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Müll: Trennen für's Klima

Eine Studie der ARA zeigt: Klimaschutz ist wesentliche Treiber für Abfalltrennung. So hat sich das Trennverhalten in Österreich verändert.

 

Eine Frau sortiert Müll: Glasflaschen, Plastiksackerl.
Foto: pexels / Julia M. Cameron

Die Altstoff Recycling Austria (ARA) und INTEGRAL haben das Verhalten der österreichischen Bevölkerung zum Thema Abfalltrennung untersucht. Der Fokus der Studie lag auf den Sinus-Milieus®, Gruppen von Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage. „Diese Werte haben Einfluss auf Lebensstile und Verhaltensweisen. Das Modell bringt Einstellungen auf den Punkt, zeigt historische Entwicklungen und zukünftige Trends auf“, so Bertram Barth, Geschäftsführender Gesellschafter der INTEGRAL Marktforschung.

Trotz unterschiedlicher Anschauungen und Lebensstile lässt sich ein gemeinsamer Nenner erkennen: Die Einstellung zum Klimaschutz hat sich in den letzten Jahren positiv verändert und ist der wesentliche Treiber für Abfalltrennung. Ein höheres Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz fördert die Bereitschaft zur Trennung, die in vielen Haushalten inzwischen zur täglichen Routine zählt: Neun von zehn Menschen trennen ihren Abfall zumindest teilweise. 30 Prozent trennen im Haushalt sogar mehr Abfall als noch vor vier Jahren. Gründe dafür sind neben der veränderten Einstellung zum Klimaschutz (52%) auch die Vereinfachung der Systeme (41%), bessere Informationen (39%) sowie mehr Platz im Haushalt für Abfalltrennung (34%). Laut Befragung werden am häufigsten Altpapier (89%), Glasflaschen (85%), alte Batterien (80%), defekte Elektronikgeräte (80%) und Kunststoffgetränkeflaschen (79%) getrennt gesammelt.

Eine Ringgrafik zeigt, dass 30% der Befragten mehr trennt, eine Balkengrafik nennt die wichtigsten Gründe für die gestiegene Mülltrennung.
Quelle: INTEGRAL, Studie 7219. Oktober 2022.

Einstellungen zu Abfall und Mülltrennung

Drei Viertel der Österreicher*innen empfinden Abfall in der Öffentlichkeit als störend und geben daher an, unterwegs anfallenden Müll in öffentlichen Abfall- oder Sammelbehältern zu entsorgen - jede*r Zweite nimmt leere Verpackungen mit nach Hause, um diese dort zu trennen. Eine große Mehrheit sieht Mülltrennung als wichtigen Beitrag zu Klima- und Umweltschutz. Ebenso gibt es vielen Menschen ein gutes Gefühl, ihre Verpackungen zu trennen.

„Mehr korrekt entsorgte Verpackungen bedeuten mehr Sekundärrohstoffe für unsere Wirtschaft. Sammlung und Recycling sind ein Muss für die so dringend notwendige Kreislaufwirtschaft.“

ARA Vorstand Harald Hauke

Interessiert oder desinteressiert?

Allgemein stehen die Befragten der Idee der Mülltrennung positiv gegenüber, die Zustimmung zur getrennten Sammlung von Verpackungen ist in den letzten zehn Jahren leicht gestiegen (von 90 Prozent 2012 auf 93 Prozent 2022). Trotzdem sind nicht alle Milieus gleich interessiert: Milieus mit ausgeprägtem Bewusstsein sind die besonders die konservative Elite sowie die beiden nachhaltigkeitsaffinen Milieus der Postmateriellen und der Progressiven Realisten, während die konsumorientierte Basis sowie das Milieu der Hedonisten eher unterdurchschnittlich interessiert sind. Die konservative Elite ist es auch, die sich am besten über Mülltrennung informiert fühlt.

Eine Grafik mit den Achsen Grundorientierung und soziale Lage auf denen die Sinus Milieus angeordnet sind. Drei Milieus sind als über-, zwei als unterdurchschnittlich gekennzeichnet.
Quelle: INTEGRAL, Studie 7219. Oktober 2022.

Mileus mit dem größten Abfallaufkommen

Die größten Mengen nicht getrennt gesammelten Abfalls fallen auf die Hedonist:innen und die Adaptiv-Pragmatische Mitte, also den neuen Mainstream: Während das Hedonistische Milieu 13 Prozent der Bevölkerung ausmacht, verantwortet sie 17 Prozent der nicht getrennten PET-Flaschen und 21 Prozent der nicht getrennt gesammelten defekten Elektronikgeräte. Auch die Adaptiv-Pragmatische Mitte verursacht für ihre 15 Prozent der Bevölkerung 17 Prozent der nicht getrennten PET-Flaschen und sogar 30 Prozent der nicht getrennt gesammelten defekten Elektronikgeräte.

Jedoch ist es ebenso die Adaptiv-Pragmatische Mitte, die in den letzten vier Jahren stärker zu trennen begonnen hat und ein großes Potential aufweist, diese positive Entwicklung fortzusetzen. Insbesondere eine Verbesserung der Infrastruktur könnte dazu beitragen. Auch ein Pfandsystem bzw. ein Belohnungssystem würde motivierend wirken.

Klimaschutz und Recycling als Selbstverständlichkeit

Der neue Mainstream kann am ehesten dazu motiviert werden, noch mehr Abfall zu trennen und dadurch weitere angrenzende Milieus in ihrem Verhalten zu beeinflussen. Der Adaptiv-Pragmatischen Mitte hilft es, die Idee von Mülltrennung und Klimaschutz als Selbstverständlichkeit wahrzunehmen. Um das Potenzial in diesem Milieu auszuschöpfen, muss gezeigt werden, welchen Beitrag Recycling zum Klimaschutz leistet, von dem alle etwas haben, und der zeitgemäß ist. Menschen aus dem Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte streben nach Sicherheit, Harmonie und haben ein starkes Bedürfnis nach sozialer Verankerung sowie Zugehörigkeit. Besonders wichtig ist, Themen emotional sowie praktisch zu kommunizieren, damit sie entsprechende Routinen entwickeln und vertiefen können.

Herausforderungen stellen in diesem Zusammenhang das ausgeprägte Nutzendenken und die Bequemlichkeit dar. Es müsse einerseits kommuniziert werden, dass jede Verpackung ein wertvoller Rohstoff ist und dass Mülltrennung eine einfache Möglichkeit ist, zu Umwelt- und Klimaschutz beizutragen, aber auch die Systeme tatsächlich zu vereinfachen: „Mit der Vereinheitlichung der Sammlung von Kunststoffverpackungen in ganz Österreich setzen wir seit 1. Jänner 2023 einen wichtigen Schritt zur Vereinfachung und für mehr Convenience in der Mülltrennung. Klimaschutz und Recycling sind eine Vorsorge für die eigene und die Zukunft der nachfolgenden Generationen. Diese Botschaft möchten wir den Menschen mitgeben und auf diese Weise klimafreundliches Verhalten bestärken“, erklärt Hauke.

Im Gegensatz zur Mitte ist das Hedonistische Milieu primär spaßorientiert und momentbezogen. Für diese Menschen ist es wichtig, Abfalltrennung als etwas Lustvolles zu inszenieren. Hedonist*innen könnten daher am ehesten spielerisch von der Idee der Abfallsammlung überzeugt werden, wobei Digitalisierung und Incentivierung ein wichtiger Hebel sein können. Die ARA hat deshalb gemeinsam mit der Saubermacher AG das Joint Venture Digi-Cycle gegründet: Die App bietet einerseits spezifische Trennanleitungen und einen Sammelstellenfinder. Darüber hinaus spricht sie mittels Prämien den Nutzengedanken der Adaptiv-Pragmatischen Mitte und den Spaßfaktor der Hedonist*innen an – eben jene Sinus-Milieus, bei denen das Zuwachspotenzial am stärksten verortet ist.

Links zum Download: Factsheet und Präsentation der ARA-Recycling-Studie

„ARA Recycling-Studie: Trennverhalten der Sinus-Milieus“ Onlinebefragung 8.-29. September 2022; n= 1.803 Interviews, österr. Wohnbevölkerung 18-65 Jahre. Studie im Auftrag der ARA, durchgeführt von INTEGRAL im September 2022.

Über die ARA

Zukunft. Kreislauf. Wirtschaft. Seit fast 30 Jahren arbeitet die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) als treibende Kraft der österreichischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft und ist Marktführer unter den Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen, Elektroaltgeräten und Batterien.
Die ARA mit ihren Tochterunternehmen ARAplus GmbH, Austria Glas Recycling GmbH, DiGiDO GmbH, Digi-Cycle GmbH und ERA GmbH entwickelt als Partner der Wirtschaft Entsorgungslösungen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: von Entpflichtung über Stoffstrommanagement bis zu Circular Design und Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft. Die ARA AG serviciert mehr als 15.000 Kunden. Sie steht im Eigentum heimischer Unternehmen und agiert als Non-Profit Unternehmen nicht gewinnorientiert.