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Synthetische Kleidung verschmutzt Meere

Bereits 60 Prozent aller Textilien enthalten Polyester. Beim Waschen gelangen die Fasern von Synthetik-Kleidung ins Abwasser. Kläranlagen können sie nur unzureichend aufhalten.

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Beach clean-up in Valencia. Greenpeace/Pedro Amrestre

„Eine Fleecejacke kann pro Waschgang bis zu eine Million Mikroplastikfasern verlieren, ein Paar Nylon-Socken immerhin 136.000“, sagt Nunu Kaller, KonsumentInnensprecherin bei Greenpeace. „Die Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik hat inzwischen epidemische Ausmaße angenommen. Die winzigen Plastikpartikel wurden bereits an entlegenen Sandstränden, in der Arktis und sogar in der Tiefsee nachgewiesen. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen gibt es inzwischen Buchten, in denen sechsmal mehr Mikroplastik als Plankton schwimmt.“

Mikroplastik gilt als große, noch lange nicht vollständig erforschte Gefahr für die Meeresflora und -fauna. Problematisch ist dabei unter anderem, dass sich an den Plastikpartikeln, die von Meeresbewohnern gefressen werden, Schadstoffe aller Art anlagern können. Mikroskopisch kleine Planktontierchen sind davon genauso negativ betroffen wie große Meeressäuger.

Laut einer EU-Studie spülen allein Europas Waschmaschinen jährlich 30.000 Tonnen Synthetik-Fasern ins Abwasser. Kläranlagen können diese Mikroplastikfasern nicht restlos aufhalten: Die Ergebnisse internationaler Studien schwanken zwischen 60 und 90 Prozent Fasern, die von den Aufbereitungsanlagen erwischt werden können. Doch selbst wenn man von der höheren Zahl ausgeht, ist der Erfolg mäßig. „Die Fasern landen im Klärschlamm und damit wiederum in der Umwelt. Dadurch ist wenig gewonnen“, sagt Kaller. Ein Ende des Synthetik-Booms ist nicht in Sicht: In den Jahren 2000 bis 2016 stieg etwa der Einsatz von Polyester in der Textilindustrie von 8,3 auf 21,3 Millionen Tonnen weltweit. Gleichzeitig hat sich die Textilproduktion insgesamt verdoppelt, mit einem Polyesteranteil von 60 Prozent. „Hier braucht es eine Trendwende“, sagt Kaller. „Die Modeindustrie muss in Zukunft verstärkt auf umweltfreundlich produzierte, langlebige und recyclingfähige Textilien setzen.“

Ein Boykott speziell von Polyesterkleidung sei keine Lösung. Ein solcher würde das Problem lediglich auf andere Rohstoffe verlagern. Stattdessen rät Kaller, besser zwei Mal beim Kauf eines neuen Kleidungsstücks nachzudenken: „Das Hauptproblem sind die großen Mengen an produzierter Kleidung und der schnelle Konsum. Da hilft nur weniger zu konsumieren und auf Qualität und Reparierbarkeit zu achten. Kleidung muss auch nicht immer neu gekauft werden, es gibt viele Kleidertauschbörsen und Second-Hand-Läden.