Kein Geoengineering für tropische Torfe
Die Erde erwärmt sich immer schneller - zu gerne würden wir CO2 großflächig binden. Leider ist die aussichtsreich geltende Methode der „Beschleunigten Verwitterung“ in tropischen Torfmooren dafür nicht geeignet, zeigt eine neue Studie.
Wie kann man die globale Erwärmung begrenzen? „Dazu werden weltweit verschiedene Methoden diskutiert, die der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen. Eine dieser Methoden ist die Beschleunigte Verwitterung“, erklärt Dr. Alexandra Klemme. Sie hat die Auswirkungen der Beschleunigten Verwitterung auf tropische Torfböden im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersucht und herausgefunden, dass die Methode in diesen Gebieten nicht zur CO2-Reduktion geeignet ist.
Warum „Beschleunigte Verwitterung“ – und warum tropische Torfböden?
Verwitterung ist ein natürlicher Prozess, bei dem CO2 durch eine chemische Reaktion mit Gestein und Wasser gebunden und somit aus der Atmosphäre entfernt wird. „Dies geschieht extrem langsam und verursacht erst bei Betrachtung über Jahrtausende eine nennenswerte Reduzierung des atmosphärischen CO2“, so Alexandra Klemme. Bei der Methode der Beschleunigten Verwitterung werden Steine zermahlen. „Dadurch vergrößert sich die Oberfläche, an der die chemische Reaktion stattfindet, was den Verwitterungsprozess beschleunigt. Das Verteilen des pulverisierten Gesteins – beispielsweise auf landwirtschaftlichen Flächen – wird als mögliche Methode zur Reduktion des atmosphärischen CO2 diskutiert.“
Warme und feuchte Bedingungen beschleunigen die Verwitterung zusätzlich. Deshalb gehören tropische Torfmoore zu den möglichen Zielgebieten für Beschleunigte Verwitterung. Etwa die Hälfte dieser Moore liegen in Südostasien. Sie speichern riesige Mengen Kohlenstoff und nehmen in ihrem natürlichen Zustand CO2 aus der Atmosphäre auf. Heutzutage ist ein großer Teil dieser Moore in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. „Das ist in den meisten Fällen mit einer Trockenlegung verbunden und führt dazu, dass Moore von CO2-Senken in CO2-Quellen verwandelt werden“, erläutert die Bremer Physikerin. Mit dem Einsatz der Beschleunigten Verwitterung in diesen Regionen erhofft man sich, diesen CO2-Quellen entgegenzuwirken. „Zudem würde durch Beschleunigte Verwitterung der pH-Wert in den sauren Böden erhöht. Die Agrarindustrie würde dies begrüßen, weil es das Pflanzenwachstum erhöht.“
Erhöhter pH-Wert destabilisiert Torfböden
Doch daraus wird nichts, denn die Erhöhung des pH-Wertes durch den Einsatz der Beschleunigten Verwitterung würde die Torfböden destabilisieren. Wie Alexandra Klemme herausgefunden hat, erhöht dies nicht nur CO2-Emissionen von Torfböden, sondern auch den Eintrag von Kohlenstoff in Flüsse und somit CO2-Emissionen aus Flüssen und Küstengebieten. Basis für die Untersuchungen bildeten Messungen in indonesischen und malaysischen Torfflüssen, die das IUP, das ZMT und die Swinburne University in den vergangenen 10 Jahren durchgeführt haben. Die Studie zeigt: Ein erhöhter pH-Wert könnte insgesamt zu CO2-Emissionen führen, die die erwartete CO2-Aufnahme durch Beschleunigte Verwitterung übersteigt. „Diese Methode scheidet somit aus“, so die Bremer Forscherin.
Originalpublikation:
Klemme A., Rixen T., Müller M., Notholt J., Warneke T. 2022, "Destabilization of carbon in tropical peatlands by enhanced weathering", Communications Earth & Environment, https://doi.org/10.1038/s43247-022-00544-0