„In gewisser Weise sind wir Diebe“
Editorial 2/2023
Foto: AIT Austrian Institute of Technology
Michaela R. Reisinger
Chefredakteurin
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Das sagte Mahatma Gandhi in einer Ansprache 1915. Genug produziere die Natur von Tag zu Tag – ausnahmslos und für uns alle. Würden wir nur genug für uns selbst nehmen und nicht mehr, gäbe es keine Armut und kein Verhungern mehr in dieser Welt. Solange wir uns ungleich viel nehmen, begehen wir ein Unrecht. Stehlen wir.
Zweifellos hat Gandhi, als er diesen Ausspruch tätigte, nicht erahnt, wie weit über alle Maßen wir heute leben würden oder wie sich dies auf Natur und Klima auswirken würde. Er dachte schlicht an jene drei Millionen Menschen in Indien, die sich mit einer einzigen Mahlzeit zufriedengeben mussten – mit einem einzigen Chapati ohne Fett, nur mit einer Prise Salz. Wer sich eine andere Welt wünsche (und dabei nahm er sich selbst nicht aus), müsse sich bewusst entscheiden, nur zu nehmen, was er bzw. sie wirklich benötige.
„Was wir wirklich benötigen“ – das könnte nun leicht in eine philosophische Abhandlung ausufern. Deshalb haben wir es uns schlicht ausgerechnet: Unser ökologischer Fußabdruck zeigt, was bei einem Leben innerhalb der planetaren Grenzen „drinnen“ ist (ab Seite 8). Gerne wollen wir auch ein wenig Rosinen picken und uns von anderen Ländern abschauen, was diese bereits richtig gut machen – ab Seite 14. Wer nach so viel Zukunftsmusik an die frische Luft muss, findet auf Seite 26, welche Wildkräuter gerade Saison haben, wer einmal tief schlucken muss, auf Seite 34 welche Lebensmittel den Grenzen unseres Körpers, unserer Haut und unseren Haaren, wohltun. Grenzen können wir auch anderen setzen – zum Beispiel indem wir unseren inneren Schäferhund trainieren (Seite 38), das Zuhause kindersicher machen (Seite 43) oder dem eigenen Garten einen passenden – hoffentlich grünen – Rahmen geben (Seite 48).
Herzliche Grüße,
Michaela Reisinger