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Pflanzen gut, alles gut

Was Pflanzenwurzeln mit unserem Darm zu tun haben, was jetzt im Frühjahr im Garten ansteht und warum „abwarten und Tee trinken“ auch für Pflanzen ein gutes Motto sein könnte, erzählt Elisabeth Koppensteiner von GARTENleben.

Nahaufnahme von grüne Pflanzen in dunkler, feuchter Gartenerde.
Foto: Jonathan Kemper / unsplash
Foto: Bogdan Kurylo

LEBENSART: Unser Boden ist vielen Beeinträchtigungen ausgesetzt, zum Beispiel durch Dürre, Staunässe, Verdichtung oder Pestizide. Wie wichtig ist es, dass unser Boden lebendig bleibt?

ELISABETH KOPPENSTEINER: Der Boden ist eines der dichtest besiedelten und artenreichsten Biotope – in einem Gramm Erde leben Milliarden Mikroorganismen. Noch belebter ist der Wurzelraum: Er nimmt die Reize der Umgebung wahr, reagiert darauf und stellt sich immer wieder auf Neues ein. Eine Art unterirdisches Gehirn, ein riesiges Netz, in dem Pflanzen Nährstoffe und Informationen austauschen und in dem Mikroorganismen eine entscheidende Rolle spielen: Sie bestimmen die Bodenqualität, „fühlen“, wenn eine Pflanze beispielsweise unter Trockenheit leidet, und leiten entsprechende Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Neuere Studien geben sogar Hinweise darauf, dass Bodenorganismen Pflanzen vor Schadinsekten schützen können: So wurden in den letzten Jahren viele Moleküle entdeckt, die von den Mikroben erzeugt werden, die unseren Neurotransmittern ähnlich sind. Sie rufen in der Pflanze Veränderungen hervor, die diese weniger anfällig macht.

Ganz klar, dass es Pflanzenwurzeln deshalb nicht egal sein kann, wie sie ernährt werden. Kompost ist für Pflanzen ein reichhaltiges Buffet, aus dem sie je nach Appetit wählen können – chemisch-synthetischer Dünger hingegen wie die Zwangsernährung durch eine Infusion. Da synthetischer Dünger meist wasserlöslich ist, muss die Pflanze die Nährstoffe mit aufnehmen, wenn sie Durst hat – egal ob sie diese gerade benötigt. Dadurch wird die Pflanze übermästet, ist krankheitsanfälliger und Schadinsekten können das sogar „riechen“.

LEBENSART: Gibt es einen Zusammenhang zwischen gesunden Böden und unserer Gesundheit?

ELISABETH KOPPENSTEINER: GARTENleben erforscht dieses Wissen schon seit 14 Jahren – nun habe ich es erfreulicherweise auch im aktuellen Bodenatlas gelesen: Eine gesunde Ernährung braucht gesunde Böden, weil das pflanzliche und das menschliche Mikrobiom quasi miteinander verbunden sind. „Weil Darm und Wurzelbereich von ähnlichen Bakterien bewohnt werden. Gemüse und Obst sind nicht nur deswegen so gesund, weil sie Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe enthalten, sondern auch, weil sie gesundheitsförderliche Mikroben liefern“, wie der Bodenatlas schreibt. Eine große Bakterienvielfalt im Darm stärkt unser Immunsystem und macht uns widerstandsfähiger – und dafür brauchen wir die Mineralstoffe und Mikroben aus dem Boden. Obst, Gemüse und (Wild-)Kräuter tragen also auch auf diesem Wege zu einem gesunden Leben bei.

LEBENSART: Also alles Essbare?

ELISABETH KOPPENSTEINER: Nicht nur das. Wenig bekannt ist, dass sogar Zimmerpflanzen unserem Mikrobiom guttun. Wenn du sie mit Kompost-Tee gießt, scheiden die Pflanzen über die Blätter vielfältigere Mikroorganismen aus, die von anderen Lebewesen in der unmittelbaren Umgebung aufgenommen werden können. Das hat eine Studie mit der Technischen Universität Graz gezeigt. Für uns Menschen könnte das heißen: Du atmest diese Vielfalt ein und kannst so dein Mikrobiom erheblich erweitern. Darüber hinaus sorgen Pflanzen im Wohnzimmer, im Kinderzimmer, am Arbeitsplatz für ein gutes Raumklima. Sie befeuchten die Luft, filtern Schadstoffe, fördern die psychische Gesundheit, die Konzentration und verbessern das persönliche Wohlbefinden.

Pflanzen brauchen als Gegenleistung gesunde Pflege und organische Düngung. Das tut den Pflanzen gut und schließt Belastungen durch Schwermetalle aus mineralischen Düngern aus. Chemisch-synthetische Dünger enthalten meist Salze – diese lassen das Bodenmikrobiom verarmen. Chemie in Dünger oder Spritzmitteln vernebeln den Pflanzen die hochsensiblen Sinne. Viele organische Dünger sind geruchsintensiv – das ist für die Pflanzen kein Problem, wem das aber zu streng ist, greift auf frische Auszüge aus Kompost, Premiumprodukte aus dem Handel oder unseren geruchsneutralen Kompost-Tee zurück. Der eigene Kompost ist natürlich ein guter organischer Dünger – die Nährstoffwerte sind jedoch je nach Ausgangsmaterial und Kompostierqualität sehr unterschiedlich. Für Pflanzen, die einen sehr hohen Stickstoffbedarf haben, sollte zusätzlich stickstoffreicher Dünger wie z. B. Schafwollpellets verwendet werden.

LEBENSART: Du sagst, Pflanzen sind auch „soziale“ Wesen. Was brauchen sie?

ELISABETH KOPPENSTEINER: Gute Nachbarn. Pflanzen, die sich miteinander vertragen und ein gutes Bodenleben haben, sind glücklich! Ansonsten: Sei gut zu ihnen – behandle sie wie Freunde, rede mit ihnen, streichle sie regelmäßig! Die grünen Erdenbewohner reagieren darauf und wachsen besser, verzweigen sich mehr, sind kompakter. Ich habe heute eine Studie gelesen, die besagt, dass sich das Gehirn von kleinen Kindern besser entwickelt, wenn sie viel in den Arm genommen werden. Spannende Parallele, oder?

Das Interview führte Michaela R. Reisinger.
 

TIPPS FÜR'S

Pflanzen

von Elisabeth Koppensteiner

LASST ZIMMERPFLANZEN WACHSEN – DAS SCHAFFT WOHLBEFINDEN!
Zwei Beispiele: Grünlilie und Philodendron sind leicht zu kultivieren und robust, sie reinigen außerdem die Luft von Formaldehyd und Benzol.
Bromelien und Orchideen nehmen sogar in der Nacht Kohlendioxid auf und setzen eine Extraportion Sauerstoff im Schlafzimmer frei.

KRÄUTER STÄRKEN UNSER IMMUNSYSTEM
Im beginnenden Frühjahr brauchen wir ein starkes Immunsystem. Kräuter aus dem eigenen Garten, Balkon oder vom Fensterbrett können uns auf natürliche Weise helfen. Außerdem sind sie Gaumenfreude pur.

Einige Beispiele zum Gusto-Machen:

Thymian: Ein wichtiges Heilkraut bei Atemwegserkrankungen und wirksamer Helfer für ein starkes Immunsystem. Gut bei Husten, Durchfall, Akne und als natürliches Antibiotikum. Als Tee, Tinktur oder Gewürz wirken die ätherischen Öle und das enthaltene Zink.


Petersilie: Ob kraus oder glatt, sie steckt voller Vitamin C, Kalzium und Zink. Sie stärkt die Lebenskraft, Leber und Nieren, kann bei Gicht, Rheuma, Arthritis, Magenbeschwerden, Depressionen, Entzündungen helfen und schmeckt ausgezeichnet.


Salbei „Salvare“ heißt im Lateinischen so viel wie „heilen“. Er fördert den Fettstoffwechsel, wirkt antibakteriell – ein starkes Mittel, z. B. als Tee bei Hals- und Darmentzündungen.


Vogelmiere: Sie enthält viele Vitamine, wirkt blutreinigend, schleimlösend, entschlackend und
entgiftend. Als Bodendecker ein idealer Pflanznachbar, sie schmeckt nussig gut.


Tipp: Die Kräuter-Mischkultur-Scheibe: 24 Garten- und Wildkräuter, das Wichtigste zu Heilkraft, Ernte, Standort, Pflege und Mischkultur – übersichtlich, kurz und prägnant zusammengefasst.
 

Foto: Charlie Harris / unsplash

1 Mrd
MIKROORGANISMEN
leben in einem Gramm Erde


PLANLOS?
PLANUNGSZEIT FÜR GEMÜSE!

Welches Gemüse wohin, wo dünge ich, welche Pflanzennachbarn fördern sich gegenseitig? Da raucht mein Kopf!

Geschickte Helferleins: Die Gemüse- und die Mischkultur-Scheibe stellen das gute Miteinander von Gemüsearten vor und unterstützen,
die richtigen Kombinationen zu finden.

Meine Tipps:

Gute Nachbarn helfen einander mit Duft- und Wurzelausscheidungen,
wehren Schädlinge und Krankheiten ab, verbessern das Aroma und ermöglichen, den Platz optimal auszunutzen

Bringe mit der optimalen Fruchtfolge Abwechslung ins Gemüsebeet und sorge so für vitale Pflanzen und eine gute Ernte.

Achte auf den Nährstoffbedarf und die Familienzugehörigkeit der Pflanzen, so beugst du Bodenmüdigkeit vor.

Gemüsepflanzen teilen sich in Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer – sie benötigen mehr oder weniger Nährstoffe. Nummeriere die Beete und fertige einen Anbauplan an: Auf einem gut gedüngten Beet werden im ersten Jahr die nährstoffliebenden Starkzehrer gepflanzt. Nächstes Jahr kommen die etwas weniger „hungrigen“ Mittelzehrer, gefolgt von Schwachzehrern im dritten Jahr. Bei sehr kleinen Flächen punktuell bei den Pflanzen düngen.

Weitere Infos:
Bodenatlas von Global 2000, Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Foto: Anna Jakutajc Wojtalik / unsplash

GARTENLEBEN

macht GartenWissen und Kompost-Tees als Dünge- und Stärkungsmittel für alle Menschen verfügbar. Kompost-Tee ist Pflanzenstärkung und Bio-Dünger in einem – Milliarden von Mikroorganismen für kräftige gesunde Pflanzen, lange üppige Blüte und reiche Ernte. Einfach handhabbar macht er Pflanzen klimafit, trockenheitsbeständig, stresstolerant und ist dabei bienen- und insektenfreundlich. Laut einer dreijährigen Studie des Austrian Institute of Technology sinkt beim regelmäßigen Gießen mit dem Kompost-Tee „bio-guss“ der Stressllevel von Rosengewächsen erheblich. Was bei der Königin der Blumen nachgewiesen wurde, lässt sich mit ziemlicher Sicherheit auch auf andere Pflanzen umlegen.

Auch Topfpflanzen müssen mit guter biologischer Stärkung (Belebung mit Milliarden Bodenmikroorganismen) seltener umgetopft werden und benötigen weniger Pflanzenschutzmittel.

Forschung zum Komposttee

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