Wasser-Bewusstsein in Österreich gering
Dabei wäre eine maßgebliche Verbesserung bereits mit geringen Mitteln, einfachen Verhaltensänderungen und ohne jeglichen Verzicht möglich – und es könnten noch dazu Geld und Energie gespart werden.
Das zeigt eine repräsentative Studie von IKEA Österreich und dem Umfrageinstitut Marketagent.
Eines steht bereits fest: Auch 2022 wird als neuer Rekordhitzesommer in die Geschichte eingehen. Bis zu 36 Grad in Wien, im dürre-geplagten Nachbarland Italien wurde Anfang Juli sogar erstmals die Verwendung von Trinkwasser etwa für die Gartenbewässerung unter Strafe gestellt, der Wasserstand des Neusiedlersees verringert sich kontinuierlich und der Zicksee im Burgenland ist gar ausgetrocknet. Gleichzeitig erlebten wir 2022 auch wieder dramatische Überflutungen und Hochwasser-Ereignisse. Das Wasser ist aus seiner Balance geraten. Auch in Österreich.
Wassersparen in Privathaushalten - kein Thema
Die Studie gibt konkrete Einblicke in das Wasserspar-Verhalten in Österreichs Privathaushalte. Laut Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus werden 24 Prozent des gesamten Wasserbedarfs in Österreich von privaten Haushalten und den öffentlich mitversorgten öffentlichen Einrichtungen, Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben sowie Haushalten mit Eigenversorgung genutzt. Die Daten zeigen ein nur gering ausgeprägtes Bewusstsein bis hin zu einem fast sorglosen Umgang mit der Ressource Wasser im privaten Bereich: Mehr als drei Viertel (76,1 Prozent) der österreichischen Bevölkerung wissen nicht, wie viel Wasser in ihrem Haushalt verbraucht wird und knapp ein Drittel (30,5 Prozent) weiß nicht, woher das Leitungswasser im eigenen Haushalt stammt. „Es geht uns sicher nicht darum, Unwissen anzuprangern – ganz im Gegenteil. Wir wollen durch die Veröffentlichung der Studienergebnisse wichtige Anstöße dazu geben, dass wir uns als Gesellschaft hin zu einem bewussteren Umgang mit unserem Wasserverbrauch entwickeln. Die meisten von uns haben derzeit kein Bewusstsein dafür, was wir alle mit unserem Wasser tagtäglich tun“, so Florian Thalheimer, Country Sustainability Manager bei IKEA Österreich.
Täglicher Wasserverbrauch wird unterschätzt
Nur 15,7 Prozent der Österreicher*innen schätzen ihren täglichen Pro-Kopf Wasserverbrauch annähernd realistisch ein. Die Mehrheit (65,4 Prozent) glaubt, dass jeder Mensch weniger als 50 Liter Wasser pro Tag verbraucht. Mit einer Durchschnitts-Einschätzung von 61 Litern pro Kopf und Tag glauben die Österreicher:innen, dass sie weniger als halb so viel Wasser verbrauchen, als sie es tatsächlich tun. Der Median-Wert aller Angaben entspricht überhaupt nur einen Wert von 30 Litern pro Tag.
Der berechnete Durchschnitt beim direkten Wasserverbrauch für Kochen, Trinken, WC, Waschen, Gießen und Reinigen sind jedoch 130 Liter pro Kopf und Tag.
Zum Duschen und Baden etwa werden davon rund 22 Prozent (28,6 Liter) verwendet, durch die Wasserhähne in Bad, WC und Küche fließen 27 Prozent (35,1 Liter) und für die Toilettenspülung brauchen wir 25 Prozent (32,5 Liter). Im Außenbereich (Pool, Pflanzen etc.) werden 14 Prozent (18,2 Liter) verbraucht.
Wenn aus einem kleinen Tropfen Wasser 28 Badewannen werden
Über 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie entweder in der Vergangenheit einen tropfenden Wasserhahn in ihrem Zuhause hatten (34,4 Prozent) oder sogar aktuell einen haben (5,9 Prozent). Bei defekten WC-Spülkästen ergibt sich ein ähnliches Bild: 36 Prozent gaben an, dass es im Haushalt in der Vergangenheit bereits einen WC-Spülkasten gab, der nach der Spülung nicht ordnungsgemäß stoppte und Wasser durchlaufen ließ. Ganze 5 Prozent erleben aktuell eine derartige Spülkasten-Situation in ihrem Haushalt. „Ein tropfender Wasserhahn oder ein defekter WC-Spülkasten sind kurzfristig kein Beinbruch. Aber ich rate allen, dass solche Probleme schnellstmöglich behoben werden. Ein einziger tropfender Wasserhahn mit 8 Milliliter Wasserverlust pro Minute – das sind etwa 16 Tropfen – verschwendet aufs Jahr gerechnet 4.200 Liter oder 28 volle Badewannen.“, so Thalheimer.
Einsparungspotenziale werden unter- und überschätzt
Das Einsparungspotenzial von wassersparenden Armaturen mit Strahlreglern wird nur von rund einem Viertel der Befragten realistisch eingeschätzt: Dieses Einsparungspotenzial liegt bei rund 40 Prozent. 57,9 Prozent glauben, dass das Potenzial deutlich geringer ausfällt und nur 16,2 Prozent denken, dass die Technik mehr Wasser sparen kann. Die jährliche Kostenersparnis, die durch eine Investition in wassersparende Armaturen machbar ist, wird hingegen von 88 Prozent weit überschätzt und nur von rund 11 Prozent der Befragten richtig eingeschätzt.
Die Kostenersparnis liegt bei einem Durchschnittshaushalt mit vier Personen und einem Verbrauch von rund 10.000 Liter Wasser pro Jahr (ca. 55 volle Badewannen) bei einem Betrag zwischen 15 und 30 Euro (je nach Region liegt der Preis pro Liter Wasser in Österreich zwischen 0,0015 und 0,003 Euro). Dass dies bei weitem nicht den von den Befragten durchschnittlich erwarteten 237 EUR pro Jahr entspricht, liegt an den im weltweiten Vergleich extrem niedrigen Kosten des österreichischen Leitungswassers. „Wer Wasser spart, tut das vor allem für die Umwelt und erst in zweiter Linie für die Geldbörse“, erklärt Florian Thalheimer.
Jede*r von uns spült jeden Tag über 30 Liter Trinkwasser das WC hinunter
Einer der größten Wasserfresser im Privathaushalt ist das WC – 25 Prozent des von uns verbrauchten Trinkwassers wandern direkt in die Kanalisation. Bei jeder Spülung verbrauchen wir auf Knopfdruck – je nach Art und Alter des Spülkastens – zwischen 3 und 14 Liter Wasser. Dieses Wissen ist auch breit verankert: 10,5 Liter Wasser pro Spülung ist die durchschnittliche Einschätzung der Befragten.
Selbstbenotung: „Gut“
Vor all diesen Hintergründen untersuchte die Studie schließlich auch, wie sich die Österreicherinnen und Österreicher beim Thema Wassersparen selbst einschätzen. Durchschnittlich geben sich die Befragten auf einer Schulnotenskala die Note „gut“ bzw. den Durchschnittswert 2,3. Auf die Frage, was zum Thema Wassersparen bereits im Haushalt gemacht wird, geben 77 Prozent an, ihre Waschmaschinen optimal zu beladen, 75,9 Prozent vermeiden nach Möglichkeit laufende Wasserhähne und ein Drittel (33,5 Prozent) nutzt Regenwasser zum Pflanzengießen. Lediglich ein Viertel (24,7 Prozent) benutzt wassersparende Armaturen, 31,4 Prozent haben ihre Wasserhähne optimal eingestellt und erst knapp ein Drittel (32,2 Prozent) hat wassersparende Duschköpfe in Verwendung. 3,5 Prozent geben an, dass sie keinerlei Maßnahmen beim Thema Wassersparen setzen. „Wir sehen, dass es durchaus Bemühungen gibt, um Wasser im Alltag zu sparen. Neben Spartipps gibt es auch kostengünstige Produkte, die effizient den Wasserverbrauch reduzieren“, so Thalheimer.
Die Zukunft des Wassers in Österreich
Das Wasser-Gesamtvolumen wird sich in Österreich in den nächsten Jahren nicht maßgeblich verändern, aber die Intensität, die Verteilung im Jahresverlauf und der Aggregatzustand des Wassers werden uns laut Expert*innen immer intensiver beschäftigen. Auf die Frage, ob in den nächsten 10 Jahren mit einem Wassermangel in Österreich zu rechnen sei, sagen 46,7 Prozent der Befragten, dass das sehr wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich sei. Expert*innen prognostizieren zwar bis 2050 einen steigenden Wasserbedarf in Österreich – vor allem ausgelöst durch das weitere Bevölkerungswachstum und den Klimawandel –, geben aber eine moderate Entwarnung: Nur in Worst Case-Szenariorechnungen wird es in einigen Regionen Österreichs so sein, dass mehr Wasser verbraucht wird, als die Region über Grundwasser verfügt. Einzelne Regionen werden jedoch unter lokalen Dürren leiden, die schwere Auswirkungen auf Natur und Menschen haben können. „Österreich ist ein enorm wasserreiches Land mit einer exzellenten Trinkwasserqualität. Der Klimawandel verändert aber auch hierzulande die Ressourcenverteilung beim Wasser und es gibt Regionen, die temporär unter Wasserknappheit leiden. Wir alle können einen positiven Beitrag leisten und mit kleinen Investitionen und simplen Verhaltensänderungen beim Thema Wassersparen noch großes bewegen,“ so Florian Thalheimer.