Fledermäuse: Vampire der Nacht?
Wenngleich der Vampirmythos längst widerlegt ist, lässt sich mit Fledermäusen immer noch gut Spuk erzeugen – besonders zu Halloween. In Wirklichkeit sind die nützlichen Flugsäugetiere Ende Oktober meist längst im Winterschlaf.
Die Zeit der Fledermaus
Halloween und Allerheiligen stehen vor der Tür; die Nächte werden länger. Wer nach einem ausgedehnten Herbstspaziergang in den Auen an Donau, March und Thaya in den dunklen Himmel späht, wird bisweilen noch dunkle Flattertiere vorbeiflitzen sehen. Mit einiger Sicherheit handelt es sich dabei um Fledermäuse auf der Jagd. „Gerade in Augebieten sind die wendig-geschickten Fledermäuse enorm nützlich, weil sie als Insektenjäger die Belastung der Anrainer durch Gelsen reduzieren können. Eine Kolonie von 50 Mückenfledermäusen kann im Sommerhalbjahr bis zu 15 Kilogramm Insekten fressen – das ist viel effizienter und umweltschonender als die Plagegeister mit Giftstoffen zu bekämpfen“, weiß WWF-Mitarbeiter Gerhard Egger, Experte für die March-Thaya-Auen in Niederösterreich. In diesem Gebiet sind 20 Fledermausarten heimisch. Dazu gehören die Mausohren und Grauen Langohren ebenso wie der Große Abendsegler und die Zwergfledermaus.
Aufgrund ihrer nächtlichen Lebensweise wurden Fledermäuse früher mit Dunkelheit, Unheil und Tod verknüpft. Auf historischen Darstellungen verlassen die Seelen beim Sterben den Körper in Form einer Fledermaus. Daraus könnte der Vampirglaube entstanden sein, dessen Helden – von Graf Dracula bis zum „Twilight“-Charakter Edward Cullen – die menschliche Phantasie bis heute beflügeln. Es gibt tatsächlich drei Arten von Vampirfledermäusen, die sich ausschließlich von Blut ernähren; allerdings nur in Süd- und Mittelamerika. Die insgesamt 28 in Österreich vorkommenden Fledermausarten ernähren sich hingegen von Insekten.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Image der Fledermaus, dem weltweit einzigen aktiv fliegenden Säugetier, entscheidend verbessert! Die Kleinsäuger sind nicht nur nützlich, sondern auch ein Indikator für intakte Lebensräume. Im Nationalpark Donau-Auen wurde bisher rund die Hälfte der in Österreich vorkommenden Arten nachgewiesen. „Diese faszinierende Vielfalt besteht hauptsächlich aus Baumhöhlen-Bewohnern – für sie stehen hier im Nationalpark, in welchem Bäume altern dürfen, genügend Quartiere und auch Nahrung zur Verfügung. Zu den bei uns vorkommenden Vertretern zählen Wasser-, Fransen-, und Rauhautfledermaus, Breitflügelfledermaus und Braunes Langohr“, so Christian Baumgartner vom Bereich Natur & Wissenschaft. Besonders hervorzuheben ist auch die Mopsfledermaus, die europaweit einen besonders hohen Schutz genießt.
Das Vorkommen von vergleichsweise vielen Fledermäusen im Osten unseres Landes darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten heimischen Vertreter dieser Gruppe in der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere als gefährdet angeführt sind.
Fledermäuse benötigen für mehr als die Hälfte ihres Lebens höhlen- und spaltenartige Quartiere wie Baumhöhlen, Stammrisse oder Mauerspalten. Viele Fledermausarten sind Kulturfolger geworden - wenn sie geeignete Möglichkeiten an Gebäuden finden, nehmen sie diese gerne an. Als Jagdreviere dienen Wälder, Lichtungen, Wiesen und Gewässer, die reich an Insekten, Motten und Nachtschwärmern sind. In unserer dicht verbauten und stark genutzten Landschaft finden die Fledermäuse optimale Lebensräume immer seltener vor. Wer zur Verbesserung ihrer Jagdgebiete und Quartiere beitragen möchte, kann Ersatzquartiere an Gebäuden oder im Wald anbringen. Auch der Griff zu naturnahen Produkten im Garten und in der Land- und Forstwirtschaft trägt zum Schutz der Insektenfresser bei.
Fotos:
Großes Mausohr, Kleine Bartfeldermaus, Mopsfledermaus, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus Credits: Limberger.