Geben wir auf, bevor wir begonnen haben?
Wir müssen keine Verantwortung übernehmen, und warum auch, wir können eh nichts ändern, das denken acht Milliarden Menschen. Und so geben wir auf, bevor wir begonnen haben?
Ziele, deren Erreichung Wochen, Monate oder Jahre dauert, brauchen wahnsinnig viel Geduld. Auch die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, welche von fast 200 Staaten eingenommen wurden - der Ursprung vieler Projekte, das sind große globale Fragen und eine Suche nach Lösungsansätzen für Probleme, die mit Armut, Bildung, Ungleichheit, Konsum, Klima, Schutz der Biodiversität, Wirtschaftswachstum, Frieden … verbunden sind - hier gibt es teilweise oder zum großen Teil noch keine Lösungen. Kinder und Jugendliche, in uns soll investiert werden, denn wir sind die Erwachsenen von morgen, wir sind jene, die die Aufgaben der Zukunft lösen müssen werden - wir brauchen innovative kluge kreative junge Köpfe und fleißige Hände, wir brauchen Vielfalt, wir brauchen möglichst unterschiedliche Menschen, da wir nicht wissen, welche Herausforderungen die Zukunft bringt, wir wissen nicht, welche Fähigkeiten wir benötigen werden. Bildung ist hier von immenser Bedeutung - wir verbringen viele Jahre an der Schule, werden geformt, und wie das geschieht, das prägt uns für das ganze Leben. Hier wünsche ich mir Änderung.
Konkret bedeutet das eine Schule, in der sich nicht das Kind nach dem Stundenplan richtet, sondern der Stundenplan nach dem Kind. Eine Schule, die dem Kind etwas zumutet. Eine Schule, die nicht nur analysiert und bewertet sondern eine Schule, die aktiv am Aufbau einer Kultur der Menschenrechte arbeitet. Es wird gesagt, “Schule ist der Spiegel der Gesellschaft”, Diskriminierung und Ungleichheit, die “da draußen” passieren, spiegeln sich auch im Schulalltag wider.
Warum drehen wir das nicht um, und sagen: Die Gesellschaft kann der Spiegel der Schule sein. Tragen wir das, was in der Schule passiert, hinaus in die Welt - aber da müssen wir noch arbeiten, und ändern, was in der Schule passiert, vor allem wie Schule “passiert”. Wenn von klein auf sensibilisiert wird, wenn jedes Kind zufrieden ist, wenn jeder Mensch, der die Schule verlässt, für sich weiß: “Auf dieser Welt bin ich genau richtig” - dann bedeutet das, dass wir Lösungen gefunden haben, um Verletzungen wie Mobbing, Diskriminierung und Ungerechtigkeiten zu beseitigen, welche alle früheren Generationen nicht beseitigen konnten.
Das klingt alles unmöglich, doch unmögliche Dinge, wie die Geschichte zeigt, werden möglich mit der Zeit. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Recht auf Bildung alle weiteren Kinder- und Menschenrechte am besten stärken und verbreiten kann - Schule ist eine unglaublich wichtige Institution - wir alle waren oder sind an der Schule, wer nicht in der Schule ist, der hat Kinder, die zur Schule gehen, der hat Enkelkinder, Bekannte, vielleicht eine Tochter, die Lehrerin ist. Schule und Bildung sind etwas, was uns alle angeht. Alle Jugendlichen heute sind bis 2030 erwachsene Menschen, deren Handlungen und Entscheidungen in ihren Konsequenzen noch mehr Tragweite haben, als jetzt.
Wir müssen noch keine Verantwortung übernehmen, und warum auch, wir können eh nichts ändern - “Ich kann doch nichts ändern” - denken sich bald acht Milliarden Menschen. Veränderung braucht Geduld: Wer die Welt retten will, wer die Welt ändern will, braucht unmöglich viel Geduld. Wir geben auf, weil wir keine Ergebnisse sehen; wir geben auf, weil wir scheinbar noch nichts erreicht haben.
So geben wir auf, bevor wir begonnen haben - und das ist kein Problem der Jugend. Dieses Denkmuster betrifft die gesamte Bevölkerung, es betrifft jede und jeden von uns. Schlechte Gewohnheiten mit nachhaltigen zu ersetzen, das braucht Zeit. Wir haben alle, ich auf jeden Fall, schlechte Gewohnheiten, und da weiß ich ganz genau, diese Gewohnheit trägt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zur Entstehung einer besseren Welt und Gesellschaft bei. Hier muss jede und jeder von uns für sich selbst wirksame Methoden der Besserung finden. Doch genau diese kleinen, persönlichen Gewohnheiten eines jeden ergeben das große Bild, das große Problem und das große Ziel, globale Probleme zu lösen. Davon sind wir Jugendliche nicht nur direkt betroffen. Wir sind und sollen an der Verwirklichung großer Ziele beteiligt sein, denn es geht um unsere Zukunft, es geht um die Zukunft unserer Geschwister, um die Zukunft unserer Kinder. Und das alles braucht Geduld. Kinder lernen Geduld, wenn sie zum Beispiel Klavier spielen beginnen oder Tennis trainieren, Ergebnisse brauchen Zeit, deswegen sind Sport und Musik im Kindesalter so wichtig… Kunst - Der künstlerische Ausdruck braucht Geduld. Auch eine neue Sprache zu lernen braucht Geduld.
Ivana Vlahusic, 19, Rednerin/Referentin, Storytellerin/Erzählerin, Maturantin/Gymnasiastin, hat als Muttersprache Ungarisch Vatersprache Serbisch, Lieblingssprache Musik, komponiert Lieder auf Deutsch. Schreibt und liest außerdem alles mögliche, redet viel in unterschiedlichen Sprachen, reist und lernt gerne Neues kennen, neue Menschen... lebt für Begegnungen. Hier geht‘s zu ihrem Musikvideo.