Allergisch auf Farbe und Konservierung
Kinder lieben buntes Essen. Doch viele Süßigkeiten oder Fertiggerichte enthalten schädliche Zusatzstoffe. Konservierungs-, Farbstoffe und Antioxidantien sind typische Auslöser pseudoallergischer Reaktionen.
Geht es um den kindlichen Geschmack, gibt es bei Pommes und Nudeln meist ohnedies keine Diskussion. Die werden, im Gegensatz zu Obst und Gemüse, meist sehr leidenschaftlich verspeist. Was weiter hinzukommt, sind die lustig-frechen Süßigkeiten oder jene poppigen Getränke, die die kindliche Gesundheit beeinträchtigen können. Ernährungsexpertin Rosemarie Zehetgruber: „Gerade Kinder konsumieren oft sehr viele Lebensmittel die ein ganzes Sammelsurium an Zusatzstoffen enthalten: Süßigkeiten, süße Getränke, Fischstäbchen, Fertigpizza, Dosenravioli.“
Eine Untersuchung bringt es ans Licht; in nur 16 Fertiggerichten hat das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund insgesamt 1476 Aromastoffe und andere Zusatzstoffe geortet. Soll man den Youngsters nun Gummibärchen, Pizza & Co aus gesundheitlichen Gründen verweigern? Rosemarie Zehetgruber gibt zu bedenken: „Zusatzstoffe wie Konservierungs-, Farbstoffe und Antioxidantien sind typische Auslöser pseudoallergischer Reaktionen. Allergien selbst können beispielsweise manche Emulgatoren auslösen und auch Milchzucker steht im Verdacht, dass er Unverträglichkeitsreaktionen auslösen kann.“
Doch nicht nur Allergien oder Unverträglichkeiten sind häufig ernährungsbedingt. Untersuchungen bestätigen einen Zusammenhang zwischen sieben Lebensmittelzusatzstoffen und Verhaltensauffälligkeiten, wie etwa einer verstärkten Hyperaktivität von Kindern. Untersucht wurden die künstlichen Farbstoffe E102, E104, E110, E122, E124, E129 sowie der Konservierungsstoff Natriumbenzoat E211. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat dies zwar nicht bestätigt, doch das Österreichische Bundesministerium für Gesundheit hat empfohlen, die Farbstoffe zu vermeiden.
Süß und ungesund
Auch in punkto Getränke sollten Eltern achtsam auswählen. So etwa stehen so genannte Azofarstoffe unter Krebsverdacht. Das Gesundheitsministerium empfiehlt, dass diese Getränke den Warnhinweis „kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen" tragen sollten. Sie sollten an Schulbuffets nicht angeboten werden. Rosemarie Zehetgruber: „Das gilt natürlich für kleinere Kinder umso mehr. Gerade Kinder nehmen viel von diesen Stoffen auf – vor allem Süßigkeiten und süße Getränke sind damit gefärbt. Natriumbenzoat ist in süßen Erfrischungsgetränken und als Konservierungsmittel enthalten.“ Ein Problem sieht die Expertin auch in der Gewöhnung und Geschmacksprägung, es entstehe eine „Abhängigkeit“ von industriellen Produkten.
Abwechslung im Alltag
Welche Alternativen haben jedoch Eltern, um den Sprössling mit gesunden Gaumenfreuden zu verwöhnen? Rosemarie Zehetgruber: „Selbst kochen und frische Produkte zu verwenden, ist immer noch die beste Alternative. Verzichten sollten Sie auf Halbfertig- und Fertiggerichte. Und: Hände weg von knallig gefärbten Süßigkeiten und gefärbten, gesüßten Getränken; stattdessen lieber Wasser, Fruchtsäfte & Co trinken.
Richtig „einkochen“
Wenn Gesundes auf dem Speiseplan steht, kommt es oft nur auf die richtige „Verpackung“ an. Untersuchungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung haben ergeben, dass Kinder bis zum dritten Geburtstag ausgewogen ernährt werden. Je älter sie jedoch werden, desto ungesunder ernähren sie sich. Sie naschen mehr, manches Mal auch trotz elterlichem Verbot. Kein Wunder, dass viele Kinder heute zu dick sind. Grund genug für Erwachsene, sich darüber Gedanken zu machen. Etwa darüber, dass Kinder anders schmecken, riechen und fühlen als Erwachsene. Ein gutes Mundgefühl beim Essen ist für die Kleinen daher sehr wichtig. Kinder lieben überdies fixe Strukturen auf ihrem Teller. Fleisch, Reis, Gemüse und Sauce sollten möglichst getrennt serviert werden. Vermischen wollen die Neo-Gourmets lieber selber.
Webtipps:
Infos zu gesundem Essen in Kindergärten und Schulen: www.gutessenconsulting.at
Tipps zur richtigen Ernährung: www.umweltberatung.at/kind
Zusatzstoffe, ihre Herkunft und Auswirkungen: www.zusatzstoffmuseum.de
Autorin: Doris Simhofer
Lesen Sie mehr in der LEBENSART April/Mai 2012