Schoko-Nikolocheck 2021
Aufholbedarf trotz Nachhaltigkeitstrend: Der Nikolo-Check von Südwind und GLOBAL 2000 hat 24 Schoko-Nikolos unter die Lupe genommen. Mehr als ein Drittel fällt durch, aber es gibt auch fünf öko-faire Testsieger.
Mittlerweile schon vorweihnachtliche Tradition: Der Schoko-Nikolo-Check der Menschenrechtsorganisation Südwind und der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. Insgesamt 24 Schoko-Nikolos wurden auch dieses Jahr auf ihre soziale und ökologische Verträglichkeit untersucht und in beiden Kategorien nach den Ampelfarben mit grün, gelb oder rot bewertet.
Teilweise fehlende Transparenz - Lieferkettengesetz gefordert
Fünf Produkte erhielten heuer die doppelt-grüne Bestnote und sind sowohl Fairtrade- als auch Bio-zertifiziert. Im Vorjahr waren es noch vier. Sieben weitere überzeugten zumindest in einem der beiden Bereiche. Besonders begrüßenswert ist, dass die Schoko-Nikolos der großen Handelsunternehmen mit Bestwertungen punkten. „Öko-Faire Schokolade ist heute erfreulicherweise kein Nischenprodukt mehr, sondern fast flächendeckend erhältlich“, so Angelika Derfler von Südwind und Martin Wildenberg von GLOBAL 2000. „Umso wichtiger ist es, dass die verbleibenden schwarzen Schafe der Schoko-Branche endlich aufholen. Denn schließlich will niemand bewusst Schokolade verschenken, die auf Kinderarbeit zurückgeht, Naturzerstörung befeuert oder gesundheitsgefährdende Pestizide enthält.“ Südwind und GLOBAL 2000 fordern daher ein strenges Lieferkettengesetz, das Unternehmen zur Transparenz verpflichtet und bei Vergehen zur Verantwortung zieht.
Bestnoten für EZA und Handelsmarken
Obwohl sich die Angebotsvielfalt im Jahresvergleich um sechs Marken von 18 auf 24 vergrößert hat, fällt immer noch mehr als ein Drittel der getesteten Figuren durch. Von den zehn negativ bewerteten Nikolos führen sieben keine Siegel an und verweisen stattdessen auf unternehmenseigene Nachhaltigkeitsprogramme, drei bleiben gänzlich ohne Angaben. Mit der Bestnote versehen wurden der „EZA-Schoko Nikolo“ aus den Weltläden, der „Billa Bio Schoko Nikolo“, der „Spar Natur Pur Bio-Nikolaus“, der „Heindl Weihnachtsmann“ sowie der „BIO Natura“, erhältlich bei Hofer. Wie schon bei vergangenen Checks sticht unter den fünf Testsiegern der „EZA Schoko-Nikolo“ mit zusätzlicher Transparenz heraus. Kund*innen können sowohl Kakao als auch Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückverfolgen.
„Schon vor 20 Jahren haben die Branchen-Größen versprochen, gegen Kinderarbeit im Kakaoanbau vorzugehen“, sagt Angelika Derfler. „Heute zeigt sich, dass diese freiwillige Selbstverpflichtung gescheitert ist. Alleine in den beiden wichtigsten Kakaoländern Elfenbeinküste und Ghana arbeiten immer noch etwa 1,5 Millionen Kinder unter besonders ausbeuterischen Bedingungen.“
Die ökologischen Folgen sind nicht minder problematisch: „Die Abholzung von Regenwäldern – auch in Schutzgebieten – ist im konventionellen Kakaoanbau weit verbreitet. Bei Schoko-Produkten ohne Bio-Zertifizierung können umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide zum Einsatz kommen. Viele davon sind so gefährlich, dass ihr Gebrauch in Europa bereits längst verboten ist. Für Menschen und Kinder, die in den Plantagen arbeiten oder in ihrer Nachbarschaft leben, kann das fatale gesundheitliche Folgen haben - in Spuren lassen sich diese Stoffe auch noch in der Schokolade nachweisen“, erklärt Martin Wildenberg.
Nur unabhängige Siegel garantieren Schokolade ohne Gift und Kinderarbeit
Unabhängige Gütesiegel mit strengen Standards sind eine wichtige Entscheidungshilfe. Manche Unternehmen setzen dennoch lieber auf eigene Nachhaltigkeitsprogramme und verzichten auf unabhängige Siegel, wie etwa die Marken Lindt, Milka und Ferrero. Unternehmenseigene Nachhaltigkeits-Initiativen sind zwar begrüßenswert, in ihrer tatsächlichen Wirkung aber oft schwer beurteilbar. Nur unabhängige Zertifizierungen bieten daher Sicherheit und Nachvollziehbarkeit. Daher wurden diese im Nikolo-Check in den Vordergrund gestellt.