Kinder leiden unter Isolation
Die Kinderfreunde haben 1000 Kinder & Jugendliche während des Corona-Lockdown befragt. Am meisten vermissen Kinder ihre Freund*innen
Insgesamt 1072 Kinder und Jugendliche aus ganz Österreich nahmen an einer Onlinebefragung der Österreichischen Kinderfreunde teil. Die Kinder und Teens zwischen 6 und 14 Jahren wurden in erster Linie nach ihrer Stimmung und ihrem Wohlbefinden während der Zeit zuhause befragt.
„In Summe war der Lockdown für Kinder sehr belastend. Nicht einmal jedes zweite befragte Kind gab an, dass es ihm ‚eh gut‘ geht. Die Mehrheit fand sich zwischen ‚es geht so‘ (43%), ‚nicht so gut‘ (10,4%) oder 'schlecht' (3,2%) ein – der Anteil der Kinder, denen es während des Lockdowns nicht gut ging, ist relativ unabhängig vom Alter“, erklärt Christian Oxonitsch, Bundesvorsitzender der Österreichischen Kinderfreunde die Befragung.
„Wir haben die Kinder auch gefragt, was ihnen in diesen schwierigen Zeiten am meisten fehlt. Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendliche (53,1%) vermisste die Freunde und Freundinnen am meisten. 32,2% der befragten Kinder wünschten sich am meisten, dass ‚alles wieder normal wird‘“, fasst Oxonitsch die wichtigsten Wünsche und Bedürfnisse der Kinder zusammen. „Wir sehen, wie sehr Kinder und Jugendliche darunter leiden, wenn ihnen ihr soziales Umfeld genommen wird. Das Bedürfnis von Kindern, mit anderen Kindern zu sein muss dringend in alle weiteren Überlegungen – auch die Regelungen für den Sommer – einbezogen werden.“
Die Kinderfreunde haben ein weitreichendes Forderungspaket für die Zeit nach dem Lockdown geschnürt. In Auszügen:
Lerncamps für alle Kinder
Als erste Maßnahme zum Ausgleich der Unterschiede, die durch die Homeschooling-Phase verstärkt wurden, braucht es kostenfreie – vom Bund finanzierte – Lerncamps und Ferien-Zuhause-Angebote für alle Kinder. Dem Recht auf Erholung und dem Recht auf Bildung für alle Kinder ist dabei gleichermaßen Rechnung zu tragen.
100.000 Therapieplätze schaffen
Schon vor der Krise fehlten in Österreich rund 80.000 Therapieplätze für Kinder, die Wartezeiten betrugen oft mehrere Monate. Die Lage hat sich durch das Herunterfahren unterschiedlicher Systeme in den letzten Monaten weiter verschärft. Hier geht es um Angebote von Logopädie, Ergotherapie bis hin zur Psychotherapie.
Gratis-Tablet für alle Schulkinder
Die Phase des Home-Schooling hat gleichzeitig das Potenzial wie auch die Schwächen der digitalen Wissensvermittlung in der Schule aufgezeigt. Die erste Maßnahme für den Schritt der Schulen in das 21. Jahrhundert muss die Sicherstellung der technischen Infrastruktur – sprich: ein Lerntablet für alle Kinder sein, damit soziale Unterschiede nicht noch mehr über den Lernerfolg der Kinder entscheiden. Parallel dazu soll jedoch eine Arbeitsgruppe mit ExpertInnen aus allen Feldern ins Leben gerufen werden, in der eine sinnvolle Implementierung von digitalen Inhalten und Methoden für alle Altersgruppen erarbeitet wird. Eine weitere Voraussetzung ist die Schaffung einer gemeinsamen Bund-Länder-Plattform für e-Learning.
Klarheit für Kinderferienangebote
Wenn darüber diskutiert wird, wie der Fremdenverkehr im Sommer organisiert werden kann, darf auf die wichtige Schiene der Kinderferienaktionen nicht vergessen werden – diese Angebote sind oft die einzige Möglichkeit auf ein Ferienerlebnis für Kinder aus finanziell benachteiligten Familien. Hier muss schnell Klarheit geschaffen werden, unter welchen Voraussetzungen derartige Urlaube möglich sind.
Hier der Link zu den Umfrageergebnissen.