Zwei Österreicherinnen in Tansania
Die Wiener Ärztinnen Christine Wallner und Cornelia Wallner-Frisee setzen sich in der von Männern dominierten Gesellschaft im Massai-Gebiet Tansanias aktiv für Frauenrechte ein. Sie unterstützen Frauen in wichtigen Belangen, wie Bildung, Gesundheit, Verhütung u.v.m.
Wie in vielen anderen Ländern der Welt herrscht auch in Tansania keine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Besonders in den ländlichen Regionen haben Frauen kaum Rechte, jedoch viele Pflichten: von der Holz- und Wasserbeschaffung über die Kindererziehung, dem Melken der Ziegen und Kühe bis hin zum Hausbau, liegt die Organisation des Alltag in ihrem Aufgabenbereich. Arrangierte Ehen sind bis heute üblich. Im Austausch für acht bis zehn Kühe werden Mädchen mit etwa 13 bis 15 Jahren von ihrer Familie verheiratet. In der Ehe darf sich die Frau selbst dann nicht sexuell verweigern, wenn der Partner HIV-positiv ist.
Langsamer Wandel
Gesetzliche Regelungen greifen nur langsam: Seit 1998 ist weibliche Genitalverstümmelung verboten, die Straftat wird jedoch selten geahndet. Die mittlerweile eingeführte Schulpflicht für Mädchen greift nicht, wenn Väter ihren Töchtern den Schulbesuch verbieten. Die Angst vor der Emanzipation der Frau ist im ländlichen Norden von Tansania allgegenwärtig, denn Bildung bringt oftmals den Wunsch mit sich, aus Traditionen und Unterdrückung auszubrechen.
Frauenförderung im Kampf gegen Armut
Die österreichische Hilfsorganisation Africa Amini Alama unterstützt die ostafrikanische Ethnie der Massai im Norden von Tansania, durch vielfältige Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsprojekte. Frauen stehen im Mittelpunkt der geleisteten Hilfe. Die Organisation ist häufig auch Zufluchtsstätte vor häuslicher Gewalt und einem Leben ohne Perspektive. Mikrokredite für Lebensmittel und Hausbau geben alleinstehenden Frauen und Alleinerzieherinnen eine neue Überlebensgrundlage. Ausbildungsprogramme fördern die Selbstständigkeit. Die eigens eingerichtete Krankenstation bietet eine Mutter-Kind-Einheit und gynäkologische Ambulanzen.
Die Organisation wird von zwei Frauen geleitet. In der von Männern dominierten Gesellschaft der Massai nehmen die Wienerinnen Christine Wallner und Tochter Cornelia Wallner-Frisee eine Sonderstellung ein, die sie zugunsten der Massai-Frauen einsetzen: „Als Europäerinnen und Ärztinnen werden wir nicht mit afrikanischen Frauen gleichgestellt, sondern vorwiegend als helfende Hände wahrgenommen. Deswegen wird uns viel Respekt entgegengebracht“, ist sich Wallner-Frisee bewusst und ergänzt: „Unsere Organisation fördert die Bewusstseinsbildung: Wir unterstützen Frauen, weil wir großes Potential in ihnen sehen und sie gerne auf dem Weg in eine selbstständige Zukunft begleiten.“
Aufklärung und Verhütung:
Africa Amini Alama versucht durch Aufklärung jungen Mädchen zu helfen, einer Schwangerschaft vorzubeugen. Regelmäßig werden Treffen mit Secondary School Mädchen organisiert, um den 13 bis 16-Jährigen die Möglichkeiten der Verhütung zu erklären. Dr. Inge Frech, eine österreichische Gynäkologin, die häufig zur Aufklärung nach Tansania reist, erklärt vor Ort, wie Verhütung in Form von Tabletten, mittels Anti-Baby-Pille funktioniert. Aufklärung gibt es auch in der letzten Klasse der Primarschule, ebenso bei den älteren Mädchen im Waisenhaus.
Die Mädchen sind demgegenüber sehr aufgeschlossen. Bedenken werden z.B. wegen einer verschobenen Regelblutung geäußert. Manche haben Angst, nachher nicht mehr schwanger werden zu können. Die Dreimonatsspritze, deren Handhabung einfacher wäre, lehnen die Frauen genau aus diesem Grund ab. Da die Regel hier ausbleiben kann, haben sie Angst keine "Frauen" mehr zu sein.
In der Krankenstation gibt es eigene Mutter-Kind-Tage, in denen die Mädchen und Frauen von den Schwestern über die Möglichkeit der Pille aufgeklärt werden. Auch der Staat versucht zu helfen, indem immer wieder Verhütungspillen gratis zur Verfügung gestellt werden. Africa Amini Alama gibt die Anti-Baby-Pille in der Krankenstation kostenlos aus. Weiters wurde auch die Verhütungskette angeboten. Das Thema stößt auf Interesse und führt zu einer wichtigen Bewusstmachung für die Mädchen. Es wird immer wichtiger in einer Gesellschaft, wo Mädchen eine Ausbildung bestreiten wollen und ein Kind, vor allem in frühem Alter, für die unabhängige Zukunft des Mädchens hinderlich wäre.
Ausbildung ist ein Weg, um eine frühe Verheiratung durch die Eltern, vor allem durch die Väter, zu verhindern. So wollen viele Mädchen die Secondary School besuchen, damit sie von zu Hause wegkommen und nicht verheiratet werden können. Da diese Schulen Internatsschulen sind, sind sie dort für die vier Jahre ihrer Ausbildung vor den Entscheidungen ihrer Väter sicher. Bislang konnte Africa Amini Alama mehr als 35 Mädchen vor der sonst unumgänglichen Bürde der Verheiratung bewahren.
Starke Massai-Frauen als Vorbilder
Ganz persönlich reflektiert die Gründerin der Organisation, Christine Wallner, ihre Rolle als Frau in Afrika: „Ich bin stolz auf mein Frausein und nehme im Berufsalltag eine selbstbewusste Rolle ein. Für mich ist es zum Glück selbstverständlich, zugleich Mutter, Großmutter, Ärztin und Geschäftsführerin sein zu können. Für die Frauen der Massai gibt es diese Wahlmöglichkeit noch nicht.“ Doch es besteht Hoffnung: „Wir treffen immer wieder starke Frauen, die unter schwierigen Bedingungen und mit einfachsten Mitteln ihr Leben meistern und viel Selbstbewusstsein und Stärke ausstrahlen. Sie sind oft allein für die gesamte Großfamilie zuständig. Diese Frauen sind Vorbilder.“
Über Africa Amini Alama:
„Africa Amini Alama“ (AAA) ist ein in Österreich registrierter Verein mit Nebensitz in Deutschland und eine in Tansania registrierte NGO. Der Name der Initiative bedeutet „Vertrauen in Afrika“. 2009 wurde der Verein von DDr. Christine Wallner ins Leben gerufen. Sie lebt direkt vor Ort und leitet den Verein gemeinsam mit ihrer Tochter Mag. Dr. Cornelia Wallner-Frisee. Die Organisation umfasst heute eine Krankenstation, Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsprojekte, Schulen, ein Waisenhaus und vier Wasserprojekte. Die Einrichtung betreut täglich über 750 Kinder. Über 20 000 PatientInnen werden pro Jahr in der Krankenstation behandelt. Mehr als 100 AfrikanerInnen verdienen ihren Lebensunterhalt als Angestellte der Organisation. Finanziert werden die Projekte durch Spenden, eigene finanzielle Mittel, viele Helfer und ein nachhaltiges Tourismusprojekt. Die Gästehäuser und Lodges bieten Heilung und Erholung mitten im Herz von Afrika. Spenden an die Organisation sind steuerlich absetzbar.
Wer das soziale Engagement für die Rechte und Möglichkeiten von Frauen in Tansania unterstützen möchte, findet hier weitere Informationen: www.africaaminialama.com.