelastung durch Straßenverkehr zu.

Frau mit langen Haaren steht an befahrenem Straßenübergang
Foto: Oleksy @Ohurtsov, Pixabay

Laut dem neuen Bericht der Europäische Umweltagentur (EEA) „Lärm in Europa - 2020“ ist der Straßenverkehr die Hauptquelle der Lärmbelastung in Europa.  Der Lärmpegel wird in städtischen und ländlichen Gebieten im nächsten Jahrzehnt voraussichtlich auch weiter zunehmen, denn die Städte wachsen und der Mobilitätsbedarf steigt. Weitere Quellen für die Lärmbelastung sind der Bahn- und Flugverkehr sowie die Industrie.

Wie laut ist zu laut?

Rund 113 Millionen Menschen sind in Europa tagsüber, abends und nachts  einem Straßenverkehrslärm von mindestens 55 Dezibel ausgesetzt.  Laut Weltgesundheitsorganisation sind bei diesem Wert gesundheitliche Beeinträchtigungen wahrscheinlich. Die EU hält eine langfristige Lärmbelastung durch Pegel über 55 Dezibel für hoch.

Laut der letzten österreichischen Lärmerhebung 2017 sind in Österreich 2,8 Millionen von solch einer Straßenverkehrsbelastung betroffen – rund 1 Million mehr als noch 2012. Diese Zunahme fand fast ausschließlich im städtischen Bereich, genauer in Wien, Salzburg und Innsbruck statt. Ein europaweiter Trend – denn auch der Bericht zeigt, dass die Lärmbelastung besonders in Städten hoch ist. In den meisten europäischen Ländern sind mehr als 50 % der Einwohner städtischer Gebiete in dieser Art betroffen.

Gleichzeitig hat die Lärmbelastung durch Bahnverkehr in Österreich abgenommen: 2017 waren ca. 1 Million Menschen tagsüber, abends und nachts mehr als 55 Dezibel ausgesetzt – 0,7 Millionen weniger als 2012. Auch Flugverkehrslärm betraf 2012 mehr Personen als 2017 (30.700 bzw. 22.300 Menschen). Im Vergleich betrifft Bahn- und Flugverkehrslärm über 55 Dezibel europaweit 22 Millionen bzw. 4 Millionen Menschen.  Weniger als 1 Million Menschen ist europaweit von Industrielärm dieser Lautstärke langfristig betroffen, davon 5.200 in Österreich.

So laut ist unser Alltag

60 dB(A): normales Gespräch
Ab 65 dB(A): Meist ungefährlich, Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen
70 dB(A): Staubsauger, Haartrockner
80 dB(A): Starker Verkehr, LKW
Ab 85 dB(A): Gehörschäden bei längerer Einwirkung
95 dB(A): Musik (Kopfhörer)
110 dB(A): Formel 1-Wagen (30 m), Rockkonzert
Ab 120 dB(A): Schmerzgrenze, Gehörschäden auch kurzzeitig
140 dB(A): Flugzeugstart
160 dB(A): Geschützknall

Was macht Lärm mit uns?

Langfristige Lärmbelastung hat erhebliche gesundheitliche Auswirkungen. Auf der Grundlage der neuen WHO-Informationen schätzt die EEA, dass die Belastung 12.000 vorzeitige Todesfälle verursacht und zu 48.000 neuen Fällen ischämischer Herzkrankheiten (verursacht durch eine Verengung der Herzarterien) pro Jahr in ganz Europa beiträgt. Es wird auch geschätzt, dass 22 Millionen Menschen unter chronischer hoher Belästigung und 6,5 Millionen Menschen unter chronischer hoher Schlafstörung leiden.

Abgesehen von der Beeinträchtigung des Menschen stellt die Lärmbelastung auch eine wachsende Bedrohung für die Tierwelt an Land und im Wasser dar. Lärm kann den Fortpflanzungserfolg verringern und die Sterblichkeit und die Flucht von Tieren in ruhigere Gebiete erhöhen.

EU-Lärmziele für 2020 nicht erreicht

Laut Bericht wurden die allgemeinen politischen Ziele im Bereich des Umgebungslärms noch nicht erreicht. Insbesondere wird das im 7. Umweltaktionsprogramm für das Jahr 2020 festgelegte Ziel, die Lärmbelastung zu verringern und sich den von der WHO empfohlenen Werten für die Lärmbelastung anzunähern, nicht erreicht werden. Die Lärmbelastung wird voraussichtlich aufgrund des künftigen Stadtwachstums und der steigenden Nachfrage nach Mobilität zunehmen.

Mehr als 30 % der von der EU-Richtlinie geforderten Daten sind nach der gesetzlich festgelegten Meldefrist 2017 noch immer nicht verfügbar. Erhebliche Verzögerungen deuten darauf hin, dass die Länder möglicherweise nicht die notwendigen Schritte zur Bekämpfung der Lärmbelastung unternommen haben.

Gegenmaßnahmen

Die Länder ergreifen bereits eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verringerung und Bewältigung des Lärmpegels. Leider ist es noch sehr schwierig, die positiven gesundheitlichen Auswirkungen dieser Maßnahmen genau festzustellen um diese auch vergleichen zu können. Beispiele für die beliebtesten Maßnahmen in Städten sind der Ersatz älterer gepflasterter Straßen durch glatteren Asphalt, eine bessere Steuerung des Verkehrsflusses und die Senkung der Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 Kilometer pro Stunde. Es gibt auch Maßnahmen, Menschen weniger lärmintensive Verkehrsmittel wie Fahrrad, Zufußgehen  oder Elektrofahrzeuge näher zu bringen.

Eine beträchtliche Anzahl von Ländern, Städten und Regionen haben auch so genannte ruhige Gebiete eingerichtet, von denen die meisten Parks und andere Grünflächen sind.  Sie ermöglichen den Menschen dem Stadtlärm zu entfliehen. Der Bericht zeigt, dass mehr getan werden muss, um ruhige Gebiete außerhalb der Stadt zu schaffen, sie zu schützen und die Erreichbarkeit dieser Gebiete in den Städten zu verbessern.

Zum Bericht (Englisch)

Zu den österreichischen Lärmerhebungen (Englisch)

2021: Keine Verbesserung

Am 28. April 2021, dem Tag gegen den Lärm, warnen die Österreichischen Hörakustiker: Jede*r Fünfte ist bereits durch seine laute Umgebung gesundheitsgefährdet. Ab 2050 soll laut WHO ein Viertel der Menschen ein Hörproblem haben. Schuld ist immer noch zu einem großen Teil der Straßenverkehr.

„Die Werte sind dramatisch“, sagt Josef Riegler, Bundesinnungsmeister der Österreichischen Hörakustiker, „Chronischer Lärm führt nicht nur zu Hörminderung sondern laut Studien auch zu Problemen wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie kognitiven Einschränkungen“. Rund 6,5 Millionen Europäer haben wegen des Lärms bereits Schlafstörungen.