Zukunftsrat Verkehr
10 Maßnahmen für mehr Lebensqualität
„Mit Vollgas in die Entschleunigung“, das fordert der „Zukunftsrat Verkehr“ für die Ostregion Österreichs. Die Verkehrssituation hier ist problematisch, rund 2,6 Millionen Menschen müssen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland täglich von A nach B.
Knapp 30 zufällig ausgeloste Bürger*innen aus diesen Bundesländern haben sich seit Oktober 2022 Gedanken darüber gemacht, wie Mobilität in Zukunft nachhaltig, attraktiv, bedürfnisorientiert und sozial gerecht umgesetzt werden soll, ohne dabei die Klimaziele der Bundesländer zu gefährden. Unterstützt wurden die Bürger*innen von Expert*innen aus Wien und NÖ.
Zukunftsrat und Bürger*innenbeteiligung
Der Zukunftsrat bindet in einem partizipativen Prozess unterschiedliche Bevölkerungs- und Interessengruppen ein – und das nicht nur zum Thema Verkehr: „Wenn unterschiedliche Lebenswelten und Einstellungen zusammenfinden, entsteht ein außergewöhnlicher Erfahrungsraum. Die Teilnehmenden übernehmen gemeinsam Verantwortung für komplexe gesellschaftliche Probleme und arbeiten an Lösungen, die für die Mehrheit funktionieren“, sagt Dr.in Bettina Reiter vom Verein Respekt.net, dem Initiator des Zukunftsrats Verkehr. Bürger*innen kennen ihre Alltagsprobleme und ihre Fortbewegungsmöglichkeiten am besten – sie können, unterstützt von Planungs- und Verkehrsexpert*innen und professionellen Moderator*innen, daher auch gute Lösungen finden.„Bemerkenswert ist, dass sich ganz unterschiedliche Menschen mit teils konträren Meinungen durch die Moderationsmethode respektvoll begegnen und als Vertreter*innen aller Bürger*innen an konstruktiven Lösungen arbeiten“, ergänzt Luise Wernisch-Liebich, die Organisatorin des Prozesses. Im Zukunftsrat Verkehr schufen sie eine gemeinsame Vision für nachhaltige Mobilität – es wurde klar, dass dafür ein Bündel an mutigen Maßnahmen notwendig ist, die nicht nur den Verkehrsbereich selbst betreffen. Neben Handlungsalternativen, die zeitnah und direkt umsetzbar sind, wünschen sich die Bürgerrät*innen vor allem Bewusstseinsbildung von klein auf, Kostenwahrheit, den weiteren Ausbau und die Attraktivierung der Öffis und der Radnetze sowie die Nutzung von erneuerbaren Energien für innovative Verkehrslösungen. Außerdem stellten sie die Frage, wie alle Ideen und Maßnahmen sozial gerecht umgesetzt werden können.
Beate Steiner
10 MASSNAHMEN FÜR DIE OSTREGION ÖSTERREICHS
Aus ihrer Vision haben die Bürger*innen zehn konkrete Maßnahmen abgeleitet:
• stufenweise Einführung eines Tempolimits 110/80 km/h
• Erhöhung der CO2-Besteuerung
• Einführung einer Citymaut in Wien
• VOR-Klimaticket für einen Euro pro Tag
• gratis Schnupperticket für einen Monat
• gratis Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln
• Gemeindeübergreifende Abruftaxis
• mehr Fahrradstraßen
• Fahrradhighways zu den Zentren
• mehr Fahrradabstellplätze in Zentren
BÜRGER*INNENRÄTE
Bürger*innenräte haben sich zur Beratung und Lösung von schwierigen politischen Entscheidungssituationen in vielen Ländern und Regionen bewährt. Sie spielen auf regionaler und lokaler Ebene eine wichtige Rolle bei der Lösung von Interessenkonflikten und sind ein erfolgreiches Modell partizipativer Demokratie.
Bürger*innen werden durch Losverfahren ausgewählt, um sich zu einem bestimmten Thema zu beraten, das die Gemeinschaft betrifft. Dabei entstehen neue Ideen, die zu Empfehlungen für die politischen Entscheidungsträger*innen verdichtet werden.
Die Räte haben ihre Stärke im unmittelbaren Erfahrungswissen der Teilnehmer*innen: Die gemeinsam entwickelten Lösungen berücksichtigen die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Beteiligten und bringen die Gesellschaft als Ganzes weiter.
ÜBER DAS PROJEKT
Der Zukunftsrat Verkehr – repräsentativ ausgeloste Bürger*innen – entwickelte gemeinsam mit Expert*innen ein nachhaltiges Verkehrskonzept für die Ostregion Österreichs.
Der Prozess baut auf die Erfahrungen von lokalen Bürger*innenräten und dem Zukunftsrat Demokratie auf.