zum Inhalt springen

Oh du nachhaltige

Das Weihnachstfest in Zahlen

Jemand bindet eine rote Schleife an einen Reisigkranz.
Foto: Kateryna Hliznitsova / unsplash

Weihnachten ist vieles: Manchmal magisch und zauberhaft, manchmal konfliktbeladen und stressig, manchmal emotional wärmend und herzlich. Aber wie sieht es mit der Nachhaltigkeit des Festes aus? Ein kurzer Überblick in der Winterzeit.

1. Oh Tannenbaum?

70 Prozent der Wohnzimmer ziert hierzulande zu Weihnachten ein echter Baum – von diesen 2,8 Millionen Bäumen stammen 89 Prozent aus Österreich. Gut so, denn je regionaler, desto umweltfreundlicher. Wichtig ist auch der Anbau: Christbäume werden in plantagenartigen „Sonderkulturen“ angebaut – konventionelle Intensivkulturen setzen viele Pestizide, Herbizide und künstlicher Dünger ein. Durch ihre offene Struktur können die Kulturen aber ein wertvoller Lebensraum für seltene Vögel, Spinnen und Laufkäfer sein – vor allem, wenn sie extensiv und naturnah bewirtschaftet werden und so auch einen deutlich geringeren Fußabdruck aufweisen. Beim Kauf kannst du auf Bio-, Naturland- oder Demeter-Zertifizierung achten.

Noch umweltfreundlicher ist ein lebender Christbaum, der im neuen Jahr wieder ins Freiland ziehen darf – zum Beispiel von greentree.at oder ögreissler.at. Damit das klappt, langsam akklimatisieren lassen, ausreichend gießen, nur kurz ins Warme und nicht neben Wärmequellen stellen. Noch besser ist ein Baum, der aus dem Wald entnommen wird, weil die Fläche sonst zu dicht bewachsen ist.

Und Bäume, die keine Bäume sind? Durch die mehrjährige Nutzung kommen Plastik-Bäume in der Umweltwirkung auf den unteren Rängen zu liegen – in der Klimawirkung spielen sie teilweise trotzdem ganz oben mit. Wenn du dich für einen Kunstbaum entscheidest: auf seriöse Anbieter und Langlebigkeit achten – je kürzer der Baum genutzt werden kann, desto höher sein Fußabdruck. Eine interessante Alternative zu Plastik könnte ein Holzgestell sein, an dem man Zweige befestigt – zum Beispiel von keinachtsbaum.de. Oder man freut sich an einem Gesteck oder einem Wandschmuck aus Tannenzweigen. Oder putzt einmal eine Zimmerpflanze auf.

Wichtig am Ende der Lebensdauer: Allen Schmuck entfernen und...

Christbäume richtig entsorgen

Auch „echte“ Christbäume gehören nicht in den Wald oder die freie Natur – sie brauchen viel zu lange, um natürlich abgebaut zu werden. Die meisten Städte und Gemeinden bieten kostenfreie Entsorgungsmöglichkeiten über die Müllabfuhr, Wertstoffhöfe und Sammelstellen. Geschreddert darf er auch in die Biotonne, auf den Kompost oder kann im eigenen Garten genutzt werden.

Möchte man einen Schnittbaum selbst verbrennen, dann mit Vorsicht:  Die trockenen Zweige können Öfen überhitzen, also nur in kleinen Mengen zugeben. Gleichzeitig ist der Stamm noch zu feucht – er sollte noch ein bis zwei Jahre trocknen, sonst werden viel Staub und Teerablagerungen frei. Weil Nadelholz Harz enthält, ist es auch nur etwas für geschlossene Kamine.

Kaputte künstliche Weihnachtsbäume gehören natürlich zum Recyclinghof oder zum Sperrmüll.

Eine Grafik zu den Umweltwirkungen des Weihnachtsfests auf dem die Umweltbelastungspunkte sowie die CO2-Äquivalente von Weihnachtsbäumen, Essen, Anreise und Getränken gegenübergestellt sind.
Gestaltung: liga.co.at

2. Bunt blinkend?

Mindestens so wichtig wie der Baum ist das, was darauf hängt. Zahlen gibt es hierfür wenige – aber viele gute Ideen: Schöne Naturdeko sind getrocknete Apfel- und Organgenscheiben, Zapfen, Strohsterne, Holzfiguren und -anhänger – selbst machen oder das heimische Kunsthandwerk unterstützen. Regionale Herkunft vermeidet lange Transportwege und verhindert, dass sich z. B. Tropenholz auf den Baum verirrt – diese Punkte gelten auch für Christbaumkugeln, die man sorgfältig auswählen und lange verwenden sollte. Schwieriger ist es mit Lametta, das oft Schadstoffe wie Schwermetalle und Weichmacher enthält. Auch auf Deko-Schnee sollte man verzichten, denn er verschmutzt den Baum und verhindert, dass dieser z. B. kompostiert werden kann.

Wenn Kerzen den Baum beleuchten sollen, dann aus Bienenwachs oder pflanzlichen Ölen – ohne Paraffin oder Palmöl. LED-Lichterketten sorgsam behandeln, viele Jahre verwenden und nur abends stundenweise einschalten – beim Kauf auf Prüfzeichen (GS, CE) achten.

3. Von Herzen

… und was darunter liegt: Auch Geschenke können enorme Fußabdrücke hinterlassen. Ein Goldkettchen, T-Shirt oder Lego-Set, das viele Jahre geliebt und genutzt wird, hat eine ganz andere Wirkung, als wenn es im Kasten oder in der Schublade versauert. Beim Schenken geht es um das, was wir uns wirklich wünschen und was wir wirklich brauchen. Manchmal ist das nur eines: einander.

Was sind Umweltbelastungspunkte?

Sie erfassen die Auswirkungen auf Klima, Biodiversität, Gesundheit eines Produktes, einer Leistung oder eines Verhaltens. Dazu erheben sie Umweltbelastungen wie CO2-Emissionen, Landnutzung und Energieverbrauch und multipliziert diese mit ihrem jeweiligen Ökofaktor. Dieser Ökofaktor basiert auf den Zielen eines Landes – sie werden größer, je weiter ein Land von seiner definierten Schwelle entfernt ist (zum Beispiel für CO2-Emissionen). Die Zahlen in diesem Artikel beziehen sich auf Erhebungen in der Schweiz, da für Österreich nicht genügend Daten vorhanden sind. Um verschiedene Bereiche des Weihnachtsfestes vergleichen zu können und eine erste Übersicht zu erhalten, sind sie trotzdem hilfreich.

Die CO2-Äquivalente sind eine andere Betrachtungsweise – sie sind absolut und von Länderzielen unabhängig, beziehen aber nicht alle Auswirkungen mit ein.

Michaela R. Reisinger

Quellen:

Coopnatura – Biodiversität in Christbaumkulturen
ESU-services GmbH. Szenarienrechner für die Umweltbelastungen von Christbäumen.
Fartmann 2018. Biodiversität von Weihnachtsbaumkulturen in Mitteleuropa.
Stucki et. al., 2012. Ökobilanz von Mahlzeiten.
Umblick Blog
Umweltbundesamt